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Traummann mit Zuckerkuss

Traummann mit Zuckerkuss

Titel: Traummann mit Zuckerkuss
Autoren: Lizzie Beaton
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dass ihre Nachbarschaft ihn an die Bar aus Star Wars erinnerte, Issy fand es jedoch toll. Sie liebte das süße jamaikanische Brot, das Honigbaklava neben der Kasse in den Lebensmittelgeschäften, die kleinen indischen Süßigkeiten aus getrockneter Milch und Zucker oder die staubigen Stückchen Turkish Delight. Es gefiel ihr, dass fremdartige Essensgerüche in der Luft lagen, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam, und dass die Gebäude der Gegend so bunt zusammengewürfelt wirkten– hier standen hübsche, schlichte Reihenhäuschen neben großen Mietblöcken und renovierten alten Backsteinbauten. An der Albion Road reihten sich seltsame Lädchen, Hähnchenbuden, Taxiunternehmen und große graue Gebäude aneinander. Es war weder ein Gewerbegebiet noch eine Wohngegend, sondern lag irgendwie dazwischen. Früher hatte es sich um eine Durchgangsstraße gehandelt, die zu den Städtchen rings um London geführt hatte, inzwischen hatte sich die Metropole diese Gebiete längst einverleibt.
    Die imposanten grauen Häuser stammten aus der viktorianischen Epoche und gehörten eher in die gehobene Preisklasse. Einige von ihnen waren jedoch noch immer in schäbige Wohnungen unterteilt, vor denen Fahrräder und feuchte Mülltonnen in den Vorgärten standen. Dort überklebte man die alten Namen auf den Klingelschildern mit Kreppband, und auf dem Bürgersteig stapelten sich Schachteln mit Recyclinggut. Andere dieser Bauten hatte man hingegen in Einfamilienhäuser zurückverwandelt und aufgewertet, mit renovierten Haustüren aus Eichenholz, Buchsbaumfiguren auf der Treppe und teuren Vorhängen, polierten Parkettfußböden, wieder freigelegten Kaminen und großen Spiegeln. An dieser Gegend liebte Issy die Mischung aus schäbig und neu, traditionell und ungehobelt, pfiffig und alternativ. Hier gab es Friedhöfe mit windschiefen Grabsteinen, überfüllte Bürgersteige und einen Blick auf die Hochhäuser der Innenstadt am Horizont… In Stokey lebten alle möglichen Menschen, die Gegend fühlte sich an wie ein Mikrokosmos von London, wie ein Dorf, das wahre Herz der Stadt. Und sie war weitaus günstiger als Islington.
    Issy wohnte hier bereits seit vier Jahren, seit sie Südlondon verlassen und die erste Stufe der Immobilienleiter erklommen hatte. Der einzige Nachteil war, dass sie keinen Anschluss mehr an das U-Bahn-Netz hatte. Sie hatte sich zwar eingeredet, dass ihr das gar nichts ausmachte, an einem Abend wie diesem, wenn der Wind zwischen den Häusern pfiff und Nasen in tropfende rote Wasserhähne verwandelte, dann dachte sie jedoch manchmal, dass es vielleicht doch ein Problem war. Wenn auch nur ein ganz kleines. Für die schicken, heißen Mummys in den großen grauen Häusern war das okay, die fuhren ja alle einen Geländewagen. Wenn sie die manchmal spazieren gehen sah, mit ihren riesigen, teuren Kinderwagen und den zierlichen, teuren Körpern, dann… dann fragte sie sich, wie alt sie wohl waren. Jünger als sie? Einunddreißig war ja noch nicht alt, heutzutage jedenfalls nicht mehr. Aber angesichts der kleinen Kinder und der Strähnchen im Haar und ihrer Häuser, in denen schicke Tapeten die Wände schmückten… da ging ihr das schon durch den Kopf. Manchmal.
    Direkt hinter der Bushaltestelle lag eine kleine Sackgasse. Darin reihten sich winzige Lädchen aneinander, alte Gebäude, die noch aus der Zeit des viktorianischen Booms stammten. Sie hatten einst Ställe oder Gemüselädchen beherbergt, waren urig und hatten eine seltsame Raumaufteilung. Da gab es einen Eisenwarenladen mit uralten Besen, Retro-Toastern zu überhöhten Preisen und einer traurig wirkenden Waschmaschine, die bereits im Schaufenster stand, seit Issy zu dieser Bushaltestelle kam; ein Telefon/ WLAN /Internet-Café mit seltsamen Öffnungszeiten, das seine Kunden aufforderte, Geld in ihre Heimat zu schicken, und zur Straße hin einen Zeitungskiosk, in dem Issy ihre Zeitschriften und Bountys kaufte.
    Ganz am Ende des Gässchens stand in eine Ecke gedrängt ein Gebäude, das so wirkte, als hätte man es erst im Nachhinein hinzugefügt, vielleicht, um die übriggebliebenen Backsteine zu verarbeiten. Es lief an einer Seite spitz zu, sodass das Fenster als gläserne Ecke hervorragte. Auf der anderen Seite wurde der Raum immer weiter und endete schließlich in einer breiten Bank. Die Tür führte hinaus auf einen kleinen gepflasterten Hof, in dem ein Baum stand. Dieses Lokal wirkte beinahe fehl am Platze, es kam Issy vor wie eine kleine, einladende Oase auf einem
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