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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Potter
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Lachfältchen.
    »Ach, wirklich?« Merkwürdigerweise enttäuscht mich das etwas, und ich schaue betreten in meinen Schoß, damit er mein bedrücktes Gesicht nicht sieht. All die Jahre hatte ich mir eingebildet, Nate und ich seien etwas ganz Besonderes, und jetzt, auf einmal, muss ich einsehen, dass wir nur eins unter hunderten von Pärchen waren, denen er seine Geschichte erzählt hat. Es wurmt mich, dass ich so naiv war. Und da dachte ich, er kennt das Geheimnis und könne mir irgendwie eine Antwort geben, mir bei der Lösung meines Problems behilflich sein.
    »Und, hat der Zauber gewirkt?« Ich hebe den Kopf und sehe, dass er mich amüsiert und neugierig anschaut. »Sind Sie noch zusammen?«
    »Sozusagen«, entgegne ich mit einem kläglichen Schulterzucken.
    Er runzelt die Stirn angesichts meiner gequälten Miene.
»Entschuldigen Sie … mein Englisch.« Ratlos hebt er die Hände. »Ich verstehe nicht.«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sage ich mit einem entschuldigenden Lächeln.
    Er schaut mich einen Moment lang an und scheint in meinem Gesicht irgendwas zu suchen, irgendeinen Anhaltspunkt vielleicht. »Sie lieben beide jemand anderen? Ist es das?«
    »Ja, genau.« Ich nicke und denke an Nate. Vorhin am Flughafen habe ich gehört, wie er mit Beth telefonierte. Er versucht immer noch, sie davon zu überzeugen, dass sie es noch mal miteinander versuchen sollen, und er tat mir so leid in dem Moment. Es gibt gar keinen Zweifel, dass er sie immer noch liebt, und noch weniger bezweifele ich, dass er selbst das auch gerade erst merkt. Selten war der alte Spruch »Manches weiß man erst zu schätzen, wenn man es verloren hat« so wahr wie hier. Aber ist es nicht meistens so?, überlege ich traurig und muss an Adam denken.
    »Und Sie, was ist mit Ihnen?«
    Mit einem Ruck reißt er mich aus meinen Gedanken. »Ich? Nein«, protestiere ich und schüttele entschieden den Kopf. »Nein, ich bin nicht verliebt …« Die Worte bleiben mir im Hals stecken, während in meinem Kopf eine Diashow mit Schnappschüssen von meiner und Adams kurzer Beziehung abläuft. Das war keine Liebe. Natürlich nicht. Wie sollte ich jemanden lieben, den ich kaum kenne? Und trotzdem …
    Und trotzdem kann man ein ganzes Leben lang mit jemandem zusammen sein und sich doch fremd bleiben, und genauso kann man manchmal einem Menschen schon nach kurzer Zeit in die Seele schauen. Kann man Liebe an ihrer Zeitdauer messen? Oder an irgendwas anderem? Oder ist sie etwas Unerklärliches, das weder Sinn noch Zweck kennt und sich auch nicht wissenschaftlich erklären lässt? Manchmal passiert sie einfach. Wie Zauberei.
    Und in dem Moment geht mir auf, dass ich niemandem was vormachen kann, mir am allerwenigsten.
    »Ja, bin ich«, sage ich und drehe mich zu dem alten Mann um. Meine Stimme ist leise, aber bestimmt. »Ich liebe einen anderen.«
    »Nun dann, sorgen Sie sich nicht.« Er lächelt beruhigend. »Die Legende ist zwar machtvoll, aber wissen Sie, was noch machtvoller ist?« Er schaut mich an, seine Augen wirken noch dunkler, und ich spüre, wie ich eine Gänsehaut bekomme, genau wie damals.
    »Die Liebe« , sagt er ganz einfach. »Die Macht der Liebe.«
    Ich schaue ihn an, und alle möglichen Gedanken jagen mir durch den Kopf. »Aber …«
    »AufWiedersehen, Lucy.« Ohne abzuwarten, was ich noch sagen will, unterbricht er mich, steht auf und tippt sich an den Hut. »Grüßen Sie Nathaniel von mir.«
    »Ja, mache ich.« Ich nicke geistesabwesend und schaue ihm hinterher, als er geht. Und dann erst merke ich es. »Wieso wissen Sie, wie wir heißen?«
    Aber da ist er auch schon weg, in einer der unzähligen kleinen Gassen verschwunden, und lässt mich in einem Gewirr kreisender Gedanken und unbeantworteter Fragen zurück.

Neununddreißigstes Kapitel
    Ich sitze allein auf der Bank und versuche, das alles zu begreifen, als plötzlich mein Handy klingelt. Es ist meine Schwester Kate. Ich gehe ran.
    »Wie ist es in Venedig? Bist du ihn schon losgeworden?«, fragt sie mit der für sie typischen unverblümten Direktheit.
    »Noch nicht«, entgegne ich fröhlich, aber weil sie mich mit der Nase auf den Grund meines Besuchs stößt, zwickt es schon wieder in meinem Magen. »Egal, wie geht es dir?«, frage ich und kehre alles andere unter meinen zerebralen Teppich.
    »Na ja, willst du zuerst die gute Nachricht hören … oder die gute?«
    »Hä?«
    Kurz ist alles still, und dann …
    »Sie haben Entwarnung gegeben!«, brüllen Kate und Jeff im Chor in den
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