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Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Titel: Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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sah. Seine Augen waren zum Leben erwacht und von einer solch brennenden Intensität gewesen, wie sie ihr noch nie begegnet war. Und sie hatten für sie gebrannt, als hätte er sie mit einem Brandzeichen versehen. Sie als Beute gekennzeichnet …
    Die Kinder würden jetzt sicher sein in den Tiefen der Abwasserkanäle. Sara musste sich selbst retten, wenn sie ihnen auch weiterhin eine Hilfe sein wollte. Sie sprang über einen Haufen Schutt und schlüpfte geduckt durch eine schmale Öffnung, die zu einer Treppe führte. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte Sara sie zum nächsten Stock hinauf. Dort war ein Loch in der Wand, das ihr eine Abkürzung durch zwei Wohnungen ermöglichte und sie durch eine kaputte Tür auf einen Balkon führte, wo sie die niedrigste Sprosse der Feuerleiter ergriff und diese schnell herunterzog.
    Leichtfüßig und flink kletterte Sara die Leiter hinauf. Sie hatte hundert Fluchtwege ausgetüftelt und erprobt, bevor sie auch nur begonnen hatte, auf den Straßen zu arbeiten. Schließlich wusste sie, dass diese Routen ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens sein würden. Indem sie jeden einzelnen Fluchtweg gründlich erprobte, die Zeit stoppte, die sie dafür brauchte, und Abkürzungen durch Gebäude und durch Gassen fand, hatte sie gelernt, sich in den geheimen Durchgängen der Unterwelt zurechtzufinden. Jetzt war sie auf dem Dach und rannte weiter, ohne auch nur eine Sekunde innezuhalten, bevor sie auf das Dach des nächsten Hauses sprang. Auch über dieses rannte sie, so schnell sie konnte, und wich einem Haufen Trümmer aus, um zu einem dritten Dach hinüberzuspringen.
    Kaum war sie auf den Füßen gelandet, lief sie auch schon auf die Feuerleiter zu. Ohne die Sprossen zu benutzen, rutschte sie an den Stangen zum Erdgeschoss hinunter, wo sie durch ein zerbrochenes Fenster stieg. Ein Mann, der auf einer zusammengebrochenen Couch lag, schaute mit seinem drogenumnebelten Blick auf, schien sie jedoch nicht wirklich wahrzunehmen. Sara winkte ihm zu, als sie über seine ausgestreckten Beine sprang und gezwungen war, auch noch zwei anderen auf dem Boden liegenden Junkies auszuweichen. Nachdem sie über sie hinweggestiegen war, stürzte sie aus der Tür und über den Gang zu dem gegenüberliegenden Apartment. Die Tür hing nur noch schief in den Angeln, sodass Sara sie mühelos aufdrücken konnte und dann um die Bewohner dieses Raums herum zum Fenster lief.
    Hier musste sie innehalten, um vorsichtig durch das zerbrochene Glas zu steigen. Die zersplitterten Überreste verfingen sich in ihren Kleidern, sodass sie einen Moment zu kämpfen hatte. Dabei schlug ihr das Herz bis zum Hals, und ihre Lunge schrie buchstäblich nach Sauerstoff. Bei dem Versuch, ihre Jacke loszureißen, verschwendete sie kostbare Sekunden. Die Glassplitter zerkratzten ihr die Hand und rissen ihr die Haut auf, aber sie erkämpfte sich den Weg nach draußen in die frische Luft und in den leichten Nieselregen. Erst hier tat sie einen tiefen, beruhigenden Atemzug und hielt ihr Gesicht in den Regen, um die winzigen Schweißtröpfchen von ihrer Haut zu waschen.
    Dann erstarrte sie auf einmal und fühlte, wie jeder ihrer Muskeln sich versteifte und es ihr eiskalt über den Rücken lief. Der Mann war immer noch hinter ihr her! Sie spürte, wie schnell und unerbittlich er sich voranbewegte. Sie hatte keine Spur in den Gebäuden hinterlassen und war flink und leise gewesen, doch er hatte sich nicht einmal von den komplizierten Schleichwegen irritieren lassen, die sie genommen hatte. Er war ihr zielsicher und unbeirrbar auf der Spur, das wusste sie. Trotz des unbekannten Terrains, der heruntergekommenen Gebäude und vielen Schlupflöcher und Abkürzungen hatte er es irgendwie geschafft, ihr auf den Fersen zu bleiben, beharrlich, unverdrossen und von der absoluten Sicherheit erfüllt, dass er sie finden würde.
    Sara nahm den unangenehmen Geschmack von Furcht auf ihrer Zunge wahr. Bisher hatte sie immer noch entkommen können. Warum sollte es diesmal anders sein? Sie war intelligent und geschickt, und im Gegensatz zu ihm kannte sie diese Gegend. Grimmig fuhr sie sich mit dem Ärmel ihrer Jacke über die schweißbedeckte Stirn und fragte sich plötzlich, ob er sie zwischen all dem Verfall und Gestank vielleicht riechen konnte. Was für ein beängstigender Gedanke! Sara hatte mit eigenen Augen gesehen, wozu seinesgleichen in der Lage war. Sie hatte die leblosen, blutleeren Körper gesehen und die zu einer Maske des Entsetzens verzerrten
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