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Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Titel: Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)
Autoren: Tim K.
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ärztlichen Untersuchung, die in der Regel für den Großteil der Bewerber schon das Aus bedeutet. Man wird den gesamten Tag über auf Herz und Nieren geprüft, wobei die größten Hürden der Ruhepuls auf dem Belastungs-EKG und die Röntgenaufnahmen des Rückens sind. Auch muss man über eine gute Sehkraft verfügen (eine Brille ist Ausschlussgrund) und darf keinerlei Kreuzbandrisse oder ähnliches gehabt haben. Wie schon Jahre zuvor erhielt ich abermals mit einem freundlichen Lächeln von Dr. Pratke grünes Licht.

Tag 2:
    Der zweite Bewerbungstag ist mit Abstand der anstrengendste. Der gesamte Vormittag besteht aus körperlichen Belastungen wie etwa einem Hindernisparcours und dem berüchtigten Stuhlsteigen: Man muss auf einen Stuhl steigen, sich ganz strecken, um eine Markierung an der Wand mit den Fingern zu erreichen, und dann wieder hinuntersteigen und mit den Fingerspitzen den Boden berühren. Ein wahrer Rückensprenger. Innerhalb von fünf Minuten muss man mindestens 115 Wiederholungen schaffen. Den Hindernisparcours absolvierte ich als einer der Schnellsten und das Stuhlsteigen bestand ich mit 122 Wiederholungen ebenfalls locker. Es folgte der Höhentauglichkeitstest, bei dem die Bewerber in einer Höhe von acht Metern auf einem schmalen Brett balancieren und dabei diverse Aufgaben und Konzentrationsübungen erfüllen müssen. An diesem Tag war auch ein junger «Bild»-Reporter anwesend, der selbst aktiv an den Übungen teilnahm, sichredlich abmühte, letztlich aber bei den meisten Übungen aufgeben musste. Aber es ging bei ihm nicht um Bestehen, sondern Erleben, um einen großen Artikel mit Bildern des Tages für sein Blatt zu schreiben. Nachmittags werden die Schießleistungen mit der Dienstpistole und der MP 5 Maschinenpistole überprüft. Es muss eine Mindesttrefferanzahl erreicht werden, um zu bestehen. Leider scheiterte hier ein fähiger Mann trotz dreifacher Wiederholung der Übungen.

Tag 3:
    Der dritte Tag besteht aus mehreren Übungen, welche die Konzentration, Wahrnehmungs- und Teamfähigkeit überprüfen. Ausgerüstet mit einem Funkgerät und einem Telefon, muss man ein Objekt auf dem Bildschirm beobachten und gleichzeitig einer fiktiven Leitstelle Bericht über die Ereignisse liefern. Um die Sache wirklich schwierig und realitätsnah zu gestalten, gibt es Störungen. Mal klingelt das Telefon, mal wird man von einer Person angesprochen und gefragt, was man dort tun würde. Entscheidend ist die Wahl der Prioritäten. Gegebenenfalls müssen Ausreden herhalten, und die Reduzierung auf das Wesentliche im wiedergegebenen Geschehen ist notwendig. Eine andere Aufgabe bildet eine Gruppenübung, in der, mit Schere, Papier und anderen Utensilien „bewaffnet“, ein Turm gebaut werden muss. Entscheidend ist hier das konstruktive Arbeiten im Team, ohne dass der Einzelne zu viel tut oder sagt, aber auch nicht zu wenig. Wir kamen irgendwann nicht weiter, und ich sagte, dass wir jetzt nicht mehr so viel debattieren, sondern eine Lösung finden und umsetzen sollten. Dies gefiel unseren Beobachtern, wie mir später mitgeteilt wurde. Abschließend galt es, noch eine dienstliche Aufgabenstellung in Form eines theoretischen Einsatzes zu analysieren und durchzuplanen. Dieser Tag war nicht mein bester, aber ich meisterte ihn.

Tag 4:
    Der letzte Tag gehört der Auswahlkommission. Diese besteht aus einem „Leiter Spezialeinheiten“, einem Beamten des höheren Dienstes, mehreren anderen Kollegen aus den Reihen der SEKs und einer zivilen Person aus der Verwaltung. Den Bewerber erwarten die üblichen Fragen: „Könnten Sie sich vorstellen, einen Menschen zu erschießen, um ein anderes Menschenleben zu retten?“ Oder: „Wie würden Sie sich verhalten, wenn Sie beobachten, dass einer Ihrer Teamkollegen einen Straftäter nach der Festnahme noch schlägt?“ Das kommt in der Realität übrigens sehr häufig vor, wobei die Gewalt während der Festnahme oft noch viel eklatanter und zumeist vollkommen ungerechtfertigt ist, da der Festzunehmende sich in der Regel gar nicht erst gewehrt hat. Zu erklären ist dieses Verhalten einerseits damit, dass die SEK-Beamten eben doch nicht mental so gefestigt sind, wie sie gerne vorgeben, und andererseits schlichtweg Angst mit im Spiel ist, die sich irgendwann entladen muss. Ich gab die einstudierten und erwarteten Antworten zum Besten, um im Anschluss dazu beglückwünscht zu werden, im Januar meine Ausbildung beim SEK in B.-Stadt beginnen zu dürfen. Ich hatte es geschafft und war
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