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Treffpunkt Las Vegas

Treffpunkt Las Vegas

Titel: Treffpunkt Las Vegas
Autoren: A. A. Fair
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überraschen.
    Bertha Cool sah auf ihre Uhr und drehte sich dann zu mir um, indem sie mir einen zweifelnden Blick zuwarf. Zwei Minuten und fünfzehn Sekunden später rollten wir über die Betonbahn.
    Als wir uns von der Startbahn gelöst hatten und das Dröhnen der Motoren in ein monotones Summen übergegangen war, fielen Bertha die Augen zu. Der Herr vor mir lehnte sich so weit zu mir herüber, daß sein Gesicht dicht an meinem Ohr war, und flüsterte: »Sie wußten doch ganz genau, wie spät es wirklich war, oder?«
    »Ich bewundere Ihren Scharfsinn«, grinste ich, worauf er lachte.
    »Entschuldigen Sie bitte meine Neugier, aber das interessiert mich rein psychologisch«, flüsterte er weiter.
    »Oh, ich bitte, ich bin nicht empfindlich. Übrigens ist Psychologie ein interessantes Gebiet«, erwiderte ich.
    »Sie sind wohl in Springs Sanatorium gewesen?«
    »Die Dame, ich nicht. Sehe ich denn so aus?«
    »Ich hörte zufällig, was sie über ihre weichen Knie und über die Ärzte sagte. Ist ja auch eine recht kräftige Dame.«
    »Ja«, war meine betont einsilbige Antwort. Langsam fiel er mir mit seinen Fragen auf die Nerven. Er starrte mich einen Augenblick an und schaute dann wieder zum Fenster hinaus. Es war eine halbe Stunde vergangen, als er mich erneut ansprach: »Sie macht wohl eine Entfettungskur?«
    Ich schüttelte unwillig den Kopf. Er hatte sich schon wieder dem Fenster zugewandt, während ich mich lässig zurücklehnte und müde die Augen schloß. Aber es dauerte nicht lange, da spürte ich, daß er mich schon wieder aufs Korn nahm. Ich schlug die Augen auf und fand meine Vermutung bestätigt; mit gerunzelter Stirn blickte er zu mir herüber. Als er meinem gereizten Blick begegnete, drehte er sich hastig um. Jetzt war ich es, der das Schweigen brach. Ich winkte ihn zu mir herüber und sagte mit leiser, aber eindringlicher Stimme:
    »Der Arzt will, daß sie abnimmt. Sie hatte Grippe und Lungenentzündung. Dabei hat sie etwa einen Zentner an Gewicht verloren, und die Ärzte sagen, sie darf nicht wieder Fett ansetzen. Aber beim Essen hat sie sich noch nie Einschränkung auf erlegt; sie ißt für ihr Leben gern. So — hoffentlich war das alles, was Sie wissen wollten. Und jetzt lassen Sie mir endlich meine Ruhe. Ich möchte schlafen.«
    Das saß. Zunächst sah er reichlich verdutzt aus, mußte aber dann doch herzhaft lachen.
    »Sie haben ganz recht. Entschuldigen Sie bitte meine Aufdringlichkeit.«
    Nun gelang es mir wirklich, einige Zeit vor mich hin zu dösen. Ich erwachte erst, als wir zur Landung ansetzten. Mein Nachbar lehnte sich schon wieder zu mir herüber und tippte mir aufs Knie. Die Motoren waren schon gedrosselt, so daß er nur leise sprechen konnte, als er mich hastig fragte:
    »Wie lange hat sie denn so viel Übergewicht gehabt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Ich wußte es wirklich nicht, da ich mir nie Gedanken darüber gemacht hatte.
    »Sie sind nicht gerade zu beneiden. Es wird ein hartes Stück Arbeit sein, die Dame vom übermäßigen Essen abzuhalten.«
    Jetzt fing er wahrhaftig auch schon an, wie Doktor Crabtree zu reden! Das erboste mich.
    »Wieso ich? Soll sie doch machen, was sie will. Wenn sie sich nicht beherrschen kann, dann kann sie sich gleich ihr Begräbnis bestellen.«
    »Sind Sie denn nicht mit ihr verwandt?«
    »Nein.«
    Einen Augenblick lang schien er enttäuscht, dann meinte er: »Vieh leicht kann ich Ihnen eine kleine Hilfestellung geben und dabei gleichzeitig ein interessantes psychologisches Experiment anstellen. Ich gehe jede Wette ein, daß es schon ziemlich lange her ist, seit ein Mann sie als weibliches Wesen gewürdigt hat. Ich werde ihr jetzt mal ein wenig den Hof machen. Passen Sie mal auf, wie sie darauf reagiert.«
    »Von mir aus, aber auf Ihre Verantwortung.«
    »Aber gewiß. Ich tue es gern, es wird bestimmt interessant.«
    »Na, dann lassen Sie sich nur nicht davon abhalten.«
    Unsere Maschine schwebte in einer eleganten Kurve aus, setzte unmerklich auf die Rollbahn auf, glitt an den Hangars vorbei und kam vor dem großen Verwaltungsgebäude zum Stehen. Die freundliche Stimme der Stewardess meldete: »Zehn Minuten Aufenthalt!« Die Motoren wurden abgestellt, und die meisten Fluggäste stiegen aus.
    Auch Bertha war inzwischen aus ihrem Schlummer erwacht.
    »Nun«, fragte ich, »wie ist das werte Befinden?«
    »Puh, ich fühle mich schwach wie ein neugeborenes Kätzchen.« Sie machte ein Mitleid erweckendes Gesicht.
    »Nach der langen Krankheit ist das ja nicht
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