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Traummann mit Zuckerkuss

Traummann mit Zuckerkuss

Titel: Traummann mit Zuckerkuss
Autoren: Lizzie Beaton
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gefehlt. Selbst Marian, die Issy bei ihren Stippvisiten stets eingeschärft hatte, keinem Mann über den Weg zu trauen, die Finger vom Cidre zu lassen und immer ihrem Regenbogen zu folgen, war eine liebevolle Mutter. Wenn Issy allerdings sah, wie andere Familien im Park herumtollten oder Eltern ihr Neugeborenes im Arm hielten, dann zog sich in ihrer Magengrube etwas zusammen, und das Verlangen nach Tradition und Sicherheit nagte an ihr.
    Wer die Familie kannte, für den war es nicht verwunderlich, dass Issy Randall zur verlässlichsten und konventionellsten jungen Frau heranwuchs, die man sich nur vorstellen konnte. Gute Abschlussnoten in der Schule, ein gutes College und nun ein guter Job in einer aufstrebenden Firma für Immobilienentwicklung in der City. Als sie alt genug gewesen war, um in die Arbeitswelt einzusteigen, waren Gramps’ Bäckereien längst verkauft: Sie waren seinem voranschreitenden Alter und den modernen Zeiten zum Opfer gefallen. Und außerdem hatte sie schließlich eine Ausbildung, wie er oft (traurig, dachte sie manchmal) bemerkt hatte; sie wollte doch sicher nicht für den Rest ihres Lebens im Morgengrauen aufstehen und schwere körperliche Arbeit erledigen. Auf sie wartete eine bessere Zukunft.
    Aber tief in ihrem Inneren war da dennoch die Leidenschaft für den Trost, den die Küche bieten konnte– für Cremehörnchen mit der perfekten Balance aus zarter Füllung und leichtem, luftigen Blätterteig mit krachenden Diamantkristallen aus weißem Zucker. Für Karfreitagsbrötchen, die bei Randall’s in der Fastenzeit gebacken wurden, und zwar nur in der Fastenzeit, und deren Aroma von Zimt, Rosinen und Orangenschale die halbe Straße in einen wunderbaren Geruch einhüllte; für eine perfekt aufgetragene Buttercremehaube auf dem allerhöchsten, leichtesten, luftigsten Zitronencupcake. All das liebte Issy, und daher stellte sie Gramps eine kleine Aufgabe: Sie ließ ihn so viele seiner Rezepte wie möglich auf Papier festhalten, falls oder bevor er sie vergessen würde, auch wenn das keiner von ihnen so in Worte fasste.
    » Ich hab eine E-Mail von Mum bekommen«, sagte Issy. » Sie ist in Florida und hat dort einen Typen namens Brick kennengelernt. Wirklich. Brick. So heißt der.«
    » Wenigstens ist es dieses Mal ein Mann«, schniefte ihr Großvater.
    Issy warf ihm einen Blick zu. » Na! Sie meinte, sie würde vielleicht zu meinem Geburtstag kommen. Im Sommer. Andererseits hatte sie auch gesagt, dass sie uns an Weihnachten besuchen würde, und ist dann nicht aufgetaucht.«
    Issy hatte die Feiertage mit Gramps im Wohnheim verbracht. Die Mitarbeiter hatten wirklich ihr Bestes gegeben, aber es war wirklich nicht besonders gewesen.
    » Egal.« Issy versuchte sich an einem Lächeln. » Sie klang glücklich. Meinte, dass es ihr da drüben wirklich gut gefällt. Und sie hat gesagt, ich sollte dich mal rüberschicken, damit du ein bisschen Sonne tankst.«
    Issy und ihr Großvater sahen sich an und brachen dann in Gelächter aus.
    » Klar«, sagte Gramps. » Ich springe mal eben ins nächste Flugzeug nach Florida. Taxi! Zum London Airport bitte!«
    Issy schob den Zettel in ihre Handtasche und stand auf.
    » Ich muss los«, sagte sie. » Hm, mach doch mit den Rezepten weiter. Aber sie können ruhig, du weißt schon, ganz normal sein, wenn du willst.«
    » Normal.«
    Sie küsste ihn auf die Stirn.
    » Bis nächste Woche.«
    Issy stieg aus dem Bus. Draußen war es klirrend kalt. Nach Neujahr hatte es einmal kurz geschneit, aber davon war jetzt nur noch schmutziger Matsch übrig. Am Anfang hatte der Schnee ja noch ganz hübsch ausgesehen, aber nun wurde er an den Rändern langsam schwarz, vor allem der hinter dem schmiedeeisernen Zaun der Stadtverwaltung von Stoke Newington, dem stattlichen Gebäude am Ende der Straße. Dennoch freute sich Issy beim Aussteigen. Das war jetzt ihr Zuhause, Stoke Newington, das Künstlerviertel, in dem sie bei ihrem Umzug gelandet war.
    Hier vermischte sich das Aroma der Wasserpfeifen aus kleinen türkischen Cafés in der Stamford Road mit Räucherstäbchen-Duft aus Alles-für-ein-Pfund-Läden, die sich neben teuren Baby-Boutiquen drängten, in denen sie Designer-Gummistiefel für Kinder und Spielzeugunikate aus Holz feilboten, beäugt von Kunden mit chassidischen Ringellocken oder Kopftüchern, Frauen mit bauchfreien Tops, die Kreolisch sprachen, jungen Müttern mit Kinderwagen und älteren Müttern mit Doppelkinderwagen. Ihr Freund Tobes hatte zwar mal scherzhaft bemerkt,
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