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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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begangen.«
    »Das wird die Tabula nicht erfreuen.«
    »Wir sollten sie mit neuen Problemen von ihrem Kummer ablenken.«
    Wörter blinkten auf dem Bildschirm. Ton gut. Bild gut. Bereit zur Übertragung. Der Nachtfalke. Priest spannte seinen ganzen Körper an und machte sich bereit. Im Laufe der letzten Jahre war das Panopticon größer und nahezu allgegenwärtig geworden, aber heute würden einige der unsichtbaren Mauern einstürzen.
    Gabriel setzte sich im Bürosessel auf. »Gebt mir noch zehn Sekunden.«
    Priest hob die Hand und zählte die letzten Sekunden rückwärts mit. Vier. Drei. Zwei. Eins.
    Und dann sprach der Traveler.

ZWEIUNDVIERZIG
    H allo, mein Name ist Gabriel Corrigan. Ich weiß, wie überrascht Sie sein müssen, mein Gesicht auf Ihrem Bildschirm zu sehen. Vielleicht drücken Sie gerade panisch auf die Löschtaste oder fragen sich, ob Sie den Rechner am besten gleich ausschalten. Zunächst möchte ich Ihnen versichern, dass Ihr Computer nicht beschädigt wurde und keine Ihrer persönlichen Dateien verloren gehen werden. Meine Nachricht an Sie ist ein einmaliger Vorgang. Nach meiner Ansprache wird das Video sich schließen und nur mit Ihrer Erlaubnis noch einmal abrufbar sein. Sie können es löschen oder ein weiteres Mal abspielen. Suchen Sie auf Ihrer Festplatte nach der Datei namens ›Offenbarung‹. In diesem Augenblick bin ich in den Vereinigten Staaten, in Kalifornien, wo schreckliche Dinge passiert sind. Vierzehn Kinder wurden verschleppt.«
    Gabriel hielt das Foto von einem der Kinder in die Webcam. »Darunter auch ein kleiner Junge namens Roberto Cabral. Sie, die Adressaten meiner Botschaft, sind unterschiedlicher Nationalität und sprechen viele verschiedene Sprachen. Aber Sie alle können sich vorstellen, welche Gefühle der Verlust eines Kindes auslöst. Die Eltern in Kalifornien leben in Angst. Sie fürchten, ihre Kinder nicht schützen zu können.
    Am Ende meiner Nachricht werde ich Ihnen Neuigkeiten zum Schicksal der Kinder mitteilen, aber zunächst muss ich erklären, wie es zu ihrem Verschwinden kam. Es handelt sich hier nicht um die Zufallstat eines irren Verbrechers. Die Kinder zu entführen war Teil eines ausgeklügelten Plans, den
mein Bruder Michael Corrigan, der momentane Vorsitzende der Evergreen Foundation, vorangetrieben hat.
    Die Stiftung ist nichts weiter als das öffentliche Gesicht einer Gruppe, die sich die ›Bruderschaft‹ nennt, eine Geheimorganisation, die schon seit vielen Jahren besteht. Ihre Mitglieder bleiben im Hintergrund, während sie die Führer dieser Welt manipulieren und zur Einführung eines Systems der totalen Überwachung nötigen. Jeder, der die Augen nicht vor den weltumfassenden Veränderungen der letzten Jahre verschließt, kann ihre Gegenwart und ihre Macht erahnen. Die Anhängerinnen und Anhänger der Bruderschaft haben ein gemeinsames Ziel: über unser Leben zu bestimmen.
    Einige von Ihnen werden sich jetzt fragen: ›Handelt es sich bei der Bruderschaft um eine rechts- oder linkslastige Gruppierung? Wo steht sie politisch?‹
    Diese Fragen sind berechtigt – aber irrelevant. Wir leben in einer Epoche der aussterbenden Ideologien. Politische Parolen fungieren höchstens noch als Schlüsselbegriffe für bestimmte kulturelle und wirtschaftliche Gruppen. In den meisten Staaten verfolgen linke und rechte Regierungen dasselbe Ziel: verstärkt jene Technologien zum Einsatz zu bringen, mittels derer sich das Leben der Bürger ausspionieren lässt. Die allgegenwärtige, elektronische Überwachung nennen wir das ›System‹.
    Einige von Ihnen sind sich des Systems längst bewusst geworden. Eines Tages sind Sie aufgewacht, haben sich umgeschaut und bemerkt, dass die Überwachungskameras allgegenwärtig sind. Es ist, als befände man sich in einem gigantischen virtuellen Gefängnis.
    Aber die Kameras bilden nur einen kleinen Teil des Systems. Alle Regierungen dieser Welt können Ihre E-Mails lesen und Ihre Telefonate durch Scannerprogramme überwachen lassen, die auf bestimmte Schlüsselbegriffe reagieren. Sicherheitsdienste und Konzerne überwachen Ihre finanziellen
Transaktionen und Ihren Kreditkartengebrauch. Ihr Handy und Ihr Auto übermitteln ständig Daten, anhand derer sich Ihr Aufenthaltsort und Ihre Aktivitäten überprüfen lassen.
    Die Kameras können wir sehen, der Rest des Gefängnisses ist unsichtbar. Hoch komplizierte Computerprogramme sammeln Informationen über Ihr Konsumverhalten, Ihre Arbeit und Ihre Krankendaten, um ein
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