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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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letzten Reste gesellschaftlichen Umgangs sausen zu lassen. Spud sagt nichts, zieht aber eine Grimasse, während der Junk-Entzug seine spröden Knochen immer fester in die Zange nimmt.
    Begbie ist noch immer nicht davon überzeugt, daß Sick Boy den Mumm hätte, sich McGregor entgegenzustellen.
    – Blödsinn. Du würdest dich mit dem Kerl doch nich einlassen.
    – Scheiße. Jimmy Busby war dabei. McGregor, der Arsch, hat totale Angst vor Busby. Der scheißt sich doch bei allen harten Hibs-Fans in die Hosen. Das letzte, was er will, is doch, daß die Gang seinen Club zerlegt.
    – Jimmy Busby… das is doch n Weichei. N verdammtes Weichei. Den Kerl hab ich im Dean vermöbelt. Weißte noch, Rents? Rents! Weißte noch, wie ich Busby vertrimmt hab? Begbie wirft einen Blick über die Rückenlehne, aber Renton fühlt sich langsam wie Spud. Ein Schauder durchfährt seinen Körper, und er wird von einer heftigen Übelkeit erfaßt. Er kann nur wenig überzeugend nicken, aber nicht die umfangreiche Erklärung liefern, die Begbie eigentlich von ihm will.
    – Das is schon Jahre her. Heute würdeste das nich mehr machen, behauptet Sick Boy.
    – Wer würd das nich machen? Häh? Ich etwa? fordert Begbie ihn aggressiv heraus.
    – Is doch sowieso alles Scheiß, erwidert Sick Boy lahm, eine seiner üblichen Taktiken. Wenn du den Kern des Streits nicht gewinnen kannst, dann schmeiß einfach alles über den Haufen.
    – Der Kerl weiß genau, mit wem er sich nich einlassen darf, sagt Begbie und grunzt leise. Sick Boy erwidert nichts, weil er genau weiß, daß das eine Warnung um zwei Ecken war, zwar auf den abwesenden Busby bezogen, aber an ihn gerichtet. Er sollte es nicht zu weit treiben.
    Spud Murphys Gesicht klebt an der Scheibe. Er sitzt da und leidet still, schwitzt ungeheuer und hat das Gefühl, als rieben seine Knochen aneinander. Sick Boy ergreift die Gelegenheit, um mit Begbie gemeinsame Sache zu machen.
    – Franco, die Arschlöcher, sagt er und nickt nach hinten, – ham gesagt, sie bleiben sauber. Verlogene Wichser. Versauen noch alles. Sein Ton ist eine Mischung aus Verachtung und Selbstmitleid, als finde er sich mit der Tatsache ab, daß sein Schicksal darin besteht, sich alle Winkelzüge von schwachen Trotteln versauen zu lassen, die er unglücklicherweise als Freunde hat.
    Dennoch findet Sick Boy keine gemeinsame Basis mit Begbie, der seine Haltung noch mehr verabscheut als Rentons und Spuds Verhalten.
    – Hör schon auf zu jammern. Du warst doch selber oft genug zugeknallt.
    – Schon ewig nich. Aber die Blödmänner werden nie erwachsen.
    – Ach, du willst also nix von dem Speed abhaben? verhöhnt Begbie ihn und tippt auf die salzigen Körner in der Alufolie.
    Sick Boy will unbedingt was davon, um die furchtbare Fahrzeit zu verkürzen. Aber nicht, wenn er Begbie deswegen anbetteln muß. Er sitzt da und starrt nach vorn, schüttelt leise den Kopf und murmelt vor sich hin, während eine alles verschlingende Angst in seinem Innern ihn dazu zwingt, im Geiste ein ungelöstes Problem nach dem anderen durchzugehen. Dann springt er auf und geht nach hinten, um sich eine Dose McEwan’s Export von Second Prizes Stapel zu greifen.
    – Ich hab dir doch gesagt, du sollst dir selbst was mitnehmen! Second Prizes Grimasse ähnelt einem häßlichen Vogel, dessen Gelege von einem Raubtier bedroht wird.
    – Wenigstens eine Dose, du knickriger Arsch! Verdammt nochmal! Sick Boy schlägt sich wütend die Hand vor die Stirn. Second Prize rückt zögernd mit einer Dose raus, die Sick Boy dann doch nicht trinken kann. Er hat schon eine Weile nichts mehr gegessen, und die Flüssigkeit liegt ihm schwer und übelkeiterregend im Magen.
    Hinter ihm geht Rentons Abstieg in die Qualen des Entzugs weiter. Er weiß, daß er handeln muß. Das bedeutet, er muß Spud etwas vorspielen. Aber in Geschäftsdingen gibt es keine Freunde, schon gar nicht in diesem. Er wendet sich an seinen Partner und sagt: – He, Mann, ich hab nen Stein im Hintern. Ich muß mich mal ne Weile auf n Topf hocken.
    Spud schreckt kurz hoch. – Du hast doch nich was dabei, oder?
    – Du spinnst wohl, fährt Renton ihn überzeugend an. Spud wendet sich ab und sinkt wieder gegen die Scheibe.
    Renton geht aufs Klo und schließt ab. Er wischt den Urin vom Rand des Aluminiumbeckens. Dabei geht es ihm nicht um Hygiene, er will nur nicht, daß seine Gänsehaut feucht wird.
    Er legt Löffel, Spritze, Nadel und Wattebausch auf das Spülbecken. Dann zieht er ein kleines Päckchen
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