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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)
Autoren: Jennifer Jäger
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irgendwo in den unteren Stockwerken. Es ist mitten in der Nacht, du warst nicht lange bewusstlos.«
    Schweigen breitet sich aus, Jules Augenlider flimmern.
    »Macy?«
    »Ja?«
    »Würdest du ... mir ein Lied vorsingen?«
    Verblüfft schnappt Macy nach Luft.
    »Warum?«
    »Ich habe mir heute noch kein Kontrollmittel verabreicht. Ich wollte es erst abends machen, aber jetzt ist es zu spät … Daher weiß ich nicht, wie lange das Gegengift noch aktiv ist. Ich bin müde. Wenn ich einschlafe …«
    Macys Herz beginnt zu rasen. Sie drückt seinen Kopf eng an sich, hält ihn fest, als könne sie so das Unvermeidliche verhindern. Als könne sie ihn so am Leben halten.
    »Nein. Bitte.«
    Ihre Unterlippe beginnt zu zittern. Sie kennt nur ein Lied. Eines, das jedes Kleinkind beigebracht bekommt. Respekt vor der Regierung, Angst vor den Seelenfressern verpackt in drei Strophen.
    Leg dich hin und träume sanft, mein Kind.
    Schlaf ruhig ein in dieser Nacht.
    Sie beschützen dich, sind immer da,
    bis du am nächsten Tag erwachst.
    Leg dich hin und schließe die Augen, mein Kind.
    Schlaf ruhig ein in dieser Nacht.
    Sie beschützen dich, sind immer da,
    bis du wieder erwachst.
    Leg dich hin und gib gut Acht, mein Kind.
    Schlaf nicht zu lange in dieser Nacht.
    Sind sie erzürnt, schützen sie dich nicht,
    und du wirst nie wieder wach.
    Als ihre Stimme verklingt, herrscht sofort wieder Totenstille. Kein Ton wird von den Wänden zurückgeworfen. Sie scheinen die Melodie aufzusaugen wie Raubtiere, die sich auf ein wehrloses Tier stürzen. Gerade als Macy befürchtet, dass Jules eingeschlafen ist, wird die Tür zu ihrer Zelle aufgerissen. Schlagartig öffnet Jules die Augen und setzt sich trotz seines schlechten Zustandes auf.
    Macy stützt ihn besorgt ab, während sie den Wächtern einen bösen und hochmütigen Blick zuwirft.
    »Ihr kommt mit uns«, knurrt einer von ihnen. »Wir gehen in den Katakomben spielen.«
    »Wo müssen wir hin?«
    Hailey ist erstaunt, dass sich in den Kerkergängen keine Wächter aufhalten. Jonathan Keisar scheint sich seiner Sache wirklich sicher zu sein. Das Wissen, dass der Präsident sich nicht einmal die Mühe macht, ihre besten Freunde zu bewachen, da er von Hailey keinen Widerstand erwartet, macht sie wütend. Fast hätte er sie um den Finger gewickelt.
    »Ich kann ihren Aufenthaltsort nur vermuten. Zu unserem Glück ist die Festung nicht auf Gefangene ausgelegt. Wir haben zwar einige Zellen wegen den Geprägten hier, aber ...«
    »Den Geprägten?«, piepst Hailey und bleibt stehen. »Soll das heißen, sie verwandeln ...?«
    »Das wissen wir nicht«, sagt Wolf ernst. Seine Stimme lässt keinen Zweifel daran, dass ihn dieselben Befürchtungen quälen. »Wir sollten uns beeilen.«
    Wolf führt die kleine Gruppe zu einer Stahltür, die mit einem Zahlencode gesichert ist. Ohne nachzudenken, tippt er vier Nummern ein und die Tür öffnet sich. Ein langer, gut ausgeleuchteter Gang liegt vor ihnen. An den Seiten befinden sich mehrere Türen, deren obere Hälften aus Metallgittern bestehen. Wolf seufzt.
    »Glück gehabt. Die Tür am anderen Ende wurde gerade geschlossen. Vermutlich waren vor wenigen Sekunden noch Wächter hier, aber sie haben uns nicht bemerkt. Wir sollten uns beeilen.«
    »Woher weißt du das?«, wirft Caleb ein.
    »Siehst du die Anzeige über der Tür? Sie lässt sich aus Sicherheitsgründen nur alle fünf Minuten öffnen.«
    Hailey sieht zu den roten Zahlen empor.
    4:45
    4:44
    »Das war wirklich knapp«, bestätigt sie. »Aber bedeutet das nicht auch, dass wir jetzt fünf Minuten hier eingesperrt sind?«
    Wolf wird leichenblass.
    »Scheiße.«
    »Dann lass uns die Zeit wenigstens nutzen«, murrt Hailey und geht auf die erste Tür zu. Um in den Raum dahinter zu sehen, muss sie sich auf Zehenspitzen stellen, denn die Gitter sind sehr weit oben angebracht. Auf den ersten Blick scheint die Zelle leer, doch dann bemerkt sie in einer hinteren Ecke eine Bewegung. Nur kurz, ruckartig, aber zweifelsohne dort.
    »Macy?«, flüstert sie. Hände schießen aus der Dunkelheit und umklammern die Gitterstäbe. Die Knöchel sind rot und zerschunden. Rehbraune Augen blicken sie an. Auf eine merkwürdige Art und Weise kommen sie ihr bekannt vor.
    »Kira?«, murmelt sie ungläubig und stolpert zurück. Das Mädchen mit den türkisfarbenen Strähnen legt den Kopf schief und starrt sie feindselig an.
    »Endlich«, keift Kira. »Endlich kann ich dich umbringen und meine Erinnerungen wiedererlangen! Komm her!«
    Sie
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