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Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)

Titel: Trickser: Sammelband: Der Iril-Konflikt - Zwischen allen Fronten (German Edition)
Autoren: Ulli Schwan
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herausfordernd spitze Krallen hervor.
    «Willkommen, Herr DeVere», sagte Kariskij mit gurrender Stimme auf Norm. Die weiche Aussprache war ein verwirrender Kontrast zum aggressiven Gehabe des Leibwächters.
    «Herr Lagan erwartet mich», erwiderte Blaine in der gleichen Sprache.
    Als Blaine die Tür erreichte, machte der Leibwächter eine entschuldigende Geste, zog einen schweren Sensorhandschuh über seine linke Hand und tastete damit Blaines Körper ab. Bei der linken Manteltasche gab der Handschuh Meldung.
    Blaine zog ein flaches, handtellergroßes Gerät hervor. «Mein Taschencomputer», sagte er.
    Kariskij nickte und fuhr mit seiner Untersuchung fort. Schließlich bat er Blaine, einzutreten. Blaine steckte seinen Hayse wieder ein und trat über die Schwelle.
    Er war noch nie hier gewesen. Die geschäftlichen Besprechungen, die er bisher mit Kovo Lagan geführt hatte, waren immer in der Stadt abgehalten worden. Da Blaine auf dieses Treffen gedrungen hatte und Lagan ihn zwischen andere Termine schieben musste, war Blaine in Lagans Heim eingeladen worden.
    Während sie durch die Villa gingen, betrachtete Blaine die Architektur und die zahlreichen Bilder. Alles war von einer strengen, geradezu mathematisch präzisen Schönheit; Ecken oder scharfe Kanten waren jedoch rund geschliffen, was der kühlen Exaktheit die Strenge nahm. Die Villa ist eindeutig nach merdianischem Vorbild eingerichtet, dachte Blaine, Lagan steht gern auf der Seite der Gewinner.
    So wie der merdianische Stil die Villa beherrschte, taten es die Merdianer mit diesem Teil der Galaxis. Das Merdianische Reich war in militärischer, wirtschaftlicher und auch wissenschaftlicher Hinsicht unangefochten die stärkste Macht. Über Jahrhunderte hinweg hatte es sich unaufhörlich vergrößert und seinen Machtanspruch gefestigt.
    Viele Völker ließen sich gar nicht mehr auf einen Kampf mit den Merdianern ein, sondern erklärten sich freiwillig zu einer Kolonie des Reichs. Sie erkannten die Gesetze und die Herrschaft der Merdianer an und behielten im Gegenzug ihre Religionen und umfangreiche kulturelle Freiheiten. Als freiwillige Kolonie kam man in den Genuss aller technischen Errungenschaften, die das Reich selbst entwickelte oder von anderen Welten übernahm. Zum besseren Zusammenleben hatten die Merdianer die ‹Norm› durchgesetzt, eine Verschmelzung von Gesetzen, Maßeinheiten und Währungen zu einem einheitlichen Reglement und eine Sprache, die fast alle bekannten Wesen zu sprechen verstanden. Wer nicht nach den Gesetzen der Merdianer leben wollte, wurde entweder wirtschaftlich boykottiert oder schlichtweg von der merdianischen Armee überrollt. Nur wenige Völker hatten das Glück, durch die Maschen zu schlüpfen, und noch weniger setzten sich gegen die Merdianer zur Wehr.
    Blaine DeVeres Volk, die Eianer, hatte sich zur Wehr gesetzt, immer wieder – und immer wieder verloren. Der eigentliche Krieg dauerte nicht einmal drei Jahre, nach Normzeit gemessen. Blaines Heimatwelt Eian lag relativ nahe an Merdia und war eine der ersten gewesen, die das Reich sich einverleibt hatte. Seit fast sechshundert Normjahren war sie nun schon eine Kolonie Merdias, aber immer noch gab es Aufstände und blutige Guerillakriege auf Eian. Auch in Blaines eigener Familie hatten die immer wieder ausbrechenden Auseinandersetzungen Opfer gefordert, und der Hass auf die Besatzer saß selbst noch in seiner Generation tief. Blaine selbst hielt diese Kämpfe für sinnlos, sie brachten mehr Trauer als Hoffnung. Er war davon überzeugt, dass es seinem Volk besser gehen würde, wenn es endlich in Frieden mit den Eroberern leben würde. Doch während er durch die Villa ging, mit deren Einrichtung ihr Besitzer sich Merdia so offensichtlich anbiederte, war er überzeugt davon, seine Herkunft und Kultur nie in dem Maß verleugnen zu wollen, wie es Kovo Lagan mit der seinen tat.
    Sie erreichten einen Vorraum. Es gab Sitzgelegenheiten für die unterschiedlichsten Wesen, mit denen Lagan Geschäfte machte: Stühle, Matten, Liegen und Pfähle. Linkerhand hingen Hologramm-Bilder mit Kubusdarstellungen. Daneben ragten zwei Fenster vom Boden bis zur Decke, sie waren unauffällig getönt, sodass das Sonnenlicht wie ein goldener Schimmer im Raum hing. Dieser Raum war wie alle zuvor mit hellem Gummiboden ausgelegt.
    «Warten Sie hier», sagte Lagans Leibwächter und klopfte an eine schwere Holztür.
    Blaine wandte sich den Gemälden zu. Seine Hand tastete nach dem Hayse in der Jackentasche – und
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