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Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen
Autoren: Savannah Russe
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er.
    »Weißt du, was sie genommen hat? Komm schon, Mann, was hat sie eingeschmissen? Wir müssen es gleich dem Notarzt sagen. Vielleicht gibt es noch Hoffnung.«
    »Su-su-su-susto«, stammelte der Junge. »Sie hat dieses neue Zeug genommen, Susto.«

Kapitel 2
    Die Welt hat sonderbare Wandelungen,
    und hier war eine von gar traur’ger Art.
    Lord Byron,
    Don Juan, Vierter Gesang, Strophe 51
     
     
     
    G leich darauf trat Jennifer, die Bardame, auf mich zu. Ihr Gesicht war ebenso blass wie meins. »Können Sie hierbleiben, bis der Rettungswagen eingetroffen ist?«, fragte sie mich mit angespannter Stimme. »Sie konnten ja genau sehen, was passiert ist, und alle anderen, die an der Bar saßen, sind verschwunden.« Sie schüttelte den Kopf und blinzelte ein paar Tränen fort. »Zuzusehen, wie sich die Kids mit Ecstasy zudröhnen, ist schon schlimm genug. Aber so etwas Furchtbares wie gerade eben habe ich noch nie gesehen. Mir ist es kalt den Rücken runtergelaufen.« Sie erschauerte erneut. In der Zwischenzeit hatte die Musik wieder zu spielen begonnen. Die Aufregung war vorbei, das Ungewöhnliche passé. Der Türsteher stellte sich wie ein Wachposten vor die Leiche des Mädchens und verschränkte die Arme.
    Jennifers Augen blickten ins Leere, als sie mehr zu sich selbst als zu mir fortfuhr: »Ich hoffe, die Polizei kommt direkt mit. Aber an einem Freitagabend in Manhattan stehen sicher alle Bezirke Kopf.« Sie schaute auf die Leiche des Mädchens, über die jemand einen Mantel gebreitet hatte. »Schließlich hat sie bloß eine Überdosis genommen«, sagte sie traurig.
    Ich nickte ihr zu. New Yorker Polizisten wurden an einem Freitagabend von einem Einsatz zum anderen gerufen, in denen es um Vergewaltigungen, Schusswechsel oder Suizidgefährdete ging. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte niemand das Mädchen gezwungen, Drogen zu nehmen. Sie war an einer Überdosis gestorben, womit es sich für das NYPD um einen ärztlichen Notruf handelte und nicht um ein Verbrechen. Doch ohne es direkt auszusprechen, wussten sowohl Jennifer als auch ich, dass dies keine gewöhnliche Überdosis war, sondern etwas anderes, Grausiges und Beängstigendes.
    Eine Kellnerin trat mit einer Getränkebestellung an die Bar, daher bedankte sich Jennifer kurz dafür, dass ich hierblieb, und war so schnell wieder mit dem Öffnen von Bierflaschen beschäftigt, dass ich kaum »Selbstverständlich, kein Problem« sagen konnte. Ich hörte bereits die Sirenen des Krankenwagens, und kurz darauf stürmten zwei Rettungshelfer mit einer Trage in den Pub.
    Nachdem sie die Trage neben der Bar abgestellt hatten, fragte mich eine der Sanitäterinnen, eine schwergewichtige Latina in einer blauen Uniformjacke, ob ich wüsste, was geschehen sei. Ich erzählte ihr von dem laut hörbaren Herzschlag und dass es ausgesehen hätte, als würde sich das Mädchen selbst erdrosseln. Dass es so blau angelaufen war und schon fast aussah wie ein Künstler der Blue Man Group, konnte die Frau selbst sehen. Die Rettungshelfer überprüften die Lebensfunktionen des Mädchens und versuchten es daraufhin nicht einmal mehr mit einer Wiederbelebung. Der Freund des Mädchens war bereits gegangen, und ich deutete Jennifer an, dass ich mich wieder an meinen Tisch setzen würde.
    Während ich quer durch den Raum zurück zu den anderen ging, hatte ich das Gefühl, als starrten mich Dutzende der Gäste an. Meine drei Kollegen taten es auf jeden Fall. Ich setzte mich zu ihnen und erklärte, dass Jennifer mich gebeten hatte, noch einen Augenblick zu warten. Sie nickten. Überreizt und unruhig schlug ich die Beine übereinander und musste mich zwingen, nicht heftig mit dem Fuß zu wippen, wie ich es immer tat, wenn ich nervös war.
    Bubba streckte seine große Hand über den Tisch und berührte sanft meinen Arm. »Wir sollten über die Sache reden. Aber nicht hier. Später?« Ich nickte. Bubba sah sich zu Cormac und Benny um, die ebenfalls zustimmten. »Sobald wir hier raus sind«, fügte er hinzu.
    In diesem Augenblick erschien die Kellnerin mit neuen Getränken, inklusive einem weiteren Guinness für mich. »Die gehen aufs Haus. Jennifer schickt sie euch«, sagte sie.
    »Vielen Dank«, erwiderte ich. Der Tod des Mädchens hatte mich schnell wieder nüchtern gemacht, ein drittes Guinness würde mich also nicht umhauen. Ich nahm einen Schluck und spürte, wie die bittere Flüssigkeit meine Kehle hinabrann. Dann sah ich meine Kollegen an. »Sollen wir J anrufen? Vielleicht hat der Vorfall
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