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Treffpunkt Las Vegas

Treffpunkt Las Vegas

Titel: Treffpunkt Las Vegas
Autoren: A. A. Fair
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Anteile übertragen bekommen.«
    »Ein wirklich großzügiges Hochzeitsgeschenk«, hofierte sie ihn.
    »Sehen Sie«, fuhr Whitewell fort, »Philip hat nie viel Interesse daran gezeigt, sich richtig in eine Büroarbeit hineinzuknien. Vielleicht bin ich ihm gegenüber auch zu nachsichtig gewesen. Aber als er sich dann verliebte, wurde alles anders. Er war nahezu verrückt nach diesem Mädchen. Sie arbeitete als Sekretärin in einer Flugzeugfabrik und galt als sehr zuverlässig und selbständig in der Arbeit. Philip war von ihrer Tüchtigkeit derart beeindruckt, daß er sich ganz plötzlich umstellte. Er krempelte sich die Ärmel hoch und ging mit Enthusiasmus an die Arbeit. Es war eine Wandlung, die wie ein Wunder anmutete.«
    »Das muß doch für Sie eine große Freude gewesen sein.«
    Whitewell fand nicht gleich die richtige Antwort: »Nun ja, sicher war ich angenehm überrascht, aber...«
    »Waren Sie vielleicht gegen diese Verbindung?«
    »Eigentlich ja. Zunächst war ich überhaupt gegen jede Heirat, solange der Junge keinen richtigen Beruf hatte. Immerhin ist er jetzt achtundzwanzig Jahre alt und hat seine Zeit bislang nur mit Spielen und Reisen verbracht. Für pflichtbewußtes, systematisches Arbeiten habe ich ihn leider nie richtig gewinnen können.«
    Ich kannte diese Sorte junger Nichtstuer. »Verstehe schon. Und was ist denn nun mit dem Mädchen passiert?«
    »Sie ist verschwunden, zwei Tage vor der Hochzeit — genauer gesagt: am Zehnten dieses Monats.«
    »Hat sie denn keinerlei Nachricht hinterlassen?«
    »Das ist es ja gerade! Keine Zeile! Sie hat sich einfach in Luft aufgelöst. Wir haben nichts mehr von ihr gehört.«
    Bertha bohrte weiter. »Eines begreife ich nicht ganz. Sie waren doch gegen die Heirat. Da mußte Ihnen das Verschwinden des Mädchens doch eigentlich sehr gelegen gekommen sein. Warum lassen Sie es nicht einfach beim gegenwärtigen Zustand bewenden? Die Kleine wird doch wohl einen triftigen Grund gehabt haben, wahrscheinlich sogar etwas, was... nun ja, sagen wir mal, was sie ihnen als Schwiegertochter noch weniger angenehm gemacht hätte.«
    Whitewell winkte ab. »Daran habe ich selbst auch schon gedacht.«
    »Ja, und trotzdem wollen Sie sie suchen lassen?«
    »Es ist ja nur Philips wegen. Ich sagte Ihnen doch schon, daß das Mädchen ihn vollkommen verwandelt hatte. Ehrlich gesagt: Ich bin gegen diese Heirat. Aber die ganzen Umstände, unter denen sie verschwunden ist, sind so, daß ich sie einfach finden muß, einfach Philips wegen. Der Junge kommt mir ja ganz herunter. Er ißt kaum etwas und schläft nicht, geht herum wie ein Traumwandler, nimmt zusehends ab und sieht erschreckend bleich aus.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte ihn Bertha, »Donald wird das Mädchen finden, das garantiere ich Ihnen.«
    Er wandte sich mir wieder zu.
    »Erzählen Sie mir alles, was Sie über das Mädchen wissen«, forderte ich ihn auf.
    Sein Bericht war zusammenhängend und kurzgefaßt. »Corla — so heißt sie — war, wie ich bereits sagte, Sekretärin in einer Flugzeugfabrik. Sie bewohnte zusammen mit einem anderen Mädchen ein Apartment. An dem Tage, an dem sie verschwand, erschien sie ihrer Umgebung launisch und zerstreut. Ihre Kollegin versuchte herauszufinden, was ihr fehlte. Aber Corla behauptete, es wäre alles in bester Ordnung.
    Am Morgen des Zehnten ging sie wie gewöhnlich ins Büro. Ihr Chef erzählte mir, sie habe sich an diesem Tage nicht anders verhalten als sonst auch, nur sei sie ungewöhnlich still gewesen. Sie hatte die Betriebsleitung auch schon informiert, daß sie ihre Stellung aufgeben werde, sobald eine Nachfolgerin für sie gefunden wäre. Sie und Philip wollten ihre Hochzeitsreise deswegen etwas verschieben. Corla war sehr tüchtig, so daß ihr Chef mehrfach versucht hatte, sie zum Bleiben zu überreden. Ich erwähne das nur, damit Sie sich ein Bild davon machen können, wie gründlich und gewissenhaft sie war. Selbst wenn sie einen persönlichen Grund gehabt hätte, ihre Verlobung mit Philip zu lösen, hätte sie doch niemals ihren Chef so plötzlich aufsitzen lassen.«
    Whitewell legte eine kleine Pause ein und kaute an seiner Zigarre, die ihm beim Erzählen ausgegangen war.
    »Erzählen Sie nur weiter«, ermunterte Bertha ihn.
    » Wie mir berichtet wurde, saß sie bis zehn Uhr bei ihrem Chef zum Diktat und machte sich anschließend daran, die Post zu erledigen. Unter den Briefen, die ihr diktiert worden waren, befand sich auch ein sehr wichtiger und
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