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Traumfrau mit Fangzähnen

Traumfrau mit Fangzähnen

Titel: Traumfrau mit Fangzähnen
Autoren: Savannah Russe
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plagten mich Gewissensbisse, da ich schließlich hier war, um zu arbeiten. Zwar wusste ich nicht genau, worin diese Arbeit bestand, aber dass ich mich von einem gutaussehenden Mann aufreißen ließ, hatte J bestimmt nicht im Sinn gehabt.
    »Sie sind dran«, sagte Fitz. »Ich habe Ihnen mein Seelenleben offenbart. Jetzt höre ich mir gern an, was Sie auf dem Herzen haben.«
    »Lieber nicht.« Ich sah ihm erneut in die Augen, und mein Gesichtsausdruck war so nichtssagend wie der eines Pokerspielers. »Ich möchte nicht darüber sprechen. Das Ganze ist noch zu frisch.«
    »Wie frisch?«, fragte Fitz.
    »Kurz vor Weihnachten. Ist das nicht pure Ironie? Ausgerechnet in der Zeit, in der man auf keinen Fall allein sein will.«
    »Da haben Sie recht.« Fitz lachte kurz auf und leerte den Rest seines Drinks. »Jennifer!«, rief er der Bardame zu. »Noch einen, bitte.«
    »Ein Jameson, kommt sofort«, sagte sie auf eine Art, die deutlich machte, dass Fitz mehr als nur ein oder zwei Mal in der Woche hier war und sie ihn zudem sehr sympathisch fand.
    Seine Gesellschaft tat mir außerordentlich gut. Ich roch den dezenten maskulinen Duft seines Körpers und versuchte, nicht auf seinen starken, muskulösen Nacken zu starren. Ich habe in den letzten zweihundert Jahren nur einen einzigen Menschen gebissen – Darius –, trotzdem lässt mich die Vorstellung nicht los. Der Drang zuzubeißen ist für einen Vampir nahezu unwiderstehlich, beinahe wie tantrischer Sex, und doch viel intensiver und lustvoller. Außerdem erfüllt einen die faszinierende Verschmelzung zweier Seelen mit neuem Leben. Ich drängte die Gedanken beiseite. Ein solcher Biss war für einen Menschen meist tödlich. Starb der Gebissene nicht, wurde er selbst zu einem Vampir – eine Verwandlung, die sich keiner großen Beliebtheit erfreute. Man mutierte zu einem Monster, verfolgt von Vampirjägern mit Pflöcken und Silberkugeln, zu einem Außenseiter, gefürchtet und verachtet von den meisten Menschen, und man war immerzu hungrig nach Blut. Das brachte ordentlich Schwung in den Alltag. Doch natürlich hatte das Vampirdasein auch Vorteile – ewige Jugend zum Beispiel, annähernde Unsterblichkeit und übermenschliche Kräfte.
    Fitz unterbrach meine Grübeleien. »Was macht die hübsche Daphne Urban denn in ihrer Freizeit?«
    »Ich interessiere mich sehr für Kunst und Musik. Abends gehe ich gern aus. Und ich bin verrückt nach Shopping. Und Sie?«
    »Segeln. Reiten. Skifahren. Golf. Ich bin ziemlich viel draußen unterwegs, aber Museen und Konzertsäle schrecken mich deswegen nicht ab. Ich bin durchaus kultiviert. Meine Familie hat ein Sommerhaus in den Hamptons und ein weiteres in Cape Cod. Wir segeln alle leidenschaftlich gern. Verbringen Sie den Sommer in der Stadt, oder haben Sie auch ein Haus auf dem Land?«
    Du lieber Himmel, das passt ja überhaupt nicht zusammen, es sei denn, er steht auf Segeltörns bei Mitternacht und Flutlicht-Skifahren,
dachte ich. Andererseits war ich schließlich nur auf der Suche nach Ablenkung, nicht nach einer Beziehung. Und diese Suche entwickelte sich durchaus vielversprechend. Ich strich mit meinen Fingern über seinen Arm, und plötzlich schienen elektrische Impulse durch meine Adern zu rasen. Sehr angenehm! »Mir gehört eine Villa südlich von Florenz in einem kleinen Dörfchen namens Gigliola, in der Nähe von Montespertoli. Ich bin nicht oft dort, aber irgendwie fühle ich mich da trotzdem zu Hause.« Ich hatte keine Lust mehr zu reden und überlegte stattdessen, ob ich ihn in mein Apartment einladen sollte.
    Fitz sah mich mit einer Eindringlichkeit an, als wolle er meine Gedanken lesen. »Florenz? Ich will im März nach Irland fliegen, vielleicht könnte ich dann auch einen kleinen Abstecher nach Italien unternehmen. Ich wollte schon immer mal dorthin.« Dann kam er zum Kern der Sache. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen eine E-Mail schreiben und Sie bitten würde, mir bei der Reiseplanung behilflich zu sein?« Er lächelte, und unsere Blicke versanken langsam ineinander.
    »Keinesfalls«, erwiderte ich mit tiefer, verlockender Stimme. »Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Ihnen helfen kann – ganz egal wie.«
    Ohne seinen Blick von mir zu wenden, zog er einen kleinen Notizblock und einen Kugelschreiber aus der Innentasche seiner Jacke und reichte mir beides. »Würden Sie mir Ihre E-Mail-Adresse aufschreiben?«
    »Sehr gern«, antwortete ich aufrichtig. Während ich schrieb, trank er sein Glas Jameson zügig
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