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Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Titel: Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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jedoch in unmittelbarer Nähe waren, trat er mit übernatürlicher Geschwindigkeit in Aktion, riss einem der Kerle ein Bleirohr aus der Hand und verbog es vor den fassungslosen Blicken der Halbstarken zu einem Ring. Es kostete ihn keine Mühe und kaum mehr als eine Sekunde. Er warf es seinem Besitzer wie eine Halskette über den Kopf, versetzte ihm einen Stoß gegen die Brust und schleuderte ihn gegen ein etwa drei Meter entferntes Gebäude. Die Angreifer wurden jetzt vorsichtiger und schienen Angst zu haben, sich ihm zu nähern. Selbst ihr Anführer, der noch immer seine verletzte Hand umklammerte, war still geworden.
    Falcon war jedoch abgelenkt, weil er an die geheimnisvolle Frau dachte, die ihr Leben riskiert hatte, um ihn zu retten. Er hatte keine Zeit für Raufereien, und Hunger quälte ihn. Deshalb unterdrückte er ihn nicht länger, sondern ließ sich von ihm beherrschen und das Tier in sich aufsteigen. Roter Dunst vernebelte seinen Geist, und ein hungriges Feuer flackerte in seinen Augen auf. Langsam wandte er den Kopf, lächelte die Kerle an und ließ sie seine Fänge sehen. Den Bruchteil einer Sekunde später griff er an. Wie aus weiter Ferne hörte er die entsetzten Schreie; er spürte die herumfuchtelnden Arme seines ersten Opfers. Es war Falcon schon fast zu umständlich, die Hand zu schwenken und Stille zu gebieten, um die Halbwüchsigen unter Kontrolle zu halten. Das Geräusch ihrer wild pochenden Herzen war so laut, dass die Gefahr eines Herzanfalls nur allzu real war, doch Falcon hatte weder das nötige Mitgefühl noch die Zeit, um das Bewusstsein der Jungen abzuschirmen.
    Und so senkte er nur schnell den Kopf über den Nacken des jungen Burschen und trank begierig. Der Rausch war schnell und suchterzeugend, und das mit Adrenalin vollgepumpte Blut seines Opfers versetzte ihn in eine falsche Euphorie. Falcon spürte, dass er in Gefahr war, der Dunkelheit anheimzufallen, aber er schien nicht mehr die Disziplin aufbringen zu können aufzuhören.
    Es war ein kleiner Laut, der ihn warnte, und das allein schon zeigte ihm, wie weit er dem Ruf der Finsternis bereits erlegen war. Er hätte die Gegenwart der Frau gleich spüren müssen. Sie war zurückgekommen, um ihm zu helfen. Falcon wandte sich ihr zu, und hungrig glitten seine schwarzen Augen über ihr Gesicht. Sie glühten vor Verlangen, diese Augen. Rote Flammen züngelten in ihren dunklen Tiefen auf, und jeder von Falcons markanten Zügen war von dem Wunsch geprägt, sie zu besitzen.
    »Was sind Sie?« Die weiche Stimme der Frau holte ihn in die Realität zurück – und plötzlich wusste er wieder, was er gerade tat. Sie schnappte schockiert nach Luft, als sie näher trat, und starrte ihn aus großen, bangen Augen an. »Was sind Sie?«, fragte sie erneut, und die Furcht in ihrer Stimme zerriss ihm fast das Herz.
    Falcon hob den Kopf noch mehr, und ein dickes Rinnsal Blut lief über den Nacken seines Opfers. Plötzlich sah er sich, wie die Frau ihn sehen musste: scharfe Fänge, wirres Haar und rote Flammen in den ansonsten leeren Augen. Er musste wie ein Tier, wie ein Monster erscheinen. Um sie zu beruhigen, streckte er die Hand aus. Falcon wollte sie berühren und sich bei ihr bedanken, dass sie ihn aufgehalten hatte, bevor es zu spät gewesen wäre.
    Sara Marten trat zurück und schüttelte den Kopf. Dabei starrte sie mit großen Augen das Blut an, das an Nordovs Nacken hinunterlief und sein lächerlich orangefarbenes Hemd befleckte. Dann fuhr sie herum und rannte um ihr Leben. Rannte, als würde sie von einem Dämon gejagt. Und das war dieser Fremde. Das wusste sie. Das Wissen war tief in ihrer Seele eingegraben. Es war nicht das erste Mal, dass sie eine solche Bestie sah. Bei der anderen Kreatur war es ihr gelungen zu entkommen, doch diesmal war es völlig anders. Von diesem Mann – oder Monster – fühlte sie sich auf unerklärliche Weise angezogen. Sara war zurückgekommen, um sicherzugehen, dass er der Bande entkommen war. Sie hatte sich einfach überzeugen müssen , dass er in Sicherheit war. Irgendetwas in ihr forderte, dass sie ihn rettete.
    Sara rannte durch den dunklen Eingang in das verlassene Apartmentgebäude. Von den Wänden bröckelte der Putz, das Dach brach langsam ein, aber Sara kannte jedes Schlupfloch, jede Notluke und Hintertür. Und die würde sie auch alle brauchen. Die schwarzen Augen des Mannes waren leer und ohne jegliches Gefühl gewesen, bis … das Ding sie angeschaut hatte. Sara wusste, was Begehren war, wenn sie es
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