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Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Autoren: Ulli Schwan
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dem darunter liegenden Ring, von dem der Taschencomputer den Leibwächter erfolgreich abgelenkt hatte.
    Der Leibwächter räusperte sich und wies in das Büro. Blaine folgte der Aufforderung. Das Büro war im Vergleich zu den Räumen, durch die sie hierher gekommen waren, klein. Die rechte Wand war ein einziges abgedunkeltes Fenster, die restlichen behangen mit teuren seidenen Wandteppichen und Gespinsten aus bunt schillernden geschliffenen Glassteinen. In der Mitte stand ein Schreibtisch, vor dem zwei für Menschen geeignete Stühle standen. Die Platte des Tisches schien aus schwarzem Glas zu sein, rechteckig mit abgerundeten Ecken, und ruhte auf acht Beinen. Hinter dem Tisch saß Kovo Lagan auf einem Stuhl aus zwei gespreizten Beinen, zwischen denen eine Hängematte gespannt war.
    Kovo Lagan war ein Fiberzi. Er hatte zwei Beine, aber damit waren die Ähnlichkeiten mit einem Menschen bereits erschöpft, denn die Fiberzi waren Vogelwesen. Sein Kopf wurde dominiert von einem spitzen Schnabel, und große gelbe Augen standen weit hervor. Ein blauer Federbusch verlief von der Stirn bis in den Nacken. Der Schädel saß auf einem langen, gelenkigen Hals, der ihn mit dem Torso verband.
    Hatte Lagan sein Haus auch nach dem Geschmack der Merdianer eingerichtet, so waren seine Kleider dennoch typisch für sein Volk. Er trug eine gelbe Tunika sowie eine rote Puffhose, aus der die Schwanzfedern ragten. Seine Hände und Füße hatten vier Krallen, jede einzelne war von einem goldenen Ring geschmückt. Er trug keine Schuhe, seine Krallen bohrten sich in den Gummiboden.
    «Herr DeVere», sagte Kovo Lagan und seine federlosen Flügel wedelten auf und ab. Dies war kein Zeichen für Freude oder Ähnliches, sondern nur ein unbewusster Impuls, dem die meisten Fiberzi nachgaben, ohne sich darum zu scheren, wie irritierend er auf andere Wesen wirken mochte. Blaine hatte es bis heute nicht geschafft, die Mimik oder Gestik der Fiberzi zu entschlüsseln. So wie ihm ging es den meisten Nicht-Vogelwesen, weshalb die Fiberzi als Lügner und Geschäftsleute sehr erfolgreich waren.
    Kovo Lagan trat zu seinem Gast und reichte ihm in einer merdianischen Geste die Krallenhand. Blaine ergriff und schüttelte sie. Mit schriller Stimme fragte Lagan: «Was führt Sie hierher?»
    Er will das schnell hinter sich bringen, dachte Blaine, aber so einfach werde ich es ihm nicht machen. Während beide zu ihren Plätzen gingen, griff Blaine in seine Manteltasche und zog den Hayse heraus. Er legte den Computer auf den Schreibtisch und faltete die Tastatur auseinander. «Es geht um unsere Abmachung bezüglich der Mineralvorkommen im Speil-System.»
    Mit drei Knopfdrücken hatte er die Projektionsfolie hochgefahren, auf der vier Kolonnen mit Zahlen und Buchstaben erschienen. Zwei waren grün, die anderen rot. Sie erschienen auf beiden Folienseiten, sodass sowohl Blaine als auch Lagan sie lesen konnten.
    Lagan blickte einen Moment auf die Zahlen, dann schrillte er: «Wollen Sie etwas trinken?»
    «Nein, danke.»
    «Ich habe eianisches Bier.»
    Blaine lächelte verstimmt – Bier war wohl das Einzige, was man von seinem Heimatplaneten im ganzen Universum schätzte. «Ich bin nicht durstig. Wie Sie sehen, ist die grüne Kolonne eine Umsatzprognose, die ich erstellte, als ich die Vermessungen der Mineralvorkommen im Speil-System abgeschlossen hatte. Die grünen Kolonnen zeigen meine daraus resultierenden Einnahmen. Ich ging dabei von unseren vertraglich vereinbarten drei Prozent Beteiligung an den Umsätzen aus, die Sie durch den Verkauf der Mineralien erzielen. Die roten Kolonnen zeigen die Zahlungen, die wir von Ihnen erhalten haben. Fällt Ihnen dabei etwas auf?»
    Lagan starrte die Zahlen an. «Eine gewisse Diskrepanz.»
    «Ihre Zahlungen liegen fünfzig Prozent unter meinen Berechnungen.»
    «Nun, da haben Sie sich bei Ihrer Hochrechnung offensichtlich stark verschätzt.»
    Blaine schob seinen Hayse zur Seite, um ungehindert in Lagans Augen sehen zu können. Aber natürlich konnte er die Mimik seines Gegenübers nicht durchdringen – und er hoffte, der Fiberzi würde in seinem Gesicht ebenso wenig lesen können. Er hatte viele Stunden vor dem Spiegel und beim Glücksspiel geübt, um ein professionelles Maß an mimischer Disziplin aufzubauen. Am liebsten würde ich diesem betrügerischen Federvieh seinen langen Hals verknoten, dachte er, hielt seinen Zorn jedoch unter Kontrolle. Seine Stimme klang kühl, als er sagte: «Ich denke nicht, dass meine Schätzung so
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