Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Träume(h)r (German Edition)

Träume(h)r (German Edition)

Titel: Träume(h)r (German Edition)
Autoren: Rudolf Moos
Vom Netzwerk:
vorbei, die ihm grimmige Blicke zuwarfen. Als er fast um die Ecke gebogen war, wurde er von jemandem an der Schulter gepackt. Der Griff war nicht fest genug, um von einem der Gorillas stammen zu können. Trotzdem zuckte er zusammen und drehte sich vorsichtig um. Vor ihm stand Frank Fehrmann.
    »Ich habe dich bestimmt schon fünf Mal gerufen!«, sagte er außer Atem.
    »Tut mir Leid, ich war in Gedanken. Was wollen sie nun? Mir einen Vortrag darüber halten wie ich mich verhalten soll, wenn mich jemand ruft?«, erwiderte Marc genervt. Er wollte einfach nur noch abhauen. Am besten sofort den Zug nach Münster nehmen und gleich am nächsten Tag zur Uni fahren, um sich dort wieder einzuschreiben. Die Masterarbeit konnte er immer noch in Angriff nehmen.
    »Vielen Dank, dass du uns geholfen hast!«, sagte der Onkel für sein Gegenüber unerwartet. »So wie ich mich verhalten habe, hätte niemand erwartet, dass du so handeln würdest. Das zeigt wahre Größe. Du hast dir eine zweite Chance wirklich verdient!«
    Marc konnte nicht glauben, was er da gerade hörte.
    »Ist das ihr Ernst? Sie wollen mir noch eine Chance geben?«, fragte er verunsichert.
    »Ja, mein vollkommener Ernst! Dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen.«
    Er reichte ihm zur Versöhnung die Hand.
    »Wie wäre es, wenn du gleich morgen um neun Uhr in meinem Büro auftauchst und wir die weiteren Einzelheiten besprechen?«
    Marc musste sich beherrschen nicht jubelnd in die Luft zu springen.
    »Sehr gerne!«, antwortete er und gemeinsam mit Frank ging er wieder zurück in das Gebäude.

Am nächsten Morgen war er zwanzig Minuten zu früh vor Ort, denn dieses Mal wollte Marc nichts anbrennen lassen. Eine Sekretärin begleitete ihn bis zu dem Büro des Onkels, der noch nicht eingetroffen war.
    Während er auf einer Couch wartete, sah er sich in dem stilvoll eingerichteten Raum um. Überall an den Wänden hingen Urlaubsfotos, die Frank in unterschiedlichen Ländern zeigten. Marc betrachtete sie neugierig.
    Nachdem er den Onkel auf einem Bild vor der Sphinx in Ägypten entdeckt hatte, bewegten sich seine Augen zu dem nächsten Foto. Er musste laut auflachen. Bereits am Vorabend hatte Frank mehrfach geäußert ihn irgendwoher zu kennen, aber beide konnten sich zu diesem Zeitpunkt keinen Reim darauf machen woher. Nun hatte Marc die Lösung direkt vor seiner Nase.
    Zwar konnte er sich bei diesem Bild nicht an die Sehenswürdigkeit erinnern, vor der sich Frank positioniert hatte, aber er war sich sicher, dass die Fotografie irgendwo in Madrid entstanden sein musste. Neben dem grinsenden Onkel standen nämlich zwei skurrile Gestalten, die er sofort als Wahrzeichen der Stadt erkannt hatte. Eine davon war der deutsche Flamenco-Tänzer Ole und die andere er selbst. Marc hielt das Schwert des Matadors in die Luft und strahlte selbstsicher in die Kamera.
    Zufrieden lehnte er sich auf der Couch zurück. Er wusste nicht, was ihn in Zukunft erwarten würde. Ob er hier seinen Traum finden würde oder erneut durch eine Tür gehen müsste, die ihn ins Ungewisse führte, aber eines war ihm klar geworden. Er würde nie wieder stehen bleiben.

Epilog
     
    Marc ist zu einem anerkannten Mode-Stylisten geworden. Seine Fähigkeiten werden mittlerweile von Modelabels aus der ganzen Welt geschätzt. Die Anteile an seiner mobilen Applikation »Boss Beeper« hatte er verkauft. Daraufhin konnte er aus dem Erlös ein eigenes Vintage-Modelabel gründen und somit in der Modebranche Fuß fassen. Bis heute ist er sich nicht sicher, ob er die Spitze der maslowschen Pyramide jemals erreichen wird, aber es ist ihm auch nicht mehr wichtig. Er hat aufgehört danach zu suchen und damit begonnen die Türen in seinem Leben nicht nur einen Spaltbreit zu öffnen, sondern auch hindurch zu gehen.
     
     
    Ole blieb nach Marcs Abreise noch für einige Zeit in Salema und malte weiterhin Porträts von Touristen. Seine Beziehung zu der Zahnarzthelferin hatte entgegen allen Erwartungen gehalten. Gemeinsam zogen sie später nach Berlin. Heute betreibt er mehrere Online-Foren, wo unter anderem Musik, Kunst, Filme und die Gesellschaft thematisiert werden. Nebenbei arbeitet er als freier Künstler.
     
     
    Clara und Jörg Fröhlich glauben nach wie vor, dass ihr Sohn sein Studium ohne Zwischenfälle beendet hat und als Unternehmensberater in Hamburg tätig ist. Marc hat sich bis heute nicht getraut ihnen die Wahrheit zu sagen.

Mathis Lufert hat sein Werk zu Ende geschrieben. Irgendwann ging Marc durch eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher