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Trolljagd

Trolljagd

Titel: Trolljagd
Autoren: Kris Greene
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Aussehen auch nicht verbessern. Seine feingliedrigen Hände waren von Blutergüssen übersät und mit Blut beschmiert, von dem einiges sein eigenes war; das meiste jedoch stammte von den Freunden, die er in der Nacht zuvor in der Schlacht verloren hatte.
    Die Benzinanzeige am Armaturenbrett blinkte bereits, aber sie wagten nicht anzuhalten, ehe sie Manhattan verlassen hatten oder die Sonne ganz aufgegangen war.
    Es war reines Glück gewesen, dass sie den ersten Angriff der Armee der Finsternis überlebt hatten, und in ihrem jetzigen, schwer angeschlagenen Zustand konnte ihnen nicht einmal mehr das Glück dabei helfen, einen zweiten Angriff zu überstehen.
    Die Armee der Hölle hatte sie beinahe vernichtet, und mit ihnen das Allerheiligste. Der Stretch-Hummer zog zahlreiche Blicke auf sich, als er den Franklin Delano Roosevelt Drive in Richtung Queensboro Bridge hinunterrumpelte. Schließlich sah man so einen umgebauten Hummer, auf dessen Motorhaube und Türen ein religiöses Emblem auflackiert war, nicht alle Tage. In der Mitte dreier Ringe, die den Menschen, den Dämon und den Geist symbolisierten, befand sich ein Kreuz. Dieses altertümliche Symbol hatte einst die Herzen der Feinde des Ordens in Angst und Schrecken versetzt, aber am heutigen Morgen war es nur noch eine düstere Erinnerung an all das, was verloren war.
    Die Gesichter der Insassen hatten alle einen anderen Ausdruck, aber in ihren Augen spiegelte sich die gleiche Müdigkeit. Von einem Augenblick auf den anderen waren völlig verschiedene Menschen, die sich auf den unterschiedlichsten Wegen befanden, zusammengewürfelt worden, und zwar von einem Gegenstand: dem Nimrod.
    Der Nimrod war nicht nur ein Dreizack, er war ein Objekt aus purer Magie, weder gut noch böse, und er wurde von dem Willen jenes Mannes gesteuert, dessen Seele in ihm gefangen war – dem Bischof.
    Während der Siebentägigen Belagerung war es der Bischof gewesen, den sich der Nimrod als seinen Meister auserwählt hatte, bis ihn Titus, der Verräter, bei dem Versuch, ihm diese Waffe abzujagen, abschlachtete.
    Wegen der komplizierten Beziehung zwischen Waffe und Meister war dem Bischof die letzte Ruhe verwehrt geblieben. Seine heimatlose Seele war im Inneren des Gegenstands eingekerkert, den er auf dieser Welt am meisten geliebt hatte, und er wartete auf den Moment, da er die Erde wieder betreten konnte, um alles Unreine zu tilgen. Um diesen Plan ausführen zu können, brauchte der Bischof ein williges Gefäß – und hier kam Gabriel ins Spiel. Der Bischof war davon ausgegangen, dass der Nimrod Gabriel korrumpieren würde, so wie er es Jahrhunderte zuvor mit ihm getan hatte, aber Gabriels Wille war viel stärker als gedacht.
    Mit seinen zerfledderten Kleidern und dem zerwühlten Haar hätte man Gabriel Redfeather kaum für einen Menschen gehalten, der nur wenige Stunden zuvor noch ein langweiliges Leben geführt hatte: Er sah aus wie ein Bücherwurm, hatte ausgeprägte indianische Züge und neugierige Augen, und sein größter Nervenkitzel bestand im Entziffern altertümlicher Sprachen und den Donnerstagabenden im Schachclub. Bis zu dem Tag, an dem er De Mona Sanchez traf und an dem er alles verlor – einschließlich seines freien Willens –, hatten er und sein Großvater ein ruhiges Leben in einem Reihenhäuschen in Harlem geführt.
    Zu jedermanns Überraschung, vor allem aber zu der Gabriels, hatte der Nimrod auf seine Berührung reagiert und den Geist in sich zum Leben erweckt. Der Nimrod war mit Gabriels Fleisch verschmolzen, und der Bischof versuchte in sein Herz einzudringen, indem er ihn permanent mit Machtversprechen zu verführen suchte. Die meiste Zeit hatte Gabriel das unter Kontrolle, aber die Kraft der Worte des Bischofs war nicht zu leugnen. Gabriel sah zu De Mona hinüber und verfluchte sie zum hundertsten Mal dafür, dass sie in sein Leben getreten war.
    De Mona hatte den Kopf ans Fenster gelehnt und starrte ausdruckslos in den rosa schimmernden Himmel. Die bonbonfarbenen Wolken, die die vielfältigen Lichter widerspiegelten, versetzten sie in die Zeit zurück, in der ihr Vater und ihre Mutter auf dem Jahrmarkt Zuckerwatte für sie gekauft hatten. Das war lange, bevor sie herausfand, dass sie ein Sonderling war. De Mona bewegte sich zwischen zwei Welten, der der Menschen und der der Dämonen. Ihr Vater war ein pensionierter Professor, der zum Antiquitätenhändler wurde und sich dann Hals über Kopf in eine Dämonin verliebte. Ihre Mutter, Mercy, war eine Valkrin,
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