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Traumhafte Tage in Sydney

Traumhafte Tage in Sydney

Titel: Traumhafte Tage in Sydney
Autoren: Miranda Lee
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sich um und ging zur Tür. Sie konnte förmlich spüren, wie Justin ihr verständnislos nachsah. Noch nie hatte sie in diesem Ton mit ihm gesprochen. Doch als sie sich umwandte, merkte sie, dass Justin keinesfalls in ihre Richtung, sondern auf einen Computerbildschirm blickte. Offenbar hatte er die roten Haare und ihren kleinen Temperamentsausbruch schon vergessen.
    Als sie sich wieder an die Arbeit machen wollte, merkte sie, wie aufgebracht sie noch immer war. Warum nur war sie so wütend auf Justin? Eigentlich müsste ich doch froh darüber sein, dass ihm meine roten Haare egal sind, dachte sie. Sie war verwirrt. Denn einen Moment lang hatte sie tatsächlich den Wunsch verspürt, ihm den Kaffee ins Gesicht zu schütten. Vielleicht war es also besser, wenn Justin den ganzen Vormittag über nicht aus seinem Büro kam oder noch einmal Kaffee verlangte. Offenbar war er in eine äußerst wichtige Angelegenheit vertieft, die seine gesamte Aufmerksamkeit erforderte.
    Rachel arbeitete erst seit einem Monat für Justin. Doch ihr war schon nach kurzer Zeit klar geworden, dass ihr Chef nicht nur ein Finanzgenie war, sondern sich auch sehr gut mit Computern auskannte. Er hatte verschiedene Programme geschrieben, mit denen sich Entwicklungen auf dem Aktienmarkt verfolgen und voraussagen ließen. Neben Sekretariatsarbeiten verbrachte sie auch jeden Tag einige Stunden damit, Daten herunterzuladen und in Dateien für diese Programme einzugeben. Sie mussten ständig auf den neuesten Stand gebracht werden. Mit dieser etwas eintönigen Aufgabe war sie gerade beschäftigt, als mittags die Tür aufging und Justins Mutter eintrat.
    Alice McCarthy war Witwe und Anfang sechzig. Sie hatte zwei Söhne und war Rachels beste Kundin gewesen, als diese sich während der vergangenen vier Jahre ihren Unterhalt mit Änderungsarbeiten verdient hatte. Mrs. McCarthy hatte breite Schultern und eine enorme Oberweite, aber erstaunlich schmale Hüften, so dass es ihr sehr schwerfiel, passende Kleider zu finden. Doch sie kaufte ihre Garderobe lieber in Geschäften ein, als sich etwas anfertigen zu lassen. Und sie hatte genug Geld, um dieser Leidenschaft ausgiebig zu frönen. Mr. McCarthy war ein erfolgreicher Börsenmakler gewesen und – laut Alice – ein ziemlicher Geizkragen, während sie eher zum anderen Extrem tendierte. Deshalb war es ihr sehr wichtig, eine gute Schneiderin zu haben, die ihr die zahlreichen Outfits abändern konnte.
    Bis vor kurzem hatte Rachel diese Arbeiten übernommen. Alice hatte von ihr erfahren, weil Rachel überall in ihrer Nachbarschaft Werbezettel verteilt hatte. Alice McCarthy lebte nur wenige Straßen von Letties ehemaligem Haus entfernt. Trotz des Altersunterschieds von dreißig Jahren verstand sie sich mit Justins Mutter ausgezeichnet. Alice’ Fröhlichkeit war ansteckend und ließ sie zumindest vorübergehend ihr trostloses Leben vergessen. Als ihre Pflegemutter starb und sie sich eine Stelle suchen wollte, hatte Alice ihr netterweise den Job bei Justin vermittelt – obwohl das für sie bedeutete, dass sie sich eine neue Schneiderin suchen musste. Zum Glück konnte eine Verkäuferin in einem ihrer Lieblingsgeschäfte einen ausgezeichneten und preiswerten Änderungsdienst empfehlen, den zwei sehr nette vietnamesische Frauen betrieben.
    Seit Rachel für Justin arbeitete, hatte Alice sie schon mehrmals im Büro angerufen und sich erkundigt, wie es ihr gefalle. Doch persönlich vorbeigekommen war sie bisher nie.
    “Alice!”, rief Rachel erfreut. “Das ist aber eine nette Überraschung. Sie sehen toll aus – Blau steht Ihnen wirklich gut.”
    Alice, die Komplimenten nie abgeneigt war, strahlte. “Hören Sie auf mit der Schmeichelei. An meiner Figur sieht nichts wirklich gut aus. Aber immerhin gebe ich mir Mühe. Aber Sie sehen viel besser aus als noch vor einiger Zeit. Haben Sie ein wenig zugenommen? Und eine neue Haarfarbe haben Sie auch.”
    Unwillkürlich strich Rachel sich durchs Haar. “Nur vorübergehend. Heute Abend färbe ich mir die Haare wieder braun. Der Rotton war nur für Isabels Hochzeit letzten Samstag. Erinnern Sie sich noch an meine Freundin? Isabel war auch auf Letties Beerdigung.”
    “Natürlich erinnere ich mich. Eine blonde, sehr hübsche junge Frau.”
    “Genau. Sie wollte, dass ich mir die Haare rot töne. Aber natürlich war ich zur Hochzeit ganz anders frisiert. Die Haare waren gelockt, und ich habe sie offen getragen. Außerdem war ich stärker geschminkt als ein Supermodel.”
    “Sie
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