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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)
Autoren: Jennifer Jäger
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bewusstloses, wunderschönes Mädchen auf meinen Armen und wir sind auf der Flucht vor dem mächtigsten Mann in diesem Land. Es wäre mir wirklich lieb, wenn wir das auf später verschieben könnten, ja?«
    »Wenn es ein Später gibt«, murrt Wolf beleidigt. Caleb ignoriert ihn.
    »Wo geht es zum Aufzug?«
    »Bist du nicht mit dem Aufzug hergekommen?« Wolf zieht verwundert eine Augenbraue nach oben, als Caleb den Kopf schüttelt.
    »Nein. Beziehungsweise ... vielleicht. Mir wurden die Augen verbunden.«
    »Dann folge mir und zwar schnell.«
    »Hey, ich war nicht derjenige, der mit der Geschichtst –«, setzt Caleb an, doch weiter kommt er nicht, da Wolf losrennt. Kopfschüttelnd folgt Caleb ihm. Dabei achtet er ganz genau auf jeden Schritt, denn er könnte sich niemals verzeihen, wenn Hailey etwas zu stößt. Das bewusstlose Mädchen regt sich leicht, hat die Augen aber geschlossen.
    Die Leuchtröhren in den Fluren verbreiten nur sanftes Dämmerlicht. Caleb hat jegliches Zeitgefühl verloren, aber aus der spärlichen Beleuchtung schließt er, dass es mitten in der Nacht sein muss. Obwohl er die letzten Stunden kaum etwas mitbekommen und ständig eine Augenbinde getragen hat, fühlt er sich nicht so zerschlagen wie nach seiner Flucht aus der Klinik. Hier und da schmerzen seine Knochen, sein rechtes Bein hinkt ein bisschen und fühlt sich unnatürlich schwer an, aber als er mit verbundenen Augen erwachte, hatte er Schlimmeres erwartet. Aus diesem Grund ist Caleb nicht versucht herauszufinden, weshalb Jonathan Keisar ihn am Leben gelassen hat. Obwohl Hailey von seiner Gutmütigkeit überzeugt ist, glaubt Caleb, dass Wolf Recht hat und ein krankes Spiel dahinter steckt.
    Wolf biegt um eine Ecke und Caleb wäre wegen seines hohen Tempos beinahe ausgerutscht. Fluchend findet er sein Gleichgewicht wieder und folgt dem jungen Mann. Langsam spürt er, wie sein anfänglicher Adrenalinstoß nachlässt. Haileys Körper wird immer schwerer, sein Blickfeld enger, Luft strömt nur noch widerwillig in seine Lunge. Sie scheint ihre Klauen in seine Lungen zu schlagen, um nicht eingeatmet zu werden, und verursacht ihm Schmerzen und Übelkeit. Er bleibt für einen kurzen Augenblick stehen, um sich zu beruhigen. Sein Herz klopft so schnell und laut, dass er Wolf nicht hören kann, der stehen geblieben ist und ihm etwas zuruft. Wild gestikulierend deutet er hinter ihn. Caleb blinzelt, dreht sich herum. Ein junger Wächter steht vor ihm, seine Hände zittern deutlich. In ihnen hält er glänzend schwarzes Metall. Eine Waffe, deren Mündung direkt auf Calebs Kopf zielt. Die Zeit steht still.
    Caleb legt erstaunt den Kopf schief. Mit so einem Ende hat er nicht gerechnet. Dann fällt sein Blick auf Hailey. Auf ihre wunderschönen Gesichtszüge, das rabenschwarze Haar. Er ruft sich das Funkeln ihrer smaragdgrünen Augen in Erinnerung, atmet ihren sanften Geruch ein. Mit flatterndem Herzen presst er sie an sich und sieht wieder auf. Der Wächter steht noch immer regungslos dort und bebt am ganzen Körper.
    Plötzlich läuft die Uhr weiter, ein Ruck geht durch Calebs Körper, als etwas ihn nach hinten zieht. Caleb stolpert, fällt. Haileys Körper landet auf ihm, presst ihm die Luft aus den Lungen. Ein Knall.
    Caleb versucht sich aufzurichten, aber Hailey ist zu schwer und er zu schwach.
    »Wolf«, bringt er hervor. Er hat solch ein Geräusch vor langer Zeit schon einmal gehört, als einer der Insassen aus der Klinik fliehen wollte. Ein Schuss. Ein Schuss aus der schwarzen Öffnung der Pistolenmündung. Ein weiterer Knall. Hailey zuckt zusammen und setzt sich langsam auf. Verwirrt sieht sie sich um, streicht sich die Haare aus dem Gesicht. Ihr Blick bleibt an etwas haften, das Caleb nicht sehen kann. Ihre Augen weiten sich. Caleb schluckt. Er weiß, was das bedeutet.
    Hailey springt auf, rennt durch den Gang. Sie sieht nur die Leiche und eine Spur aus Blut.
    »Wolf!«, schreit sie und verpasst dem Wächter in Ausbildung eine heftige Ohrfeige. »Du hast ihn umgebracht!«
    Wolf lässt die Pistole sinken und starrt Hailey verwirrt an.
    »Ich habe euch gerettet. Er wollte euch umbringen!«
    Hailey sieht zu Caleb, als könne sie das nicht glauben.
    »Warum sollte er? Jonathan Keisar ist auf unserer Seite!«, brüllt sie, doch tief in ihrem Inneren weiß sie, dass Wolf Recht hat. Der Präsident ist nicht auf ihrer Seite. Sie will es so gerne glauben. Es würde bedeuten, dass ihre Reise und ihr Kummer ein Ende hätten. Hailey schluckt und
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