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Treibland

Treibland

Titel: Treibland
Autoren: Till Raether
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Erwärmung breiten sich diese Viren inzwischen bis zum Breisgau aus, das ist alles nur eine Frage der Zeit, und mit Hamburg als Tor zur Welt …»
    «Das habe ich noch nie zu jemandem gesagt», unterbrach Danowski ihn, «aber ich habe wirklich wenig geschlafen, und die Leute, die Sie an Bord der ‹Großen Freiheit› angeheuert haben, um mich einzuschüchtern, hätten mich heute fast umgebracht, und deshalb kann ich Ihnen nur mitteilen, dass ich wirklich große Lust hätte, Sie zu erschießen. Und ganz ehrlich: Es würde meine Situation nur unwesentlich verschlimmern. Wer weiß, am Ende sterbe ich sowieso noch an dem verdammten Virus, das Sie in Hamburg eingeschleppt haben.»
    «Carsten Lorsch hat es nach Hamburg gebracht», sagte Peters und ließ ihn nicht aus den Augen. «Sie werden nicht beweisen können, dass ich etwas damit zu tun habe.»
    Danowski lachte kurz. Er ahnte, dass Peters, der aus seiner Behörden- und Beamtenwelt ausgebrochen war, um sich über das Gesetz zu stellen, womöglich so etwas wie Vertrauen fassen würde zu jemandem, der ebenfalls gegen die eine oder andere Dienstvorschrift verstoßen hatte. «Sie schmeicheln mir. Niemand interessiert sich für meine Beweise. Ich bin ein psychisch instabiler Flüchtiger, der gegen die Quarantänebestimmungen verstoßen hat. Aber ich weiß: Sie haben den Virenankauf geplant. Sie hatten als Einziger die Informationen über die Unregelmäßigkeiten an der Newcastle University. Über so was wird man doch informiert als Behördenleiter.»
    «Sie sehen nicht das große Bild, Herr Danowski. Es geht hier um das Lebenswerk von Herrn Steenkamp. Dass er es jetzt selbst beschädigt, weil sein Impfstoff möglicherweise schadhaft ist, das ist eine traurige Ironie der Geschichte.»
    «Sie haben ihn gezwungen, sich auf Ihren Plan einzulassen, und später dazu, den Impfstoff einzusetzen, obwohl er noch nicht ausgereift und möglicherweise schadhaft war.»
    «Er ist ein alter Mann. Und wenn wir ihn zwingen wollten, dann zu seinem Glück. Sie wissen vielleicht, dass seine Firma in einer finanziellen Schieflage ist. Und auch, wenn er das selbst nie so sagen würde: Retten könnte ihn nur ein wirklich großer Auftrag …»
    «Sie haben geplant, dass Carsten Lorsch in Afrika seine Frau vergiftet und dass sie nach ihrer Rückkehr hier in Hamburg erkrankt, im Oktober oder November, sodass Steenkamp noch genug Zeit gehabt hätte, einwandfreien Impfstoff produzieren zu lassen. Und dann ist Lorsch das ganze außer Kontrolle geraten.»
    Danowski sah, dass kurz Schadenfreude aus Peters’ Gesicht leuchtete. «Was?», fragte er.
    «Lorsch hat sich unfassbar dumm angestellt», sagte Peters mit ehrlicher Verachtung. «Er hat das zu seiner Privatangelegenheit gemacht, er hat das Kaufmännische aus dem Blick verloren und sich mehr für seine Frauengeschichten interessiert. Und dann hatte diese andere Frau, mit der er an Bord war, Simone Bender, die Ampulle mit dem Virus gefunden, in der Whiskyflasche. Weil sie Platz im Kühlschrank schaffen wollte oder so was.»
    «Woher wissen Sie das?», fragte Danowski.
    «Lorsch hat mich angerufen», sagte Peters ohne Mitleid. «Er war in Panik, weil er die Ampulle beschädigt hat, als er sie dieser Frau Bender wegnehmen wollte. Sie dachte, er nimmt Drogen oder so etwas, und wollte sie nicht hergeben. Erst ist ihm die Ampulle runtergefallen, dann hat er sich geschnitten, als er sie aufheben wollte. Pläne, die kaufmännisch unsolide sind, enden meist im Pech.»
    «Und am Ende haben Sie Ihre Chance gesehen und Steenkamp gezwungen zu improvisieren. Und offenbar hält der Impfstoff nicht ganz das, was er verspricht. Wie hoch sind die Verträge, die die PSP harm mit dem Bundesland Hamburg gemacht hat?»
    Peters zuckte die Achseln. «Ein paar Millionen. Aber darum geht es eigentlich nicht.»
    «Ein paar Millionen?»
    «Mittlerer zweistelliger Bereich. Ein paar Fenster an der Elbphilharmonie, mit anderen Worten. Im Grunde, Herr Danowski, hätte das nicht das Thema sein können.»
    «Genug, um mich umbringen zu lassen.»
    «Ach, Herr Danowski. Glauben Sie wirklich, ich oder jemand anders hat ausdrücklich freie Mitarbeiter damit beauftragt, Sie umzubringen?»
    «Ich habe vorige Woche im Krisenstab Andeutungen darüber gemacht, dass die Ermittlungen auf etwas hinauslaufen, worüber ich nicht sprechen darf. Weil ich müde war und nicht wusste, was ich sagen sollte. Das habe ich mir aus den Fingern gesaugt. Aber Sie hat das alarmiert, und deshalb haben Sie
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