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Traummann mit Zuckerkuss

Traummann mit Zuckerkuss

Titel: Traummann mit Zuckerkuss
Autoren: Lizzie Beaton
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endlich auftauchte und sie zu ihren Läden und Büros brachte, in die City und ins West End von London, sie über die Verkehrsadern der Metropole verteilte, in Islington und der Oxford Street, und sie dann abends in Kälte und Dunkelheit wieder einsammelte, wenn ihre müden Körper die Scheiben beschlagen ließen, auf die heimkehrende Schulkinder Gesichter malten und Teenager einen Penis.
    » Hallo«, sagte Issy zu Linda, der Dame mittleren Alters, die bei John Lewis arbeitete und mit der sie sich gelegentlich unterhielt. » Frohes neues Jahr!«
    » Frohes Neues!«, antwortete Linda. » Und, hast du gute Vorsätze?«
    Issy seufzte und fasste sich unwillkürlich an die Hüfte, wo ihr Kleid etwas zu eng saß. Bei diesem fiesen Wetter und den kurzen, dunklen Tagen hatte sie viel mehr Lust dazu, zu Hause zu bleiben und zu backen, als auszugehen, Sport zu machen und Salat zu essen. An Weihnachten hatte sie auch dem Krankenhaus sehr viel Kuchen gespendet.
    » Na ja, das Übliche«, sagte Issy. » Ein bisschen abnehmen…«
    » Oh, das brauchst du doch nicht«, entgegnete Linda. » An deiner Figur ist nichts auszusetzen!« Linda hatte die typischen Formen einer Frau mittleren Alters, mit durchgehendem großem Busen, ausladenden Hüften und den bequemsten Schuhen, die sie für die Arbeit in der Kurzwarenabteilung finden konnte, wo sie den ganzen Tag auf den Beinen war. » Du siehst toll aus. Schieß jetzt mal ein Foto von dir und sieh es dir in zehn Jahren noch mal an, wenn du mir nicht glaubst. Du wirst nicht fassen, wie gut du mal ausgesehen hast.« Sie konnte nicht anders, als auf die Dose zu schielen, die die junge Frau dabeihatte. Issy seufzte.
    » Die sind fürs Büro«, sagte sie.
    » Natürlich«, sagte Linda. Jetzt kamen auch die anderen Wartenden aus der Schlange herbei, schauten Issy fragend an und erkundigten sich danach, wie Weihnachten denn bei ihr gelaufen war. Sie stöhnte.
    » Okay, ihr Vielfraße.« Sie öffnete die Dose. Windgebeutelte Gesichter lächelten und zeigten winterliche Zähne. iPod-Hörer wurden aus Ohren gezogen, als sich die ganze Bushaltestelle auf die Marmeladencakes stürzte. Issy hatte wie immer doppelt so viele gemacht, um notfalls nicht nur das Büro, sondern auch die Bushaltestelle mit durchfüttern zu können.
    » Die sind einfach unglaublich«, verkündete ein Mann mit vollem Mund. » Weißt du, du könntest das wirklich beruflich machen!«
    » Bei euch kommt mir das manchmal auch wie ein Vollzeitjob vor«, meinte Issy, errötete aber trotzdem stolz, als sich die Menge um sie scharte. » Frohes neues Jahr euch allen!«
    Die ganze Warteschlange begann nun zu plaudern und munter zu werden. Linda hatte natürlich nichts anderes im Kopf als die Hochzeit ihrer Tochter Leanne. Leanne war Fußpflegerin und die Erste in ihrer Familie, die aufs College gegangen war, und sie heiratete einen Industriechemiker. Linda war stolz wie Oskar und organisierte die ganze Sache. Sie hatte ja keine Ahnung, wie schwierig es für Issy war, einer Mutter zuzuhören, die nichts weiter wollte, als sich an dem Tag, an dem ihre sechsundzwanzigjährige Tochter einen wunderbaren Mann heiratete, in ein Mieder zu zwängen.
    Linda ging davon aus, dass es auch in Issys Leben einen jungen Mann gab, wollte sich aber nicht in ihre Angelegenheiten mischen. Diese Karrierefrauen heutzutage ließen sich doch mit so etwas Zeit, oder nicht? Aber sie sollte langsam schon in die Gänge kommen. So ein hübsches Mädchen, das auch noch kochen konnte, man sollte doch meinen, dass die Männer sich um sie reißen würden. Aber hier stand sie immer noch und nahm ganz alleine den Bus. Linda hoffte, Leanne würde schnell schwanger werden, sie freute sich nämlich schon darauf, auch mal in der Babyabteilung von ihrem Angestelltenrabatt Gebrauch zu machen.
    Noch immer war der Bus nicht in Sicht. Issy schloss ihre Dose und warf einen Blick über die Schulter rüber zum Pear Tree Court. Der seltsam geschnittene Laden mit den heruntergelassenen Gittern wirkte im trostlosen grauen Licht des Londoner Januarmorgens wie ein mürrischer Langschläfer, und vor der Tür warteten Müllsäcke darauf, abgeholt zu werden.
    Im Laufe der letzten vier Jahre hatte immer wieder jemand versucht, dort das ein oder andere Geschäft anzusiedeln, es waren jedoch alle gescheitert. Möglicherweise lag es daran, dass die Gegend dann doch nicht so sehr im Kommen war, oder vielleicht am Eisenwarenhändler direkt nebenan. Auf jeden Fall war der Laden für Kinderkleidung
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