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Traummann mit Zuckerkuss

Traummann mit Zuckerkuss

Titel: Traummann mit Zuckerkuss
Autoren: Lizzie Beaton
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wurde, dass er zu zerstreut war, um noch alleine zu leben. Nach einem langen Leben in Nordengland hatte Issy ihn nur ungern in den Süden verpflanzt, um ihn so oft wie möglich besuchen zu können, ihr war es jedoch wichtig, ihn in ihrer Nähe zu haben. Joe hatte natürlich gemurrt, aber das hätte er ohnehin, immerhin war er nun an einem Ort untergebracht, an dem er nicht morgens um fünf aufstehen und Brotteig kneten durfte.
    Also konnte er genauso gut hier knurrig sein, wo sie ein Auge auf ihn haben konnte. Außerdem gab es ja sonst niemanden, der sich um ihn kümmerte. Und die drei Läden mit ihren stolzen, glänzenden Messingklinken und den Schildern, die verkündeten, dass es sich um » elektrische Bäckereien« handelte, gab es längst nicht mehr. Sie waren Supermärkten und Ketten zum Opfer gefallen, die lieber billiges Weißbrot anboten als handgeformte, teurere Laibe.
    Wie so oft betrachtete Grampa Joe durchs Fenster den Januarregen und las ihre Gedanken.
    » Hast du in letzter Zeit etwas von… deiner Mutter gehört?«, fragte er.
    Issy nickte. Ihr fiel immer wieder auf, wie ungern er den Namen seiner eigenen Tochter aussprach. Als Bäckerstochter hatte sich Marian nie wohlgefühlt. Und Issys Großmutter hatte auch keinen großen Einfluss gehabt, weil sie früh gestorben war. Da Gramps von morgens bis abends nur gearbeitet hatte, hatte Marian schon rebelliert, noch bevor sie dieses Wort auch nur schreiben konnte. Als Teenager war sie in schlechte Gesellschaft geraten, hatte mit älteren Jungen abgehangen und war früh von einem Mann schwanger geworden, der zum fahrenden Volk gehörte und von dem Issy nichts geblieben war als das schwarze Haar und die dichten Augenbrauen. Marian war ein viel zu ruheloser Geist, um sich bändigen zu lassen, also hatte sie ihr einziges Kind zurückgelassen und sich auf die Suche nach sich selbst gemacht.
    Während ihrer Kindheit hatte Issy die meiste Zeit in der Bäckerei verbracht und Gramps dabei zugesehen, wie er kraftvoll den Teig knetete oder mit Fingerspitzengefühl die leichtesten, zartesten Kuchen oder Torten gestaltete, die dann beinahe auf der Zunge zergingen. Obgleich er für jeden Laden Bäcker ausgebildet hatte, hatte er weiterhin auch selbst mit angepackt, und das war mit einer der Gründe, warum Randall’s einst die beliebteste Bäckerei in Manchester gewesen war.
    Issy hatte unzählige Stunden damit verbracht, unter den großen Cable-Street-Öfen ihre Hausaufgaben zu erledigen, und dabei mit jeder Pore all die Zeit, Handfertigkeit und Sorgfalt in sich aufgesogen, die einen großen Bäcker ausmachen. Sie war viel konventioneller als ihre Mutter und vergötterte ihren Großvater. In der Backstube war es für sie gemütlich, und sie fühlte sich sicher, obgleich sie natürlich wusste, dass sie anders war als ihre Schulkameraden, die in ihre Häuschen zurückkehrten, in denen Mütter auf sie warteten und Väter, die für die Stadt arbeiteten, und Hunde und Geschwister. Dort aß man bei Nachbarn Kartoffelwaffeln mit Ketchup und wurde nicht schon im Morgengrauen vom Geruch frisch aufgehender Brote geweckt.
    Marian hätte es besser wissen müssen, immerhin war auch sie ohne Mutter aufgewachsen, aber jetzt, mit einunddreißig, hatte Issy ihrer getriebenen, ruhelosen Mum längst vergeben.
    Es ging ihr ja gar nicht um die Sporttage oder die Schulausflüge– schließlich hatte ihr Großvater sich keine dieser Aktivitäten entgehen lassen–, und sie war auch überaus beliebt gewesen, immerhin hatte sie zu besonderen Anlässen in der Schule fast immer eine Schachtel Scones oder French Cakes mitgebracht, die die strengen Kriterien für den Verkauf nicht erfüllt hatten. Die Festgelage an ihrem Geburtstag waren in der Gegend außerdem legendär. Sie hätte sich nur gewünscht, dass es jemanden in ihrem Leben gab, der sich etwas mehr für Mode interessierte– ihr Großvater hatte ihr, ungeachtet ihres Alters, ihrer Kleidergröße oder ihres persönlichen Stils jedes Jahr zu Weihnachten zwei Baumwollkleidchen und eins aus Wolle gekauft, während ihre Freundinnen Stulpen und Ananas-T-Shirts getragen hatten. Ihre Mutter war regelmäßig mit seltsamen Hippieklamotten aufgetaucht, die sie bei Festivals verkauft hatte und die aus Hanf oder kratziger Lamawolle oder einem ähnlich unpraktischen Material hergestellt waren. Aber es hatte Issy in der gemütlichen Wohnung über der Bäckerei, in der Gramps und sie Apfelkuchen gegessen und Dad’s Army geguckt hatten, nie an Liebe
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