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Traumfänger

Traumfänger

Titel: Traumfänger
Autoren: Marlo Morgan
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sei.
    Sie sind sehr freundlich und vermitteln Fremden gleich das Gefühl, willkommen zu sein. Man fühlt sich sofort wie zu Hause.
    In den ersten Tagen probierte ich verschiedene Hotels aus. Bei jedem Einchecken überreichte man mir ein kleines Metallkännchen mit Milch. Ich beobachtete, daß jeder Gast so ein Kännchen erhielt. Im Zimmer fand ich dann einen elektrischen Teekocher, Teebeutel und Zucker vor.
    Als ich zum ersten Mal in einem Motel übernachtete, fragte mich der Besitzer, ob ich ein Frühstück bestellen wolle, und zeigte mir eine handgeschriebene Speisekarte. Ich bestellte, und als nächstes fragte er mich, um welche Zeit ich es wollte. Er teilte mir mit, daß man es mir aufs Zimmer bringen würde. Als ich am nächsten Morgen gerade mein Bad nahm, hörte ich Fußschritte, die sich meiner Zimmertür näherten, aber niemand kam herein. Ich vernahm ein eigenartiges Geräusch, als würde eine Tür zugeschlagen. Als ich mich abtrocknete, stieg mir dann der Geruch von Essen in die Nase. Ich suchte überall, aber ich fand keins. Ich war mir aber sicher, daß ich es roch. Wahrscheinlich kommt der Geruch aus dem Nachbarzimmer, dachte ich schließlich.
    Ich verbrachte ungefähr eine Stunde damit, meinen Koffer wieder zu packen und mich für den Tag vorzubereiten. Als ich meinen Koffer in das Mietauto wuchtete, kam ein junger Mann auf mich zu.
    »Tag. War Ihr Frühstück in Ordnung?« fragte er.
    Ich lächelte. »Es muß irgendein Mißverständnis gegeben haben. Ich habe überhaupt kein Frühstück bekommen.«
    »O doch, es steht da. Ich habe es selbst gebracht«, sagte er und ging auf einen Knauf an der Außenwand meines Motelzimmers zu. Er schob ihn nach oben und siehe da! In einem kleinen Fach stand ein hübsch garnierter Teller mit kalten, mittlerweile gummiartigen Rühreiern. Dann ging er ins Zimmer und öffnete eine Schranktür, um mich noch einmal diesen traurigen Anblick genießen zu lassen. Wir mußten beide lachen.
    Ich hatte es gerochen, aber ich hatte es nicht finden können. Es war nur die erste einer Reihe von Überraschungen, die Australien für mich bereithielt.
    Die Aussies waren nett und eine große Hilfe, als ich beispielsweise ein Haus zur Miete suchte. Es lag in einer gepflegten Vorstadtgegend. Alle Häuser in der Nachbarschaft waren ungefähr zur gleichen Zeit erbaut worden - sie waren allesamt einstöckig, weiß getüncht und von Vorder- und Seitenveranden umgeben. In den Eingangstüren waren ursprünglich keine Schlösser vorgesehen gewesen. Die Badezimmer waren zweigeteilt; die Toilette befand sich in einer kleinen, schrankartigen Zelle und Badewanne und Waschbecken in einem separaten Raum.
    Im Garten meines Hauses gab es Unmengen von exotischen Blumen und Bäumen. Wegen der tropischen Temperaturen blühen sie das ganze Jahr über.
    In der Nacht kamen Kröten, die vom Duft der Pflanzen angezogen wurden, und sie schienen sich im Lauf der Monate ungeheuer zu vermehren. Diese Kröten sind eine richtige Landplage und werden in den Wohngegenden deshalb erstochen und so dezimiert.
    Mein Garten war jedoch offensichtlich ein sicherer Zufluchtsort.
    Australien ist der flachste und trockenste Kontinent der Welt. Die Gebirgszüge in Küstennähe lassen die meisten Regenschauer aufs Meer hinaustreiben, so daß neunzig Prozent des Landes fast unfruchtbar sind. Man kann zwischen Sydney und Perth zweitausen Meilen auf dem Luftweg zurücklegen, ohne eine einzige Stadt zu sehen.
    Im Rahmen der Gesundheitskampagne, an der ich teilnahm, bereiste ich alle größeren Städte des Kontinents. In Amerika hatte ich ein Spezialmikroskop, mit dem man einfache Blutproben untersuchen konnte, ohne sie vorher chemisch zu verändern oder zu zentrifugieren. Wir schlössen das Mikroskop an eine Videokamera und einen Bildschirm an. Neben ihrem Arzt sitzend, konnten die Patienten ihre weißen und roten Blutkörperchen erkennen, sie sahen Bakterien und sogar die Fettpartikel im Hintergrund. Meistens entnahm ich eine Probe, zeigte den Patienten ihr Blut und bat dann zum Beispiel die Raucher, nach draußen zu gehen und eine Zigarette zu rauchen. Wenige Minuten später entnahmen wir eine neue Blutprobe, und die Patienten konnten sehen, welche Auswirkungen eine einzige Zigarette hatte. Indem man die Patienten miteinbezieht, kann man ihr Gesundheitsbewußtsein mobilisieren und sie dazu bringen, sich für ihr eigenes Wohlergehen verantwortlich zu fühlen. Man kann diese Methode für die unterschiedlichsten Zwecke einsetzen: Zum
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