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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
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sie’s nicht, weil sie ihre Autoschlüssel nicht finden konnte.
    Neagley arbeitete bei einem privaten Sicherheitsdienst in Chicago. Das wusste er. Wenigstens hatte sie das vor vier Jahren getan, bei ihrer letzten Begegnung. Sie war ein Jahr nach ihm aus der Army ausgeschieden und hatte sich mit jemandem, den sie kannte, selbstständig gemacht. Als Partnerin, vermutete er, nicht als Angestellte.
    Er grub noch mal in seinen Taschen und förderte weitere Münzen zutage. Rief die Auskunft für Ferngespräche an. Fragte nach Chicago. Gab den Namen der Firma an, wie er sich an ihn erinnerte. Die Telefonistin wurde durch eine Computerstimme ersetzt, die ihm eine Nummer nannte. Reacher hängte ein und wählte gleich wieder. Als eine Empfangsdame sich meldete, verlangte er Frances Neagley. Er wurde höflich gebeten, einen Augenblick zu warten. Wahrscheinlich war die Firma größer, als er bisher angenommen hatte. Er hatte sich einen einzigen Raum, ein schmutziges Fenster, vielleicht zwei verkratzte Schreibtische, überquellende Aktenschränke vorgestellt. Aber die gemessenen Worte der Empfangsdame, die Klickgeräusche im Hörer und die dezente Musik, während er weiterverbunden wurde, ließen auf eine erheblich größere Firma schließen. Vielleicht zwei Stockwerke, kühle weiße Korridore, Bilder an den Wänden, ein internes Telefonverzeichnis.
    Ein Mann meldete sich: »Frances Neagleys Büro.«
    Reacher fragte: »Ist sie da?«
    »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    »Jack Reacher.«
    »Gut. Danke, dass Sie anrufen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Ms. Neagleys Assistent.«
    »Sie hat einen Assistenten?«
    »Gewiss.«
    »Ist sie da?«
    »Sie ist nach Los Angeles unterwegs. In diesem Augenblick in der Luft, glaube ich.«
    »Hat sie eine Nachricht für mich hinterlassen?«
    »Sie möchte Sie so schnell wie möglich sprechen.«
    »In Chicago?«
    »Sie ist für ein paar Tage in L.A. Ich denke, Sie sollten sie dort aufsuchen.«
    »Worum geht’s überhaupt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Es hängt nicht mit ihrer Arbeit zusammen?«
    »Ausgeschlossen. Sie hätte eine Akte angelegt. Den Fall hier diskutiert. Sie hätte sich nicht hilfesuchend an Fremde gewandt.«
    »Ich bin kein Fremder. Ich kenne sie länger als Sie.«
    »Entschuldigung. Das habe ich nicht gewusst.«
    »In welchem Hotel ist sie in L.A. ?«
    »Auch das weiß ich nicht.«
    »Wie soll ich sie dann finden?«
    »Sie hat gesagt, Sie würden sie dort aufspüren können.«
    Reacher fragte: »Was ist das – eine Art Test?«
    »Sie hat gesagt, wenn Sie sie nicht finden, könne sie Sie nicht brauchen.«
    »Alles in Ordnung mit ihr?«
    »Irgendetwas macht ihr Sorgen. Aber sie hat mir nicht verraten, was.«
    Reacher behielt den Hörer am Ohr und wandte sich von der Wand ab. Der Metallschlauch mit dem Kabel wickelte sich um seine Brust. Er sah zu den mit laufenden Motoren bereitstehenden Bussen und der Abfahrtstafel hinüber. Dann fragte er: »An wen hat sie sich noch gewandt?«
    Der Mann sagte: »Es gibt eine ganze Liste mit Namen. Aber Sie sind der Erste, der sich bei ihr meldet.«
    »Ruft sie nach der Ankunft bei Ihnen an?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Richten Sie ihr aus, dass ich unterwegs bin.«

4
    Reacher fuhr mit einem Zubringerbus zum Flughafen Portland und buchte bei United Airlines einen einfachen Flug nach LAX . Er benutzte seinen Reisepass, um sich auszuweisen, und seine Kontokarte für die Abbuchung. Der Preis für einen Flug am selben Vormittag war unverschämt hoch. Alaska Airlines wäre billiger gewesen, aber Reacher hasste diese Fluggesellschaft. Sie stellte Karten mit Bibelsprüchen auf ihre Essenstabletts. Verdarb ihm den Appetit.
    Für Reacher war die Sicherheitskontrolle ein Kinderspiel. Kabinengepäck besaß er keines. Er hatte keinen Gürtel, keine Schlüssel, kein Handy, keine Armbanduhr. Er brauchte nur sein Kleingeld in den Plastikkorb zu werfen und seine Schuhe auszuziehen und durch den Metalldetektor zu gehen. Eine Sache von dreißig Sekunden. Dann war er zum Flugsteig unterwegs – mit seinem Kleingeld wieder in der Tasche, seinen Schuhen wieder an den Füßen, in Gedanken bei Neagley.
    Nicht mit der Arbeit zusammenhängend. Also eine Privatsache. Aber so viel er wusste, hatte sie keine privaten Angelegenheiten. Kein Privatleben. Sie hatte nie eines gehabt. Natürlich hatte sie Alltagssorgen, vermutete er, und alltägliche Probleme. Wie jeder Mensch. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass sie bei solchen Dingen Hilfe brauchte. Ein lärmender
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