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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
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97, weil sie die größte zweistellige Primzahl war, und er liebte die 81, weil sie unter buchstäblich unendlich vielen Zahlen die absolut einzige war, deren Wurzel mit ihrer Quersumme übereinstimmte. Die Quadratwurzel aus 81 war neun, und acht und eins ergab ebenfalls neun. Keine andere nicht triviale Zahl im Kosmos besaß solch köstliche Symmetrie. Perfekt.
    Seine Freude an Zahlenspielereien und sein tief sitzendes Misstrauen gegenüber Geldhäusern zwangen ihn dazu, jedes Mal seinen Kontostand zu kontrollieren, wenn er Geld abhob. Er dachte immer daran, die Auszahlungsgebühr abzuziehen und jedes Vierteljahr den kümmerlichen Guthabenzins der Bank zu addieren. Aber trotz seines Misstrauens war er nie abgezockt worden. Sein Guthaben entsprach jedes Mal genau seiner Berechnung. Er war bisher nie überrascht oder enttäuscht gewesen.
    Bis zu diesem Morgen in Portland, an dem er überrascht, aber nicht gerade enttäuscht war. Weil sein Guthaben über tausend Dollar höher war als erwartet.
    Exakt eintausenddreißig Dollar höher, als Reacher sich im Kopf ausgerechnet hatte. Offenbar ein Irrtum. Ein Fehler der Bank. Eine Überweisung auf ein falsches Konto. Ein Irrtum, der sich berichtigen ließ. Behalten würde er das Geld natürlich nicht können. Er war ein Optimist, aber kein Dummkopf. Er drückte auf einen weiteren Knopf und forderte damit einen sogenannten Minikontoauszug an. Aus einem Schlitz schlängelte sich ein dünner Papierstreifen. Schwa-cher grauer Druck zeigte die letzten fünf Kontobewegungen an. Drei davon waren Abhebungen an Geldautomaten, an die er sich gut erinnerte. Eine betraf die Guthabenzinsen der Bank. Ganz unten stand eine vor drei Tagen erfolgte Einzahlung über eintausenddreißig Dollar in bar. Nun hatte er’s schwarz auf weiß. Der Papierstreifen war zu schmal für eigene Soll- und Habenspalten, deshalb stand der Betrag in Klammern, die ihn als Gutschrift auswiesen: (1030,00).
    Tausenddreißig Dollar.
    1030.
    Keine auf den ersten Blick interessante Zahl, aber Reacher starrte sie doch eine Minute lang an. Natürlich keine Primzahl. Keine gerade Zahl mit mehr als zwei Stellen konnte eine Primzahl sein. Wurzel? Etwas weniger als 10,1. Teiler? Nicht viele, aber 5 und 206 neben den auf der Hand liegenden 10 und 103 und den noch offensichtlicheren 2 und 515.
    Also 1030.
    Tausenddreißig.
    Ein Irrtum.
    Vielleicht.
    Oder vielleicht auch keiner.
    Reacher zog seine fünfzig Dollar aus dem Automaten, angelte Kleingeld aus der Tasche und machte sich auf die Suche nach einem Münztelefon.
    Eine Telefonzelle fand er im Busbahnhof. Die Nummer seiner Bank wusste er auswendig. 9.40 Uhr im Westen, 12.40 Uhr im Osten. Mittagspause in Virginia, aber bestimmt war irgendjemand da.
    Tatsächlich war jemand da. Keine Mitarbeiterin, mit der Reacher schon mal gesprochen hatte, aber eine Frau, die kompetent wirkte. Vielleicht eine leitende Angestellte, die nur über Mittag eingesprungen war. Sie nannte ihren Namen, den Reacher aber nicht verstand. Danach ratterte sie einen eingeübten Begrüßungstext herunter, der Reacher das Gefühl vermitteln sollte, ein geschätzter Kunde zu sein. Er ließ ihn über sich ergehen, dann erzählte er ihr von der Einzahlung. Sie war erstaunt, dass ein Kunde wegen eines Irrtums zu seinen Gunsten anrief.
    »War vielleicht kein Irrtum«, sagte Reacher.
    »Haben Sie die Einzahlung erwartet?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Zahlen Dritte häufig etwas auf Ihr Konto ein?«
    »Nein.«
    »Dann ist’s wahrscheinlich ein Irrtum, glauben Sie nicht?«
    »Ich muss wissen, wer den Betrag eingezahlt hat.«
    »Darf ich fragen, weshalb?«
    »Das zu erklären würde lange dauern.«
    »Ich müsste’s trotzdem wissen«, sagte die Frau. »Hier geht es um vertrauliche Informationen. Gewährt ein Irrtum der Bank einem Kunden Einblick in die finanziellen Verhältnisse eines anderen, könnte das ein Verstoß gegen alle möglichen Bestimmungen und Vorschriften und ethischen Grundsätze sein.«
    »Die Einzahlung könnte eine Nachricht sein«, sagte Reacher.
    »Eine Nachricht?«
    »Aus der Vergangenheit.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich war früher mal bei der Militärpolizei«, erklärte Reacher. »Der Funkverkehr der Militärpolizei ist verschlüsselt. Braucht ein Militärpolizist dringend Unterstützung von Kollegen, gibt er über Funk den Code zehn-dreißig durch. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Nein, ehrlich gesagt nicht.«
    Reacher sagte: »Kenne ich den Einzahler nicht, ist diese Sache ein
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