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Treffpunkt Las Vegas

Treffpunkt Las Vegas

Titel: Treffpunkt Las Vegas
Autoren: A. A. Fair
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anziehend ich auf ihn wirke und so weiter...«
    Ich zog die Augenbrauen hoch und gab nur ein gedehntes »ooh« von mir.
    »Natürlich habe ich diesen Heuchler keinen Augenblick ernst genommen«, fuhr sie fort. »Vielleicht bin ich im Unterbewußtsein auf einige seiner Schmeicheleien hereingefallen... soweit es sich um rein gesellschaftliche Plaudereien handelte. Aber da hat doch dieser Satansbraten heute versucht, mir plumpvertraulich den Hof zu machen, nur um zu erreichen, daß ich ihm ein wesentlich niedrigeres Honorar berechne. Ich habe diesen alten Aasgeier natürlich durchschaut. Vielleicht war ich wirklich ein bißchen geblendet, Liebling. Frauen haben nun einmal eine Schwäche für Komplimente, und es ist dann manchmal schwer, das Geschäftliche vom Privaten zu trennen. Aber nicht bei deiner Bertha! Kannst dir vorstellen, was der Scharlatan für'n Kattun von mir bekommen hat.«
    »Und ob! Aber die Dollars sind doch hoffentlich angerollt?« fragte ich.
    »Na klar, hab' ich alles bis auf den letzten Cent!« Ihre Augen funkelten triumphierend.
    Während ich auf mein Frühstück wartete, angelte ich ein paar Münzen aus der Tasche und trat vor den Spielautomaten.
    Die Besitzerin des Lokals kam im selben Augenblick zu mir und forderte mich auf: »Lassen Sie das lieber, Mr. Lam. Der ist anscheinend defekt.«
    »Was ist denn daran kaputt?« fragte ich.
    »Das kann ich auch nicht sagen. Aber ein Mann und ein Mädchen haben heute morgen etwa eine Stunde lang an dem Kasten gespielt, und innerhalb von fünf Minuten holten sie drei Hauptgewinne heraus. Stellen Sie sich vor: drei Haupttreffer! Und dazu kamen noch viel kleine Gewinne. Irgend etwas muß mit dem Automaten nicht in Ordnung sein.«
    »Wieso nehmen Sie das an? Sie haben mir doch oft von Leuten erzählt, die hier gespielt und hoch gewonnen haben.«
    »Dieser Fall von heute liegt anders«, antwortete sie ärgerlich. »Der Automat wird mir jedenfalls vorläufig nicht angefaßt. Ich habe einen Techniker bestellt, der ihn überprüfen soll.«
    Nachdenklich ging ich zu meinem Tisch zurück.
    »Was ist denn los?« fragte Bertha.
    »Ach, nichts Besonderes. Vermutlich wird mir heute jemand meinen alten Karren wiederbringen.«
    »Der ist schon da«, sagte sie. »Ich hätte beinahe vergessen, es dir zu erzählen. Unser Tankstellenwärter sagte mir, ein Mädchen habe den Wagen bei ihm für dich untergestellt. Ist ja ein fürchterlich klappriges Vehikel, Liebling.«
    Ich schwieg.
    Als die Bedienung das Frühstück brachte, war mir jeder Appetit vergangen. Meine Gedanken waren plötzlich in der Wüste, in Reno, in der Baracke...
    Bertha kratzte indessen bis auf das Eigelb den letzten Rest von ihrem Teller und sah mich dann fragend an: »Was ist auf einmal mit dir los?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe plötzlich keinen Hunger mehr.«
    »Unsinn. Man soll stets ordentlich frühstücken. Wie willst du denn anständige Arbeit leisten, wenn du nichts im Magen hast?« Dann winkte sie der Kellnerin. »Bringen Sie mir noch eine Tafel Schokolade. Die werde ich mitnehmen, falls ich in ein paar Stunden wieder so einen scheußlichen Hunger bekomme. Deine Bertha ist doch krank gewesen, sehr krank sogar, Liebling.«
    »Ich weiß, ich weiß«, pflichtete ich ihr gedankenversunken bei. »Aber jetzt hast du dich doch wieder völlig auskuriert, nicht wahr?«
    Bertha öffnete ihre Handtasche, zog Whitewells Scheck hervor und betrachtete ihn so triumphierend wie ein Torero den besiegten Stier...
    In diesem Augenblick war sie wieder ganz Bertha und mit sich höchst zufrieden.
    »Alle Welt soll es wissen: Bertha ist wieder auf Draht.«
     
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