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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)
Autoren: Jennifer Jäger
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unterdrückt die Tränen des Selbsthasses. »Wie konnte ich nur so naiv sein?«, flüstert sie erstickt. Wolf legt einen Arm um ihre Schulter. Seine Nähe fühlt sich vertraut und sicher an.
    »Weil es eine Erleichterung für dich gewesen ist. Jeder würde gerne an das Gute im Menschen glauben, weil es das Leichteste ist.«
    Hailey nickt, obwohl seine Worte nur dumpf an ihr Ohr dringen.
    »Wo gehen wir hin?«
    »Wir befreien Jules und Macy, dann hauen wir ab.«
    Hailey schüttelt Wolfs Arm ab und geht zu Caleb. Der Gedanke an Macy schmerzt, als habe die Kugel nicht des Wächters, sondern ihr eigenes Herz durchbohrt. Ihr Lachen, ihre blonden Locken, die blauen Augen. Sie hofft, dass ihrer besten Freundin nichts zugestoßen ist, denn das könnte sie sich niemals verzeihen.
    »Komm.« Sie bemüht sich, einen selbstsicheren Eindruck zu machen, obwohl ihr Sichtfeld schon wieder dunkler wird. Sie darf jetzt nicht umfallen. Nicht schon wieder. Vielleicht hat sie einen Fehler gemacht, indem sie Jonathan Keisar vertraute, aber diese Schwäche kann sie jetzt wieder ausbügeln, wenn sie sich zusammenreißt. Sie zieht Caleb nach oben und stützt ihn. Dankbar stützt er sich auf ihre Schulter.
    »Wolf, wo müssen wir hin?«
    Sie reckt ihren Kopf in die Höhe und trotz Calebs Gewicht streckt sie die Schultern durch. Das Medaillon mit den Bildern ihrer Eltern liegt ihr schwer auf der Brust. Sie möchte ihren Vater nicht enttäuschen.
    Ohne einen Blick auf den toten Wächter zu werfen, humpelt sie los. Wolf folgt ihr, überholt sie, übernimmt die Führung. Schweigend laufen sie den langen Gang entlang, an dessen Ende Hailey die Aufzugtür erkennt. Durch den schmalen Schlitz fällt Licht, was bedeutet, dass die Kabine auf diesem Stockwerk wartet. Wolf hält verunsichert inne.
    »Jemand ist hier hochgefahren.« Er dreht sich im Kreis und beobachtet aufmerksam die Umgebung. »Beeil dich.«
    Hailey leistet seiner Anweisung folge. Als sie am Fahrstuhl angekommen ist drückt sie hektisch den erleuchteten Knopf. Die Türen gleiten zur Seite und die Drei flüchten ins Innere. Haileys Herz klopft als habe sie eine anstrengende Verfolgungsjagd hinter sich. Lächelnd sieht sie zu Wolf hoch. Dieser hält den Ausweis vor den Scanner und wählt ihre Zielebene.
    »Genehmigung erteilt.«
    Gegen ihren Willen muss Hailey lächeln. Es kommt ihr wie eine Ewigkeit vor, seitdem sie die mechanische Frauenstimme zuletzt gehört hat. Der Aufzug ruckelt und rast hinab.
    Caleb schwankt, hält ich aber aufrecht. Er lehnt seine Wange gegen Haileys Kopf und schließt die Augen. Hailey genießt seine Nähe.
    Ich glaube, ich liebe dich.
    Seine Worte hallen in Haileys Ohren nach, als habe er sie gerade ausgesprochen. Sie neigt ihren Kopf leicht, um ihn aus dem Augenwinkel beobachten zu können. Zu gerne würde sie ihm ihre Gefühle sofort gestehen. Ihm sagen, wie sehr sie ihn ebenfalls liebt. Flüstern, dass jede seiner Berührungen das wundervollste auf der Welt für sie ist. Doch die Situation scheint ihr zu unpassend, zu banal. Andererseits weiß sie nicht, ob sie ihre Flucht lebend überstehen werden. Mit geschlossenen Augen atmet sie seinen Duft ein, genießt seine Nähe, ist sich seines rasenden Pulses und der Körperwärme bewusst. Die Aufzugmelodie spielt, als würde sie von der Dramatik der Situation nichts mitbekommen. Sie holt tief Luft. In diesem Moment öffnen sich die Fahrstuhltüren und der Moment ist verstrichen.
    Wolf hebt seine Waffe, sieht prüfend in den leeren Gang. Hier ist die Beleuchtung noch diffuser als im obersten Stockwerk, einige der Glühlampen sind defekt und flackern unruhig. Modrige Luft schlägt ihnen entgegen und vertreibt jegliches romantische Gefühl aus Haileys Kopf.
    Jules stöhnt und schlägt die Augen auf. Macy hält ihn lächelnd im Arm. Ihre Hände streifen durch sein Haar.
    »Geht es dir gut?«
    Er nickt und ein grimmiger Ausdruck macht sich auf seinem Gesicht breit.
    »Ich habe den Kampf also verloren?«, fragt er und lässt seinen Blick durch den kargen Raum gleiten. Keine Möbel, eine einzige in die Decke eingelassene Röhre, Metallwände, eine Tür, deren obere Hälfte aus Metallstäben besteht, so dass er sich seltsam beobachtet vorkommt.
    »Ja«, gibt Macy zu und schluckt. »Aber du hast dich tapfer gehalten. Einen von ihnen hast du umgehauen.«
    Bei ihren Worten leuchtet Kampfgeist in seinen Augen auf.
    »Sehr gut.« Seine Worte zaubern Macy ein Lächeln aufs Gesicht. »Wo sind wir? Wie spät ist es?«
    »Wir sind
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