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Traumfänger

Traumfänger

Titel: Traumfänger
Autoren: Marlo Morgan
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Angelegenheiten sind sie nicht vert rauenswürdig und völlig unzuverlässig - sie tun so, als hätten sie von Tuten und Blasen keine Ahnung.  Glaub mir, es gibt nichts, was sie motivieren könnte.«
    Mehrere Tage verstrichen, in denen ich ständig an den toten jungen Mann denken mußte. Als nächstes sprach ich über diese Sache mit einer Frau, die wie ich an einem besonderen Projekt im Gesundheitsbereich arbeitete. Im Rahmen ihrer Arbeit hatte sie oft mit älteren Aborigines zu tun. Sie erstellte eine Dokumentation über Wildpflanzen, Kräuter und Blumen, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen bei der Behandlung und Verhütung von Krankheiten hilfreich sein könnten. In diesem Bereich waren die Buschleute die Autoritäten. Die Statistiken sprachen für sich: Die Aborigines konnten eine überdurchschnittliche Lebenserwartung und ein geringeres Maß an Zivilisationskrankheiten vorweisen. Diese Kollegin bestätigte mir, daß sämtliche Versuche, die Rassen zu integrieren, bislang von wenig Erfolg gekrönt gewesen waren. Sie war aber gerne bereit, mir bei der Arbeit mit meinem Projekt zu helfen.
    Wir luden zweiundzwanzig junge Halbblut-Aborigines zu einem Treffen ein. Sie stellte mich vor. An diesem Abend sprach ich über das System des freien Unternehmertums und eine Organisation für unterprivilegierte städtische Jugendliche, die sich »Junges Schaffen« nannte. Wir mußten nur noch ein Produkt finden, das sie als Gruppe herstellen konnten. Ich wollte ihnen beibringen, wie man Rohstoffe kauft, eine Belegschaft organisiert und ein Produkt herstellt und vermarktet. Und ich wollte ihnen zeigen, wie man sich in der Geschäfts- und Bankenwelt etabliert. Sie waren alle interessiert.
    Bei unserem nächsten Treffen unterhielten wir uns über mögliche Projekte. Meine Großeltern hatten während meiner Kindheit und Jugend in lowa gelebt. Ich erinnerte mich, wie Großmutter immer das Fenster hochschob, ein kleines, bewegliches Fliegengitter auf dem Fensterbrett befestigte und es auf die Breite des Fensters zurechtzog. Dann ließ sie das Fenster wieder herunter, bis eine ungefähr dreißig Zentimenter breite Fliegengitterspalte offenblieb. Das Haus, in dem ich hier wohnte, besaß wie fast alle australischen Vorstadthäuser keine Fliegengitter. Weil es in den Wohnhäusern aber auch keine Klimaanlage gab, öffneten meine Nachbarn einfach ihre Fenster und ließen die Insekten ein- und ausfliegen. Es gab zwar keine Moskitos, aber wir fochten täglich Kämpfe gegen die fliegenden Kakerlaken aus. Oft schlief ich allein ein und wachte mitten in der Nacht auf, um festzustellen, daß ich mein Kopfkissen nun mit mehreren fünf Zentimenter langen schwarzen Insekten mit harten Flügeln teilen mußte. Ein Fliegengitter konnte ein echter Schutz vor ihrer Umarmung sein.
    Auch die Gruppe war der Meinung, daß die Herstellung von Fliegengittern eine gute Sache sei, um ins Geschäft zu kommen. Ich kannte ein Ehepaar in Amerika, das wir bei diesem Unternehmen um Unterstützung bitten konnten. Er war Entwicklungsingenieur bei einer großen Firma, sie war Künstlerin. Wenn ich ihnen in einem Brief erklärte, was wir wollten, würden sie sicher ein Muster für uns entwerfen. Meine liebe alte Tante Nola aus lowa bot ihre finanzielle Unterstützung an, um die notwendige Ausrüstung kaufen und anfangen zu können. Wir brauchten eine Werkstatt. Es gab zwar wenig Garagen, aber genügend Carports, also kauften wir einen und arbeiteten an der frischen Luft.
    Jeder der Aborigines schien fast automatisch in die Position hineinzumischen, für die er das meiste Talent besaß. Wir hatten einen Buchhalter, einen Einkäufer und einen Mann, der stolz darauf war, unser laufendes Inventar genau berechnen zu können. Für jeden Produktionsabschnitt hatten wir einen Spezialisten, es gab sogar ein paar Naturtalente, die wir als Vertreter einsetzten. Ich konnte mich zurücklehnen und zusehen, wie unser Unternehmen Form annahm. Ohne daß ich es ihnen nahelegen mußte, einigten sie sich untereinander, daß der Mitarbeiter, der sich bereit erklärte, Reinigungs- und Hausmeisteraufgaben zu übernehmen, für den Gesamterfolg des Projekts genauso wichtig war wie die Leute, die verkauften. Beim Verkauf gingen wir so vor, daß wir unsere Fliegengitter zunächst einige Tage zur Probe anboten. Waren die Leute mit ihnen zufrieden, zahlten sie. Meist bestellten sie dann gleich Gitter für alle Fenster ihres Hauses. Ich brachte meinen Mitarbeitern auch den guten alten
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