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Trau nie einem Fremden

Trau nie einem Fremden

Titel: Trau nie einem Fremden
Autoren: Patricia B. McConnell
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sieht nur zu oft anders aus. Im wahren Leben passieren ungeplante Dinge, egal, wie achtsam Sie sind. Was tun Sie also, wenn jemand plötzlich um die Ecke geschossen kommt und Sie und Balou damit total überrumpelt? Balous Augen werden so rund wie Suppenteller, er zerrt an der Leineund bellt wie der Höllenhund Zerberus persönlich, während Sie nur den Gedanken »bloß festhalten« im Kopf haben. Nun, das ist schon mal ein guter Anfang. Lassen Sie uns da weitermachen. Und denken Sie zusätzlich darüber nach, womit Sie Ihren Hund denn eigentlich festhalten: Stellen Sie sicher, dass die Ausrüstung, die Sie benutzen, Ihnen wirklich Kontrolle über den Hund gibt. Meine Lieblingskombination ist eine gute Nylonleine an einem Kopfhalfter oder an einem Geschirr, wobei sie vorne am Brustring anstatt oben am Rücken befestigt wird. Beides gibt Ihnen selbst über große Hunde eine sehr gute Kontrolle, vorausgesetzt, man verwendet diese Ausrüstung korrekt und der Hund wurde sorgfältig daran gewöhnt. Normale Halsbänder und »Würgehalsbänder« haben offensichtlich wenig Wirkung bei einem Hund, der außer Rand und Band geraten ist. Nehmen Sie sich also vorab die Zeit, herauszufinden, was in Ihrem Fall am besten funktioniert, damit Sie nicht in der Frage dieses Details eine unangenehme Überraschung erleben.
    Verringern Sie sofort die Intensität des auslösenden Reizes
Wenn Ihr Hund bellt und an der Leine zerrt und Sie beide überrascht wurden, ist das nicht der richtige Moment, um ein paar nette Gehorsamsübungen zu fordern. Ihre allererste Aufgabe ist, die Intensität des auslösenden Reizes so schnell wie möglich zu verringern. In der Regel bedeutet das, einen größeren Abstand zwischen sich und die überraschend aufgetauchte fremde Person zu bringen. Schreien Sie Ihren Hund also nicht mit »NEIN!« an, während Sie auf der Stelle stehen und versuchen Sie nicht, »Sitz« von ihm zu verlangen, wenn er wirklich Angst hat. Sagen Sie lieber ruhig, aber bestimmt »Nein« oder »Ah«, drehen Sie sich einfach um und gehen weg. Wenn Sie es in dieser Lage nicht fertigbringen, etwas mit ruhiger, aber autoritärer Stimme zu sagen (vielleicht klingen Sie selbst ein bisschen ängstlich?), dann werden Worte in dieser Lage nur dazu führen, dass Ihr Hund noch mehr Angst bekommt. (»Oh nein! Sie hat auch Angst! Dieser Mensch muss wirklich gefährlich sein!«) Singen Sie in diesem Fall entweder »Hänschen klein« oder bleiben Sie einfach ruhig und gehen weg.
    Allerdings liegt genau hier der Hund begraben. Wenn Sie einfach weggehen und nichts weiter tun, was hat Ihr Hund dann gelernt? (»Ich geh die Straße lang, ich geh die Straße lang, das Leben ist schön ... OH NEIN OH NEIN HILFE GEFAHR GEFAHR BELL BELL ZERR BELL OH NEIN Oh oh gut, er geht wieder weg, oh, jetzt ist mir wohler, oh Gottseidank ist er weg, ich belle und die Leute gehen weg, das ist gut, ich bin so froh, dass er weg ist ...«) Ihr Hund wurde für das Bellen und Zerren belohnt – also ist es leicht vorhersehbar, dass er beim nächsten Mal wieder bellen und an der Leine zerren wird, oder?
    Wenn irgend möglich, gehen Sie nur so weit weg, dass Sie wieder mit Ihrem Hund kommunizieren können, und verlangen Sie dann »Sitz«. Sitzen ist eine kontrollierte, gemessene Körperhaltung, die dazu beitragen kann, Ihren Hund zu beruhigen. Es verlangt von ihm, seine Reaktionen auf seine eigenen Gefühle zu kontrollieren, wirkt aber andererseits nicht zu einschüchternd, wenn er gerade verängstigt ist. (»Platz« ist in dieser Situation einfach zu viel verlangt – oder würden Sie sich besser fühlen, wenn jemand Ihnen mitten auf der Straße »Hinlegen!« befiehlt, gleich neben der Gang Jugendlicher, die Sie Ihrer Befürchtung nach gleich zusammenschlagen wird?)
    Wenn (und nur wenn ) Ihr Hund ruhiger ist, dann streicheln Sie langsam mit kreisenden Bewegungen seine Brust. Vermeiden Sie dieses affenartige Tätscheln oben auf seinen Kopf – es beruhigt Hunde nicht, sondern irritiert sie oder puscht sie auf, was das Letzte ist, das Sie nun gebrauchen können. Sprechen Sie langsam, mit langgezogenen Tönen: »Guuuuuuuter Junge, waaaaaas ein guuuuuuter Junge du bist!« Und Er ist ja auch ein guter Junge, oder? Er bellt nicht und zerrt nicht an der Leine, und wenn Sie Glück haben, ist der Fremde immer noch in der Nähe, nur eben ein bisschen weiter entfernt. Jetzt können Sie Leckerchen geben – aber nur , wenn der Hund ruhig sitzt.
    Falls der Fremde so schnell verschwindet, wie er
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