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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
Autoren: Maggy Sehl
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Aha.
    „Die Wunde am Kopf muss genäht werden, da reicht ein Pflaster nicht aus. Ich habe desinfiziert, aber kein Nähmaterial. Christoph ist gleich hier, der hat seine Arzttasche stets im Wagen, keine Sorge, in wenigen Tagen siehst du wieder aus wie neu!“
    Ganz fürsorglich streichelte er meine Wange und begab sich dann nach draußen, um zu rauchen. Das Du war mir nicht entgangen. Vielleicht hatte er mich tatsächlich in seinen kleinen Familienkreis aufgenommen, und ein paar seiner Sorgen galten auch mir. Ich war für einen winzigen Augenblick ganz gerührt, aber eben nur für einen winzigen.
     
    Mit Christophs Erscheinen, stattlich wie in meiner verklärten Erinnerung, änderte sich die Stimmung ein wenig. Zuvorkommend versorgte er mein Loch im Kopf (auf das nur ja nicht meine wenigen Geistesblitze daraus verschwänden), nähte mit chirurgischer Präzision, und war ganz Herr der Situation. Und doch, irgendwas stimmte nicht zwischen ihm und Brügge, zwischen ihm und mir. Ich konnte mir in meinem beginnenden Fieberwahn keinen Reim darauf machen und war auch zu geschwächt und leidend, um dem Ganzen eine größere Aufmerksamkeit zu zollen. Mein Knöchel war nicht gebrochen, aber Brügge ließ es sich nicht nehmen, mich ins Bett zu tragen. Er war wirklich ein starker Kerl.
    Als ich am Einschlafen war, kam Christoph noch einmal kurz an mein Bett, um nach mir zu sehen. Ich bekam sogar einen Kuss auf meine ramponierte Stirn, aber weiter leider nichts. War die Romanze vorbei, bevor sie begonnen hatte? Christoph nicht mehr als eine Fiktion, eine Mär, meinem schwärmerischem Hirn entsprungen? Ein wenig geknickt nickte ich ein.
    Ich verschlief den Folgetag, und den Tag darauf nahm ich, in einen leichten Dämmerzustand versunken, aus der Ferne, auf der Schaukel sitzend, wahr.
    Christoph war rührend, aber stets auf Abstand. Ich konnte sein Verhalten durchaus nachvollziehen. Denn, um ehrlich zu sein, in meiner momentanen Lage entsprach ich mehr einer unansehnlichen Schabracke denn einer Femme fatale.
    Und doch, der Zauber von damals, den Christoph auf so wunderbare Art zu versprühen im Stande war, wo war der geblieben? Lag es an ihm oder mir?
    Was war nötig, um seine Aufmerksamkeit zu wecken? Gesunden? Mich etwas infantil geben, oder im Gegenzug eine Verruchtheit an den Tag legen, von der Männer nur so träumen. Mit Wickel um den Kopf wirkt eine Circe ja wohl eher grotesk.
     
    Abreise. Fern von jeder emotionsgeladenen Annäherung zu Christoph jammerte ich innerlich in mich hinein. Den Kerl konnte, musste, sollte ich mir abschminken. Ein für allemal. Der war an mir ebenso wenig interessiert wie ein Hund an einer Salatgurke.
    „Ich werde anrufen und nachfragen, wie es dir geht, Antonia, und Fäden ziehen kommen“, er fuhr davon, bevor ich noch ein hoffnungsschwangeres ‚Ja‘ krächzen konnte.
     
    Den Kopf bandagiert saß ich schweigend auf dem Beifahrersitz und blickte aus dem Autofenster hinaus in den Himmel. Seit meinem vermaledeiten Unfall hatte er nicht aufgeklart, war stur bei einem Grau in Grau geblieben.
    Die bezahlten Urlaubstage waren vorüber. Das Radio lief, die Kinder auf der Rückbank schwiegen. Aus der Insel auf dem Dach war die Luft herausgelassen worden, es ging gen Berlin.
    Und dass das mal klar war, zuallererst und überhaupt würde ich die kommenden Wochen freinehmen.
     
    Christoph hatte übrigens nicht angerufen, die Fäden zog mir mein Hausarzt. Manche Geschichten sind es vielleicht ja doch nicht wert, aufgeschrieben zu werden, wenn es nicht einmal ein Ende dafür gibt.
     
    Nonchalant, seine Mutter war ja zurück von der Gartenbeschau, hatte Brügge mir frei gegeben. So war ich für ein paar Tage zu meinen Eltern gefahren, um mich umsorgen zu lassen. Manchmal braucht auch eine erwachsene Frau ein wenig mütterliche Aufmerksamkeit. Mein Bruder schickte lebhafte Darstellungen seiner Europareise via Mail samt Fotos von ihm und Maja vor der Akropolis, in italienischen Olivenhainen stehend, aus Paris und zuletzt aus den schottischen Highlands.
    Ich besuchte eine Freundin aus Kindertagen, die frisch entbunden hatte. Sie hielt ihr runzliges, rotgesichtiges Baby als heiligen Gral in den Armen.
    „Ach Antonia, es gibt doch nichts Erhebenderes als die Mutterschaft!“
    Ihre Glückshormone würden sich schon bald aufgebraucht haben, dessen war ich mir sicher. Als Geschenk ließ ich einen bernsteinfarbenen Nuckel aus dem Bioladen und eine Holzrassel zurück.
    Peter war wieder Single. Wer nicht hören
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