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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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laufen und für den ersten Tag sei dies ein doch sehr gutes Stück. Des weiteren weist sie mich darauf hin, dass es bereits 13 Uhr am Nachmittag ist und daher klüger sei, sich eine Herberge hier in Saint-Jean-Pied-de-Port zu suchen, um dann morgen in aller Frühe loszulaufen. Ich danke ihr für diesen Hinweis und erzähle der netten Dame, dass ich ein Ein-Mann-Zelt dabei habe und somit nicht auf die Herbergen angewiesen sei. Sie scheint das nicht wirklich zu beruhigen, ganz im Gegenteil. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen ist sie davon eher aufgebracht, da sich das Strahlen in ihrem Gesicht plötzlich zu einem Gewitter verwandelt und sie mir unmissverständlich klar macht, dass das Campen hier in Frankreich sowie auch auf dem restlichen Camino verboten ist! Später erfahre ich, dass Campen unter freiem Himmel in der gesamten EU nicht erlaubt ist... Allerdings sind diese Richtlinien wohl eher mit Gelassenheit zu nehmen, solange man nicht sesshaft wird oder seinen Müll überall rumliegen lässt. Ich bedanke mich bei ihr und sie lässt mich endlich abziehen.
    Trotz ihrer Warnung ignoriere ich ihren Ratschlag nicht nur völlig, sondern meine auch noch zu wissen, was mich erwartet, da ich schließlich den Camino schon einmal gelaufen bin. Meine Strafe dafür erhalte ich wenige Stunden später. Ich habe keine Ahnung, was ich heute vor mir habe, da ich damals 2007 von Burgos aus gestartet bin und somit den Teil über die Pyrenäen nicht kenne.

    Da ich nun alles beisammen habe, mache ich mich sogleich auf den Weg. Ich verlasse die Altstadt von Saint-Jean-Pied-de-Port durch die Port-d’Espagne und habe auch direkt den ersten leichten Anstieg vor mir, der mich hoffentlich in den kommenden Stunden auf etwa 1400m zum Cisa-Pass geleiten wird. Ich bin guter Dinge, so dass mir das fürs erste nichts ausmacht. Außerdem kann ich nun direkt mal meine neuen Nordic-Walking-Stöcke testen, die ich mir extra zugelegt habe. Zwar musste ich lange mit der Entscheidung kämpfen, da ich eigentlich den Pilgerstab als nicht zu unterschätzende Tradition ansehe, jedoch hatte mir die Erfahrung gezeigt, dass bei zu schweren Gepäck, und ich habe auch dieses Mal viel zu viel auf meinem Rücken, die Knieprobleme nicht lange auf sich warten lassen. Vorsichtshalber entscheide ich mich daher dafür, zusätzlich zu meinen Stöcken auch gleich meine beiden Kniebandagen anzulegen. Eigentlich hatte ich immer skeptisch auf die Pilger gelinst, wenn da wieder mal welche mit ihren Nordic-Walking-Stöcken klick-klack-klick-klack an mir vorbeizogen. Aber da ich auch zwei Jahre später immer noch meine Knie spüre, sobald ich sie belaste, erscheint mir das doch die sinnvollere Lösung zu sein, auch, wenn es mir noch so schwer fällt, auf den traditionellen Pilgerstab zu verzichten. Fürs erste komme ich sehr schnell voran. Typisch für den ersten Tag... man ist sich noch nicht im Klaren darüber, dass es völlig egal ist, wie schnell man voran kommt. Dennoch genieße ich das Gefühl der Freiheit und des Pilgerns. Schon Karl der Große ist hier mit seinem Frankenheer über die Pyrenäen gezogen, auch wenn dieser andere Ambitionen hatte wie ich. Die Landschaft wird schöner und schöner, je höher ich steige und der Ausblick immer atemberaubender. Ich passiere mehrere Bauernhöfe und merke deutlich, dass es auf 1400m hoch geht. Demzufolge dauert es nicht lange und mein T-Shirt ist klitschnass. Auch unter der langen Hose fange ich bereits an zu schwitzen. Zum Glück lassen sich die Hosenbeine abnehmen und aus der langen Hose wird schnell eine kurze, was direkt die klimatischen Verhältnisse verbessert.
    Ein älteres Ehepaar aus den Niederlanden begegnet mir. Die beiden sind ca. Mitte 60 und in einem sehr gemütlichen Tempo unterwegs. Der Mann zieht einen optisch ziemlich schweren Wagen hinter sich her und seine Gefährtin trägt einen ebenso ordentlich bepackten Rucksack auf ihren schmalen Schultern. Wir laufen ein gutes Stück gemeinsam und sie erzählen mir, dass sie in den Niederlanden losgelaufen sind. Der Wagen, den er hinter sich her zieht, wiegt geschlagene 40kg, jedoch ist er der Meinung, dies sei immer noch besser als einen 20kg Rucksack zu tragen. Auch, wenn die zwei sehr sympathische Menschen sind, setze ich mich nach einer Weile von ihnen ab, da mir ihr Tempo doch ein klein wenig zu langsam ist und ich heute noch wo ankommen möchte. Kann ihre Ruhe irgendwie noch nicht teilen, auch wenn ich das gerne würde.
    Die Steigung ist mittlerweile recht
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