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Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen
Autoren: Savannah Russe
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leer, ohne auch nur zu husten, ganz wie jemand, der regelmäßig, wenn nicht gar zu viel trank.
Er sagte ja, dass er Ire ist,
dachte ich. Irische Männer tranken, wenn sie glücklich waren, und sie tranken noch mehr, wenn sie traurig waren. Ich spürte, dass sich hinter Fitz’ lässigem Lächeln ein Mann verbarg, dem die Liebe tiefe Wunden zugefügt hatte. Sein Herz war gebrochen, so wie meins.
    Ich gab ihm Notizblock und Stift zurück. »Vielen Dank, Daphne.« Fitz steckte die Sachen in die Innentasche seiner Jacke und ergriff dann wieder meine Hand. »Hier drin ist es unglaublich warm, und doch sind Ihre Hände eiskalt«, sagte er und schloss seine Hände um meine in dem Versuch, sie zu wärmen. »Vielleicht brauchen Sie ein paar Vitamine?«
    Ich hätte antworten können, dass mir lediglich ein wenig menschliches Blut fehlte, um mich wieder aufzuwärmen, aber klugerweise erwiderte ich nichts.
    Während er zärtlich meine Hand hielt, fuhr er fort: »Deine Haut erinnert mich an eine Osterlilie.« Seine Stimme war voller Bewunderung – und Whiskey. »Sie ist so wunderschön weiß und zart.« Mein Knie stieß sanft gegen seins, und keiner von uns zuckte zurück. Ich kostete den Moment aus, fühlte mich immer stärker zu ihm hingezogen und überlegte, wie ich den Satz »Willst du mit zu mir kommen?« am besten in die Unterhaltung einbringen konnte. Doch in diesem Moment kletterte eines der Mädchen mit bauchfreien T-Shirts auf die Theke und begann zu tanzen. Es war die kleine Blonde mit der Designer-Jeansjacke, die ich vor der Toilette gesehen hatte, und sie war ganz offensichtlich vollkommen zugedröhnt.
    Springsteens »All the Way Home« schallte aus den Lautsprechern, und die Kleine spielte dazu Coyote Ugly, während ihr Freund sie anflehte: »Mackenzie, bitte komm da runter!« Sie ignorierte ihn und befreite sich in erotischen Windungen und im Takt zur Musik von ihrer Jacke. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich ein großer Schlägertyp, wahrscheinlich der Türsteher des Pubs, an die Bar vorarbeitete. Doch noch bevor er das Mädchen erreicht hatte, unterbrach es seinen Tanz und begann zu husten. Die Kleine schien nach unsichtbaren Händen zu greifen, die sich um ihren Hals klammerten, japste nach Luft, versuchte zu schreien, jedoch vergeblich. Dann brach sie auf der Theke genau vor mir zusammen, und in ihrem Gesicht, das sich bereits blau verfärbte, spiegelte sich das blanke Entsetzen. Jemand schrie: »Wir brauchen einen Arzt!«, und ich sah, wie Jennifer nach dem Telefon griff und den Notruf wählte. Jemand hatte die Musik ausgestellt, und im Raum breitete sich fassungsloses Schweigen aus. Seltsamerweise schlug das Herz des Mädchens so laut, dass ich es hören konnte. Ich besaß zwar ein außergewöhnlich gutes Gehör, doch in diesem Fall wusste ich, dass auch alle anderen die rasenden Herzschläge vernehmen konnten. Es klang, als würde jemand auf eine Bongotrommel einschlagen.
Bumm bumm bumm bumm bumm
. Die Schläge wurden immer schneller und schneller, lauter und lauter – und hörten ganz plötzlich auf. Stille. Die Gäste erstarrten schockiert. Das Mädchen begann zu zucken, und der schwarze Mann, den ich als Zivilfahnder eingeschätzt hatte, schob die Menge beiseite und kam auf uns zu.
    Fitz war bereits von seinem Hocker aufgesprungen und trat nun zurück, damit der Schwarze zu dem Mädchen vordringen konnte. Es wirkte ganz so, als habe sie versucht, sich selbst zu erdrosseln. Der kleine Mann in der Armeejacke, den ich ebenfalls für einen Polizisten hielt, telefonierte mit seinem Handy. »Wir haben ein weiteres Opfer. Kevin St. James. Seven-forty-one, Eighth Avenue.« Er hatte sich an der Tür positioniert, wahrscheinlich um zu kontrollieren, wer den Pub verließ. Ich sah mich nach Fitz um, konnte ihn jedoch nirgendwo entdecken.
Merkwürdig,
dachte ich, aber dann wurde meine Aufmerksamkeit wieder auf die Theke gelenkt, auf der das Mädchen nun vollkommen regungslos lag. Ich wusste, dass sie tot war. Der Schwarze versuchte, sie wiederzubeleben, doch ich hätte ihm gleich sagen können, dass es sinnlos war. Ihr Gesicht und selbst ihre Arme und Beine waren blau. Die hübschen Gesichtszüge waren verzerrt, die Zunge hing aus dem erschlafften Mund, und die Augen waren weit aufgerissen, als würden sie auf etwas unaussprechlich Schreckliches starren.
    Ich hörte, wie sich der Türsteher mit ihrem Freund unterhielt. »Hat sie irgendwas genommen?«
    Der Jugendliche sah zu Tode erschrocken aus. Dann nickte
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