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Transi Schraubenzieher

Transi Schraubenzieher

Titel: Transi Schraubenzieher
Autoren: Dimiter Inkiow
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Technik entwickeln sich weiter. Jeder Tag bringt neue Entdeckungen, das heißt neue Information! Auf diesen Lochkarten, mit denen ich Sie füttern wollte, stehen Sachen, die Sie noch nicht wissen . . .!<

    >Sie wollen mir etwas Neues beibringen?< ärgerte sich der Computer. >Heißt das, daß Sie mehr wissen als ich?<
    >Nein, ich weiß nicht mehr als Sie!<
    >Wenn Sie nicht mehr wissen als ich, können Sie mir nichts Neues beibringen! Ich spreche nicht mehr mit Ihnen!<
    Der arme Programmierer war so verwirrt, daß er nichts mehr sagen konnte. Einerseits hatte er neues Wissen für den Computer mitgebracht, andererseits hätte er aber nicht sagen können, daß er mehr wußte als der Computer. Wenn er das gesagt hätte, dann hätte der Computer ihn etwas sehr Schwieriges gefragt, was er nicht gewußt hätte. Der Programmierer überlegte, was er tun sollte. Und da es seine Aufgabe war, den Computer zu füttern, nahm er die Lochkarten und steckte sie hinein. Aber der Computer spuckte sie wieder aus. Der Programmierer versuchte wieder, die Karten in den Computer zu stecken. Der spuckte sie wieder aus. Der Programmierer versuchte es noch einmal. Der Computer spuckte die Karten aus. Der Programmierer merkte, daß es keinen Sinn hatte, und gab auf.
    Am nächsten Tag kamen die Techniker und versuchten, den Computer zur Vernunft zu bringen. Aber es ging nicht. Er spuckte immer wieder alle neuen Lochkarten aus.
    >Es geht nicht<, sagten die Techniker, >wenn er keine neuen Lochkarten schlucken will, können wir ihn nicht zwingen.<
    >Ich weiß alles<, schrieb der Computer auf sein Papierband. >Ich weiß alles, darum brauche ich keine neuen Lochkarten mehr. Laßt mich in Frieden, damit ich den Menschen meine Antworten und meinen Rat geben kann.<
    Und wirklich: Draußen warteten Hunderte von Menschen, die den Computer etwas fragen wollten. Die Techniker gingen, und die Menschen kamen mit ihren Fragen. Am Anfang störte es niemanden, daß der Computer keine neuen Informationen mehr gab. Aber nach und nach kamen immer weniger Menschen zu dem Computer, die etwas wissen wollten. Und schließlich kam niemand mehr, und der Computer wartete und wartete.
    >Was ist mit den Menschen los?< fragte er sich. -Warum kommen sie nicht mehr? Sind die Menschen klüger geworden? Warum brauchen sie mich nicht mehr? Wissen sie jetzt alles selbst?< Niemand kam mehr zu ihm, weil seine Informationen zu alt geworden waren.
    Staub begann ihn zu bedecken, und Spinnen webten ihre Gewebe um ihn herum.
    So vergingen Jahre, und der Computer wußte nicht, weshalb die Menschen nicht mehr zu ihm kamen. Bis eines Tages plötzlich viele Studenten vor ihm standen. Endlich! dachte er. Sie können nicht ohne mich. Sie brauchen mich wieder!
    Aber er täuschte sich. Als die Studenten ihn etwas fragten und er seine Antworten gab, lachten sie laut. >So ein dummer alter Computer! Weiß er nicht, daß das alles nicht mehr stimmt, daß sich sehr viel in der Wissenschaft geändert hat?<
    >Er hat seit Jahren keine Lochkarten geschluckt<, erklärte ihnen der Professor, der mitgekommen war. >Er muß irgendeinen Konstruktionsfehler haben, darum haben wir einen neuen gebaut. Ich habe Sie hierher gebracht, um Ihnen zu zeigen, wie schnell Wissen veraltet!<«
     
    »Papi«, sagte Transi, »ich möchte nicht wie dieser Computer werden.«
    »Du wirst so werden, wenn du nicht jeden Tag etwas Neues lernst!«
    »Ich werde jeden Tag lernen«, versprach Transi. »Gib mir die Lochbonbons. Aber das sind die letzten!«
    »Warum die letzten?«
    »Weil ich nicht durch Lochbonbons lernen möchte. Es ist mir zu langweilig, Papi. Was mache ich den ganzen Tag? Mit Wip spielen! Die anderen Kinder gehen zur Schule - ich nicht! Die anderen Kinder gehen in den Zoo, sie fahren mit ihren Eltern in Urlaub. Du hast für mich nie Zeit. Es ist mir langweilig! Verstehst du das nicht?«
    Professor Schraubenzieher sah seinen automatischen Sohn erstaunt an. Er wäre nie auf die Idee gekommen, daß Transi sich langweilen könnte.
    Ja, dachte er, das Kind hat recht. Ich habe ihn wie einen Menschen konstruiert. Ein Mensch, der nichts tut, langweilt sich oder gerät auf die schiefe Bahn. Er muß eine Aufgabe haben. Er muß etwas haben, das seinem Leben einen Sinn gibt. Aber was kann ein kleiner Roboter tun? Soll ich ihm sagen, er soll das Haus putzen? Er hält sein Zimmer in Ordnung, das reicht für ein Kind. In die Schule gehen darf er nicht, weil er ein Roboter ist. Außerdem weiß er viel mehr als die Kinder seines
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