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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)
Autoren: Jennifer Jäger
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um ihren Zeigefinger. Das Hochhaus, in dem Hailey wohnt, taucht am Ende der Straße auf. Die langsam untergehende Sonne spiegelt sich in den glänzenden Scheiben.
    »Ich wäre für das hellblaue Kleid. Es bringt deine Augen so schön zum Leuchten und ...«
    Bevor sie ihren Satz vollenden kann, sieht sie einen dunklen Kontrolleurwagen vor ihrer Haustür stehen. Ihre Mutter steht wild gestikulierend am Beifahrerfenster.
    »Scheiße.«
    »Das kannst du laut sagen«, flüstert Macy und hält Hailey am Handgelenk fest. »Vielleicht solltest du lieber nicht ...«
    »Zu spät«, flucht Hailey, als ihre Mutter mit wehendem Arztkittel auf sie zugeeilt kommt.
    »Wo hast du nur gesteckt?«
    »In der Schule?«, antwortet Hailey entnervt und tritt einen Schritt zurück. Ihre Mutter riecht nach Desinfektionsmittel, Schweiß und Krankenhaus.
    »Macy, es ist besser, wenn du jetzt gehst«, fordert Eleonore das junge Mädchen auf, woraufhin es Hailey einen nervösen Blick zuwirft.
    »Geh nur, schon okay. Und nimm auf jeden Fall das hellblaue Kleid!«
    Macys Mundwinkel zucken für einen kurzen Augenblick nach oben, bevor sie sich unter Eleonores strengen Blick eilig entfernt.
    »Die Testergebnisse sind wohl da?«, fragt Hailey betont gelangweilt. Ihr Herz schlägt so schnell, dass sie am liebsten die Hand auf die Brust pressen würde, damit es nicht herausspringt.
    »Kein Grund zur Freude, junge Dame«, blafft Eleonore wütend und stemmt drohend die Hände in die Hüften.
    Hailey zieht eine Augenbraue hoch.
    »Ach was.«
    »Mat, wir gehen besser nach oben«, blafft sie den verwundert blickenden Mann an, der mittlerweile aus dem Wagen gestiegen ist.
    Niemand findet es ungewöhnlich, dass der Kontrolleur gemeinsam mit Mutter und Tochter in die Wohnung fährt. Am Abend bekommen Familien häufig Besuch von Kontrolleuren. Sei es, um eine Strafe oder eine Belohnung zu erhalten oder aber um die Vorräte des Traummittels aufzufüllen.
    »Wie war dein Tag, Hailey?«
    Die Siebzehnjährige wirft Mat einen irritierten Blick zu. Noch nie zuvor hat er versucht, sich mit ihr zu unterhalten.
    Eleonore sieht ihre Tochter herausfordernd an.
    »Ziemlich normal ...«
    »Das ist schön.«
    In diesem Moment öffnet sich die Aufzugstür und Hailey stolpert eilig in den lichtdurchfluteten Gang. Das warme Abendlicht der Sonne taucht die weißen Wände in flüssiges Gold.
    Eilig kramt Hailey in ihrer braunen Umhängetasche nach dem Wohnungsschlüssel, doch ihre Mutter ist schneller und schiebt ihren ins Schloss.
    »Komm herein, Mat. Setzen wir uns doch ins Wohnzimmer.«
    Wie geheißen nimmt er auf der großen, beigefarbenen Ledercouch Platz. Haileys Mutter setzt sich neben ihn, doch Hailey selbst bleibt stehen.
    »Wie schauen die Testergebnisse nun aus?«, fragt Eleonore und sieht den Kontrolleur fragend an.
    »Ich dachte, du wüsstest sie schon?«, platzt es aus Hailey heraus.
    »Nein. Aber Mats Mimik verhieß nichts Gutes.«
    »Ach Eleonore ... du solltest nicht immer alles so eng sehen. Ich habe nur ein wenig die Stirn gerunzelt, weil du so ... schlecht gelaunt gewirkt hast.«
    Hailey hält den Atem an.
    »Hat der Kontrolleur gerade wirklich einen Witz auf die Kosten meiner Mutter gemacht?« , schießt es ihr durch den Kopf. Sie betrachtet Mat interessiert. Von ihrer Mutter weiß sie, dass er Ende dreißig ist, doch die verquollenen blauen Augen und die grauen Haare widersprechen ihr.
    Er nimmt seine Brille ab und wischt mit einem Tuch über die dicken Gläser. Haileys Herz macht einen freudigen Sprung. »Vielleicht ist in dieser Nacht tatsächlich das Unmögliche geschehen?« Vielleicht hat sie tatsächlich geträumt und kann sich nur nicht daran erinnern? Vielleicht ...
    »Nun ... in der Tat habe ich keine sonderlich guten Nachrichten. Hailey hat auch diese Nacht nicht geträumt.«
    Entmutigt verwelkt Haileys Hoffnung, bevor sie richtig aufblühen kann.
    »Deshalb würde ich sie gerne in die Klinik bringen."
    »NEIN!«
    Eleonore schreit auf, springt von der Couch und weicht entgeistert mehrere Schritte zurück.
    »Mat, das kannst du mir nicht antun! Wir hatten doch abgemacht, dass sie auf keinen Fall...« Tränen sammeln sich in ihren Augen. »Wenn das passiert, ist mein Ruf ruiniert!«
    Wütend schnappt Hailey nach Luft. Ihr wurde gerade offenbart, dass sie in die Klinik muss, was ihren Tod bedeuten kann, und ihre Mutter kümmert sich nur um ihren Ruf.
    »Danke, Mama, für mich ist das natürlich ein totales Zuckerschlecken!«
    Ohne auf den entgeisterten
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