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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Potter
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entschlossen haben zusammenzuziehen. »Also, wie läuft es mit eurer Wohnungssuche?«
    »Wir können uns höchstens einen Schuhkarton in einem Stadtteil wie Hell’s Kitchen leisten«, meine ich mit einem schiefen Lächeln.
    »Tja, dann wäre ja wenigstens für deine Schuhe gesorgt«, entgegnet Robyn grinsend. »Das ist doch schon mal das Wichtigste.«
    Adam verdreht die Augen. »Ich glaube, ich lasse euch Mädels in Ruhe ein bisschen quatschen. Ich organisiere mal den Champagnernachschub.«
    Ich muss lachen. Manches ändert sich eben nie.
    »Und, wie findest du Artsy, jetzt, wo du ihn endlich kennengelernt hast?«, frage ich ganz aufgeregt, sobald wir unter uns sind. Diese Frage brennt mir schon den ganzen Abend unter den Fingernägeln.
    »Ich glaube, er ist schwul«, entgegnet sie ungerührt.
    »Was?« Verdattert gucke ich sie an und folge ihrem Blick dann rüber zu Artsy, der den Arm fest um einen großen Mann mit kahl geschorenem Kopf und tätowierten Unterarmen geschlungen hat. Und just in dem Moment, als wir rüberschauen, beugt er sich zu ihm rüber und küsst ihn.
    »Das ist sein Freund«, erklärt Robyn trocken.
    Ein oder zwei Sekunden lang schauen wir uns bloß an, ohne dass eine von uns beiden einen Ton sagt, und dann prusten wir gleichzeitig los.
    »Harold hat einen festen Freund?«, kichere ich und schüttele den Kopf angesichts dieser Ironie des Schicksals.
    »Jawohl. Ich habe mich vorhin mit ihm unterhalten. Er hätte Interesse, mit zu meinem Trommelkreis zu kommen, wenn
sie in der Stadt sind.« Robyn scheint hocherfreut. »Angeblich ist er ein Ass an der Djembé.«
    Ich gucke sie ratlos an.
    »Das ist eine traditionelle afrikanische Trommel«, erklärt sie.
    »Und gibst du jetzt endlich zu, dass er nicht dein Seelenverwandter ist?«, frage ich mit kritisch gerunzelter Stirn.
    Sie hört auf zu lachen und guckt etwas verlegen. »Tja, weißt du, das ist so ein Ding«, murmelt sie leise und dreht eine Locke um den Zeigefinger. »Als ich mir die Kassette mit der Aufnahme von Wakandas Sitzung noch mal angehört habe, da ist mir aufgegangen, dass Wakanada nie behauptet hat, Harold sei mein Seelenverwandter. Sie sagte bloß, ich würde meinen Seelenverwandten kennenlernen, und ich solle die Augen aufhalten nach einem dunkelhaarigen, gutaussehenden Fremden namens Harold. Da ist ein Riesenunterschied.« Sie unterbricht sich plötzlich und wird kreidebleich.
    Daniel ist gerade hereingekommen, im dunkelblauen Mantel, und Schneeflocken glitzern noch in seinen Haaren. Er steht vorne und unterhält sich mit seiner Mutter und Artsy. Ich habe ihn seit Monaten weder gesehen noch mit ihm gesprochen. Keiner von uns hat irgendwas von ihm gehört. Angeblich war er »geschäftlich unterwegs«. Na ja, so lautete zumindest die offizielle Version. Wobei, wenn ich mir sein Gesicht so anschaue, als er zu uns rüberguckt und Robyn sieht, bin ich mir da nicht so sicher.
    »Alles in Ordnung?«, erkundige ich mich leicht besorgt.
    »Ja, alles bestens.« Sie nickt, aber es ist nicht zu übersehen, dass es keineswegs bestens ist. »Ich wusste ja, dass er heute Abend hier sein würde. Ich bin auf alles gefasst.«
    Ich schaue sie an, wie sie nervös an ihren Armreifen herumfingert. Sie wirkt so gar nicht gefasst.
    »Geh doch rüber und sag hallo«, schlage ich vor.
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er mit mir
reden will«, meint sie traurig. »Es ist jetzt drei Monate her, und ich habe seitdem nichts mehr von ihm gehört.«
    »Und hättest du denn gerne?«, frage ich leise.
    Ihre Augen schimmern. »Ich habe mich wie ein Vollidiot aufgeführt, Lucy. Du hattest recht. Ich vermisse ihn ganz schrecklich, aber ich glaube, jetzt ist es zu spät.«
    Sie sieht so erbärmlich aus, und ich drücke ihr aufmunternd die Hand. »Aber das weißt du doch gar nicht.«
    Mit einem tiefen Seufzen sieht sie mich an. »Was um alles auf der Welt sollte uns wieder zusammenbringen?«
    Kaum hat sie das ausgesprochen, da kommt Artsy schnurstracks auf uns zu und verkündet nach einigen eilig in die Luft geworfenen Bussis laut: »Robyn, hier ist jemand, den du unbedingt kennenlernen musst.« Und noch ehe ich weiß, wie uns geschieht, sehe ich auch schon eine vertraute Gestalt im blauen Mantel neben ihm stehen. »Robyn, das ist Daniel.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde schauen sie sich in die Augen, und beide werden hochrot.
    »Hi. Schön, dich kennenzulernen, Robyn.« Daniel will kein Spielverderber sein und macht mit. Höflich streckt er die
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