Traumhafte Tage in Sydney
und ich treffe sie dann sofort.”
“Wenn du möchtest. Aber du solltest ihr lieber nichts darüber sagen, was wir in den letzten zwei Wochen gemacht haben.”
“Du meine Güte, das hatte ich auch nicht vor!”, rief sie. Dabei wäre Isabel wahrscheinlich nicht einmal schockiert, sondern nur wütend – auf Justin, weil er ihre beste Freundin so behandelt hatte. Zumindest könnte sie, Rachel, nun sagen, dass sie Justins
Freundin
war. Vielleicht könnten sie sogar einmal zusammen mit Isabel und Rafe ausgehen.
Justin neigte den Kopf zur Seite und blickte sie aufmerksam an. “Deine Tränen heute … hast du mir wirklich die Wahrheit darüber gesagt?”
Rachel schluckte und sah ihm in die Augen. “Warum hätte ich dich anlügen sollen?”
“Ich hatte schon Angst, du würdest glauben, du hättest dich in mich verliebt.”
“Nein, ganz und gar nicht”, stritt sie ab, ohne mit der Wimper zu zucken. Und das war nicht einmal gelogen, denn sicher war sie sich noch nicht. “Ich … ich gebe zu, es hat mich ein wenig gekränkt, dass du mich vorhin gar nicht geküsst hast. Du hast nur … du weißt schon.”
Justin schnitt ein Gesicht. “Ja, du hast Recht. Das war nicht richtig von mir. Aber ich bin nicht allein daran schuld. Das Parfüm, das du heute trägst, sollte verboten werden. Ich konnte mich einfach nicht mehr beherrschen.”
Rachel beschloss insgeheim, gleich am nächsten Tag einen großen Flakon dieses Parfüms zu kaufen. Wenn sie schon Justins Liebe nicht bekommen konnte, wollte sie sich zumindest seiner Leidenschaft sicher sein.
“Und was machen wir nach dem Essen?”, fragte sie atemlos.
“Ich würde dich gern mit zu mir nach Hause nehmen.”
Sie war sprachlos.
“Natürlich nur, wenn du möchtest”, fügte Justin hinzu.
“Sehr gern.”
“Ich lebe in einem möblierten Apartment in Kirribilli”, fuhr er fort. “Ich hielt es nicht für sinnvoll, die Wohnung zu kaufen, weil ich in naher Zukunft ja meine eigene Firma außerhalb der City gründen will. Dann werde ich ein mehrstöckiges Gebäude erwerben und über dem Büro wohnen. Es gefällt mir nicht, Zeit für den Weg zur Arbeit und nach Hause zu verschwenden. Obwohl Kirribilli ja nicht sehr weit weg von hier ist.”
“Wie sieht denn dein Apartment in Kirribilli aus?”
“Sehr modern und elegant – aber nicht gerade heimelig. Ein paar Farbtupfer wären nicht schlecht. Die ganze Einrichtung ist in kühlen Farbtönen gehalten.”
“Wahrscheinlich so ähnlich wie in dem Haus, in dem ich lebe: Alles ist cremefarben, einfach alles. Ich mag aber warme, intensive Töne und gemütliche Räume voller persönlicher Gegenstände lieber. Deshalb möchte ich auch unbedingt irgendwann ein eigenes Apartment haben, und sei es noch so klein. Ich würde es genauso einrichten, wie ich es gern habe: mit vielen schönen Bildern und jeder Menge Krimskrams.”
“Das klingt nach dem Haus meiner Mutter. Sie ist eine begeisterte Sammlerin. Du musst unbedingt einmal mitkommen und dir ihre Teekannensammlung ansehen. Mom hat zwei ganze Geschirrschränke voll davon.”
Überrascht sah Rachel ihn an. “Soll das heißen, du willst Alice von uns erzählen?”
“Gibt es einen Grund, warum ich unsere Freundschaft geheim halten sollte?”
“Nein, vermutlich nicht. Aber du weißt ja, wie Mütter sind. Womöglich wird sie sofort denken, dass wir eines Tages heiraten und Kinder bekommen.”
“Sie kennt mich gut genug, um zu wissen, dass es niemals passieren wird”, erwiderte Justin ein wenig scharf. “Und jetzt solltest du dir überlegen, was du essen möchtest. Der Ober ist schon auf dem Weg hierher.”
Rachel war froh, den Blick auf die Speisekarte senken zu können. So würde Justin ihren unglücklichen Gesichtsausdruck nicht wahrnehmen. Seine Bemerkung, dass eine Hochzeit mit ihr nicht infrage komme, hatte ihr wehgetan. Sosehr sie sich auch einzureden versuchte, glücklich über die Beziehung zu sein, die Justin ihr angeboten hatte – tief im Herzen sehnte sie sich nach einem Ehemann und einer eigenen Familie.
Isabel würde mir eine Standpauke halten, dachte sie.
Warum, um alles in der Welt, vergeudest du deine Zeit mit einem Mann, der dich niemals heiraten oder dir Kinder schenken wird? Du bist jetzt einunddreißig Jahre alt. Bald wirst du zweiunddreißig sein. Also gib ihm so schnell wie möglich den Laufpass – und such dir eine neue Stelle.
Aber das war leichter gesagt als getan. Verliebte taten nun einmal dumme Dinge. Und wer liebte, gab die
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