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Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman

Titel: Traummann in Klischee - ein heiterer Frauenroman
Autoren: Maggy Sehl
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der Grundschule hatten wohl nicht ausgereicht. Das war mir das letzte Mal in diesem Ausmaß als Kind passiert mit sechs. Ich hatte gerade Fahrrad fahren gelernt und meine Eltern waren der irrsinnigen Meinung, mit mir eine Riesenradtour unternehmen zu müssen. Bereits nach zwei Kilometern mussten wir einen steilen Berg hinunterfahren, und ich hatte kurzerhand vergessen, wie man bremste.
    Ich rappelte mich auf und erkannte das Dilemma. Ich war mit dem Rad geradewegs unachtsam in ein extrem tiefes Loch gefahren. Humpelnd begab ich mich zu Konrad und befreite ihn sorgenvoll aus seiner misslichen Lage.
    Er war nicht verletzt. Ich setzte mich auf den nassen Boden.
    „Man, das sah lustig aus, wie du über das Rad gerollt bist.“
    „Fühlte sich aber gar nicht lustig an. Dir geht es wirklich gut?“
    „Ja, aber du blutest, guck mal. Is habe gar kein Aua.“
    „Dann ist ja gut!“, lächelte ich aufmunternd.
    „Tut das weh?“
    Konrad kniete sich neben mich und begann, meine Verletzungen liebevoll zu bepusten.
    „Ach Quatsch, gar nicht“, was gelogen war, aber ein Indianer kennt keinen Schmerz. Ich erhob mich ächzend und hob das Fahrrad, dessen Vorderrad eine angedeutete Acht aufwies, auf. Es regnete noch immer. Die Weinflasche war entzweigegangen und hatte einen der Einkaufsbeutel in tiefes Rot getränkt. Ansonsten schienen wenigstens die Lebensmittel keinen weiteren Schaden genommen zu haben.
    „So mein Konrad, magst du dich wieder auf den Sitz setzen, ich schieb jetzt das Rad nach Hause?“
    „Ne, der is nass!“
    „Aber das bist du doch auch?“
    „Aber dann sieht das aus, als hätte is eingepullert, und das mache is nis mehr!“
    „Magst du dann laufen und noch ein wenig für mich singen? Schieben wir das Fahrrad eben gemeinsam nach Hause.“
    Ich rollte das Rad vorwärts und humpelte nebenher. Konrad sang derweil gegen den Regen an. Nach wenigen Minuten jedoch schmerzte mein Knöchel dermaßen, dass ich eine Pause einlegen musste. Ich stellte das Fahrrad ab und setzte mich an den Straßenrand auf einen Grenzstein.
    „Tut das weh?“, fragte der Kleine ängstlich.
    „Nur ausruhen!“
    „Du blutest ganz dolle vorne am Kopf, guck mal, dein Kleid is son rot!“
    Vorsichtig tastete ich mit meiner Hand an meiner Stirn herum und tatsächlich, meine Haare schienen blutverklebt. Ich blickte an mir hinab und nahm noch wahr, wie Regentropfen rot verfärbt von meiner Stirn perlten.
    Da hatte ich mir wohl auch noch eine Kopfwunde zugezogen.
    Konrad streichelte besorgt meinen Arm, und mir wurde ein wenig schummrig um die Augen. Ich durfte nicht ohnmächtig werden, bloß nicht!
    Der Lütte fing leise an zu wimmern und versuchte dabei ganz tapfer zu sein, während ich kurz davor war, in die ewigen Jagdgründe einzutauchen.
    Dann umhüllte Schwärze meine Augen.
     
    Der Nebel schien sich zu lichten, wenn auch etwas unsanft, denn eine Hand beklopfte meine Wange. Ich war doch kein Filetstück.
    „Antonia, aufwachen, Antonia!“
     
    Da war ich wieder, auferstanden von den Toten, die großen Geister meiner Ahnen wollten mich wohl noch nicht bei sich haben.
    Über mich gebeugt, mit besorgtem Gesichtsausdruck, das urwüchsige Antlitz Brügges.
    „Mensch Mädchen, ich habe mir Sorgen um euch gemacht. Bei dem Wetter mit dem Rad. Und das Handy hast du auch nicht dabei. Verdammt noch mal. Ich bin fast verrückt geworden.“
    „Wo ist Konrad?“
    „Konrad sitzt schon im Auto.“
    Ich wandte meinen lädierten Kopf zur Seite. Aus dem beschlagenen Fenster des Kombis neben mir starrten Nathan, Konrad und Amalie. Es regnete noch immer, und ich fühlte mich schon ganz aufgeweicht. Wahrscheinlich wuchsen mir bereits Schwimmhäute.
    „Wir haben euch gesucht, als es anfing, so stürmisch zu werden. Manchmal wünschte ich, du würdest das Ding zwischen deinen Schultern auch benutzen.“ Ich verkniff mir eine entsprechende Bemerkung. Er hob mich auf, ich war eine Feder in seinen Armen, und trug mich zum Auto.
    „Das Rad?“
    „Holen wir später, jetzt verarzten wir dich erst einmal!“
     
    Ich lag auf dem Sofa, eingebettet in Kissen und Decken. Nathan brachte mir eine heiße Zitrone, Amalie hielt meine Hand und Konrad getrocknet und umgezogen, assistierten meinem Chef beim Bandagieren meines Fußes und Bepflastern meiner Wunden.
    „Das machen Sie toll, fast wie eine männliche Kuratorin“, bemerkte ich.
    „Praktikum im Krankenhaus. Es gab mal eine Zeit, da wollte ich Medizin studieren. Damals lernte ich auch Christoph kennen.“
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