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Treffpunkt Las Vegas

Treffpunkt Las Vegas

Titel: Treffpunkt Las Vegas
Autoren: A. A. Fair
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gerade verwunderlich«, sagte ich besänftigend.
    »Was heißt hier: nicht verwunderlich? Man hat mich ja absichtlich verhungern lassen.«
    Ich wollte keine Auseinandersetzungen und sagte aufmunternd: »Willst du nicht aussteigen?«
    Wahrscheinlich fiel ihr jetzt die Schokolade wieder ein, denn ihr mürrisches Gesicht klärte sich hoffnungsvoll auf.
    »Natürlich steige ich aus. Ich muß mir doch Schokolade kaufen.« Damit war sie auch schon draußen und stolzierte zum Warteraum, wo sie den Kiosk mit Reiseproviant, Tabakwaren und Zeitungen inspizierte, um dann zwei Tafeln Schokolade zu erstehen.
    Mein Nachbar war ebenfalls aufgestanden, schlenderte langsam hinter ihr her und sprach sie dann an. Bertha fixierte ihn mit ihren stahlharten Augen. Er ließ sich jedoch nicht einschüchtern, warf einen anerkennenden Blick auf ihre Figur und wandte sich zum Gehen. Dann aber drehte er sich noch einmal um und sagte etwas, was Bertha tatsächlich ein Lächeln entlockte.
    Ich hatte mir inzwischen eine Zeitung gekauft und überflog die Schlagzeilen. Einige Minuten später stand mein Nachbar hinter mir und flüsterte mir zu: »Na, wie steht's? Wollen wir wetten, daß ich es schaffe?«
    »Ich wette nie.«
    Er lachte. »Schade, wäre für mich eine todsichere Sache gewesen-
    Ich gehe jede Wette ein, daß sie die zweite Tafel Schokolade nicht essen wird.«
    Mit wissender Miene faltete ich meine Zeitung zusammen und fragte: »Sie hat doch zehn Cent für die Schokolade bezahlt, nicht wahr?«
    Er wußte nicht recht, worauf ich hinauswollte, und sagte erstaunt: »Ja, aber...«
    »Dann wird sie die Schokolade auch essen. Darauf können Sie sich verlassen.«
     

2
     
    Einige Stunden nach diesem Intermezzo setzte unsere Maschine über der Wüste zum Gleitflug an und schwebte tief über der blendenden weißgelben Sandfläche, von der sich einzelne Büsche und kakteenartige Gewächse dunkel abhoben. Das Flugzeug warf einen tintenschwarzen Schatten auf den unter uns vorbeijagenden Erdboden. Dann berührten die Räder den Boden, doch gab es nur ein paar leichte Stöße, ehe die Maschine ausrollte.
    »Wir sind da«, sagte ich zu Bertha, worauf der Herr neben uns überrascht fragte: »Steigen Sie auch hier aus?«
    »Ja, wir sind am Ziel. Vorläufig wenigstens.«
    »Das trifft sich ja gut. Ich nämlich auch.«
    Ich war nicht sehr erbaut, was man mir sicherlich auch anmerken konnte. Aber Bertha lächelte ihn freundlich an: »Das ist aber nett. Vielleicht sieht man sich später noch in der Stadt.«
    »Bleiben Sie lange hier?« fragte der Herr, der uns auch im Zubringerbus, der uns vom Flughafen zur Stadt brachte, nicht von der Seite wich.
    »Das kann ich noch nicht sagen«, wich ich aus.
    »Sind Sie geschäftlich hier?«
    »Ja.«
    Meine Einsilbigkeit schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. Bertha Cool saß vor uns neben dem Fahrer. Unser neuer Bekannter lehnte sich nämlich schon wieder zu mir herüber, um mir ins Ohr zu lüstern: »Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß Sie sich hier m Las Vegas nicht auskennen?«
    »So ist es.«
    Er war einfach nicht abzuschütteln.
    »Man kommt hier sehr angenehm im Sal=Sagev=Hotel unter. Der Name ist schwer zu behalten, bis man merkt, daß es einfach Las Vegas heißt, nur rückwärts gelesen. Wissen Sie, hier ist wirklich was los.
    Reno ist zwar viel bekannter, aber Las Vegas hat zumindest genau=soviel Atmosphäre, vielleicht sogar mehr. Die Stadt hier ist individueller, sie hat ein völlig eigenes Gesicht.«
    »Ich kenne beide Städte, zumindest flüchtig.«
    »Na, dann wissen Sie ja, wie es zugeht. Mir gibt diese Stadt immer neuen Auftrieb.«
    Bertha drehte sich um und sagte: »Diese Wüstenluft tut einem wirklich gut.«
    Mein Nachbar machte sitzend eine liebenswürdige Verbeugung: »Diese Luft tut nicht nur gut, sondern verleiht Ihnen auch ein prächtiges Aussehen. Sie sehen ausgezeichnet aus, wirklich: ein Bild blühender Gesundheit!«
    »Ach, das ist doch nur meine Kriegsbemalung«, sagte Bertha geschmeichelt.
    »Das Strahlen in Ihren Augen ist aber kein kosmetisches Erzeugnis, Gnädigste; wenn Sie überhaupt etwas Make=up aufgelegt haben, dann war das genauso unnötig, als wollte man eine Rose parfümieren. Wer einen so glatten und zarten Teint hat, braucht wirklich kein Make=up.«
    Wie lange mochte Bertha wohl solche Schmeicheleien nicht mehr gehört haben? Ich schaute zu ihr hinüber, um zu sehen, wie sie ihm jetzt wohl über den Mund fahren würde. Aber sonderbarerweise geschah das nicht,
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