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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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gewinnt das System mehr Macht über seine Schöpfer.
    Einige von Ihnen sehen die Zukunft in aller Klarheit. Manche Menschen wiederum haben das Gefühl, in einem riesigen Einkaufszentrum festzusitzen. Sie lassen sich ihre Angst nicht anmerken, schlendern von einem Geschäft zum nächsten und schleppen Gegenstände mit sich herum, die sie aus irgendeinem Grund gekauft haben – warum, wissen sie selbst nicht mehr. Auf den Fernsehschirmen tauchen prominente Gesichter auf, und dazu erklingt pausenlos Musik.
    Wenn die Leute glauben, keine Entscheidungsmacht mehr zu haben, bleibt ihnen immerhin die Freiheit zu kaufen, was sie wollen. Der ständige Konsumdruck unserer Gesellschaft hat nichts mit sinkender Moral zu tun. Wenn wir kaufen, fühlen wir uns stark, und nur allzu leicht lassen wir uns dahingehend manipulieren, noch mehr zu kaufen.

    Immer wieder spreche ich von Freiheit, dabei ist dieses Wort für viele von uns bedeutungslos geworden. Die Fernsehmoderatoren benutzen das Wort Freiheit, um Kriege zu rechtfertigen und die Ausdehnung des Systems zu betreiben. Unter dem Etikett ›Freiheit‹ lassen sich Flugtickets und Rasenmäher verkaufen.
    Freiheit ist die Fähigkeit, zu denken, zu handeln und sich auszudrücken. In einer freiheitlichen Gesellschaft werden unsere Rechte respektiert, solange wir anderen keinen Schaden zufügen. Egal, was man von der Menschheit hält – allein ein politisches System, das Freiheit zulässt, ist rechtens.
    Wenn man der Menschheit Gier, Gewaltbereitschaft und Intoleranz unterstellt, wird das freie Denken schlechte Führer und korrupte Institutionen entlarven.
    Pflegt man ein positives Menschenbild, kann man deutlich erkennen, wie das freie Denken neue Ideen und technische Innovationen befördert. Religiös oder politisch motivierte Diktaturen rumpeln voran wie ein alter Lastwagen, der stinkende Abgase in die Luft bläst.
    Das System steuert uns einer Welt entgegen, in der das unbehelligte Denken und der freie Ausdruck dieser Gedanken schwierig und manchmal sogar unmöglich gemacht wird. Und die Politik der Angst liefert unserer Führung immer neue Anlässe, noch strengere Kontrollmaßnahmen einzuführen.«
    Gabriel nahm die Fotos in die Hand. »Und in manchen Fällen ist die Bedrohung übertrieben oder existiert gar nicht. Die Evergreen Foundation hat hier in Kalifornien vierzehn Kinder verschleppen lassen. Aber diese Kinder sind am Leben und in Sicherheit, und ihre Aussagen werden meine Theorie bestätigen. Natürlich gibt es auf dieser Welt Terroristen, gegen deren Anschläge wir uns schützen und verteidigen müssen. Aber die Anthrax-Bedrohung in Tokio, die Bombenattentate von Paris und die vergifteten Lebensmittel in Australien sind nichts als Schritte in einem Plan, das System der totalen
Kontrolle dauerhaft einzurichten. Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen, und fragen Sie sich: Wer profitiert eigentlich von diesen Veränderungen?
    Einige von uns haben genug von der Angstmacherei und den Manipulationen. In den nächsten Tagen werden wir uns in den Vorzimmern der Macht und auf der Straße zeigen. Kommen Sie zu uns. Helfen Sie uns. Wer sonst setzt sich für die Freiheit ein? Sie haben die Wahl.«

DREIUNDVIERZIG
    P riest schaltete die Webcam aus. Gabriels Gesicht verschwand vom Monitor, und wenige Sekunden später erschien eine Nachricht auf dem Schirm. Videobotschaft erhalten und gespeichert. Gute Qualität. Schlüssel wird angehängt und unverzüglich versendet. Mein Körper ist gefesselt, aber mein Geist fliegt. Der Nachtfalke.
    Der Traveler seufzte und presste sich die Handballen an die Augen.
    »Alles in Ordnung, Gabe?«
    »Ich möchte jetzt mit niemandem mehr sprechen. Bitte ruf Simon Lumbroso an und sage ihm, er soll den Gruppen das Startsignal geben.«
    »Gute Idee. Und dann sollten wir uns ein Versteck suchen.«
    »Nein. Ich muss meinen Bruder finden.« Gabriel stand vom Schreibtisch auf. »Boone hat gesagt, er habe im El Dorado eingecheckt.«
    Priest rief Simon an, dann stiegen sie ins Auto und fuhren an den Strand. Der Traveler war schweigsam und saß schlaff gegen die Tür gelehnt auf dem Beifahrersitz. Er starrte zum Fenster hinaus, während das Licht der Reklameschilder über sein Gesicht huschte.
    »Was wirst du tun, wenn du deinen Bruder gefunden hast?«
    »Michael wird die jüngste Entwicklung als einen Rückschlag verbuchen, aber er wird nicht aufgeben. Die Halbgötter der Fünften Sphäre haben seine Sicht der Dinge verändert.«

    »Soll ich ihn
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