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Trauma

Trauma

Titel: Trauma
Autoren: D Koontz
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sicher, dass es auch das ist, was ihr wollt, denn es wird euch Reichtum und so große Ehre bringen, wie ihr sie sonst nie gekannt hättet.«
    »Fünfzigtausend Dollar sind zwar eine Menge Geld«, sagte Jimmy, »aber von Reichtum kann man da eigentlich noch nicht sprechen.«
    Vivacemente zwinkerte, soweit seine gestrafften Augenlider dazu überhaupt in der Lage waren. »Die Fünfzigtausend sind nur ein Vorschuss, ein Beweis für meine Aufrichtigkeit. Die volle Summe habe ich auf dreihundertfünfundzwanzigtausend berechnet. «
    »Und was erwarten Sie dafür?«, fragte Jimmy.
    »Euren Sohn.«

67
    Jimmy und ich hätten aus dem Zirkuszelt hinausmarschieren und heimfahren können, ohne auch nur ein weiteres Wort mit dem wahnsinnigen Trapezkünstler zu wechseln. Wenn wir das allerdings getan hätten, dann hätten wir nicht verstanden, wieso er auf diese abstruse Idee gekommen war, und hätten keinen Frieden gehabt, weil wir ständig nachgegrübelt hätten, was sein nächster Schachzug war.
    »Sein Name ist Andy«, sagte Vivacemente, als müssten wir daran erinnert werden, wie unser einziger Sohn hieß. »Aber natürlich werde ich mir einen besseren Namen ausdenken, etwas Klassisches, weniger Plebejisches. Wenn ich den Jungen zum größten Star seiner Generation machen soll, dann muss ich noch vor seinem fünften Geburtstag mit der Ausbildung beginnen.«
    So finster komisch sich das auch anhören mochte, es jagte mir zu viel Angst ein, um weiter mitzuspielen.
    »Andy, wie er immer heißen wird, hat kein Talent fürs Trapez«, sagte ich.
    »Er muss eines haben. In seinen Adern fließt das Blut der Vivacementes. Er ist der Enkel meiner Natalie.«
    »Da Sie das wissen, ist Ihnen ja klar, dass er auch Konrad Beezos Enkel ist«, sagte Jimmy. »Bestimmt werden Sie zugeben, dass er zu sehr Clown fürs Hochseil ist.«
    »Er ist nicht befleckt«, erklärte der Patriarch. »Ich habe ihn beobachten lassen. Ich habe Videoaufnahmen von ihm studiert. Er ist ein Naturtalent.«
    Videoaufnahmen von ihm.

    So mild die Nacht auch war, mein Herz war kalt geworden.
    »Man verkauft seine Kinder nicht«, sagte ich.
    »Doch«, versicherte mir Vivacemente, »das tut man schon. Ich habe selbst die Kinder gewisser Verwandter in Europa gekauft, deren Blutlinie stark genug war, um gute Trapezkünstler hervorzubringen. Manche von ihnen habe ich direkt nach der Geburt gekauft, manche im Alter von zwei bis drei Jahren, aber immer vor dem fünften Geburtstag.«
    Mit einem Abscheu, der unserem Gastgeber zweifellos ebenso entging wie unser Humor, zeigte Jimmy auf die Schachtel auf dem Boden. »Wir haben Ihr Geld zurückgebracht. Damit ist die Sache erledigt.«
    »Dreihundertfünfund siebzig tausend«, feilschte Vivacemente.
    »Nein.«
    »Vierhunderttausend.«
    »Nein.«
    »Vierhundertfünfzehntausend.«
    »Schluss jetzt«, sagte Jimmy schroff.
    »Vierhundertzweiundzwanzigtausendfünfhundert, das ist mein letztes Angebot. Ich muss diesen Jungen haben. Er ist meine letzte Chance, die beste Chance, jemanden wie mich zu schaffen! Das Blut des Trapezkünstlers ist in ihm konzentriert wie nie zuvor.«
    Während er sprach, versuchte sein zurechtgezurrtes und gestrafftes Gesicht so verzweifelt, die bombastischen Gefühle auszudrücken, die in ihm tobten, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn es an sämtlichen Kanten aufgeplatzt wäre und sich von den Knochen geschält hätte.
    Er presste die Hände zusammen wie zum Gebet und ging dazu über, Jimmy anzuflehen, statt ihn unter Druck zu setzen: »Wenn ich damals vor einunddreißig Jahren oder zumindest kurz danach erfahren hätte, dass Natalie Zwillinge bekommen
hatte und dass der eine zu dem Bäcker und seiner Frau gekommen war« – das Wort Bäcker stieß er mit der beißenden Verachtung eines blaublütigen Snobs aus –, »dann hätte ich Sie zu mir geholt, das schwöre ich. Ich hätte Sie zurückgekauft oder irgendwie anders gerettet, denn ich bekomme immer, was ich will. Aber ich dachte, ich hätte nur einen Sohn, mit dem der abscheuliche Beezo geflohen war.«
    Auf diesen bizarren Ausdruck väterlicher Liebe reagierte Jimmy mit eiskalter Logik: »Mein Vater sind Sie nicht mal so, wie Sie sich den geistigen Vater von allen Leuten in Ihrer Truppe nennen. Punchinello und ich gehören nicht dazu, und deshalb sind wir in keiner Weise Ihre Söhne. Formal gesehen sind wir Ihre Enkel, dagegen können wir nichts machen, aber selbst die Verwandtschaft akzeptiere ich nicht. Ich spreche Ihnen jedes Recht ab, mein
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