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Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)

Titel: Träume der Dunkelheit: Erzählungen (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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und Sara konnte spüren, wie ihre Knochen sich verbogen, ihr Körper sich verdrehte und verwandelte, ihre Schwingen sich in Bewegung setzten und sie sich mit einem jähen Luftzug in die Höhe schwang. Doch das einzig Wichtige für sie war Falcon, und sie wagte nicht, dieses verblassende Licht loszulassen, um einen Blick auf die Welt zu riskieren, die immer weiter fortrückte, als sie in Gestalt einer Eule zu der heilenden Höhle flog.
    Tief unter der Erde war die Luft zum Schneiden dick von dem Geruch von Hunderten von Duftkerzen. Sara ging zu Falcon und war entsetzt über seine grauenvollen Wunden und seine leichenblasse, schon fast durchsichtige Haut. Sheas physischer Körper war nur noch eine leere Hülle, da sie ihn abgelegt hatte, um in Falcons einzudringen, wo sie stoisch und besonnen die beträchtlichen Verletzungen des alten Kriegers heilte. Ein vielstimmiger Gesang in der uralten Sprache der Karpatianer – wunderschöne Worte, die Sara leider noch nicht verstehen konnte –, erfüllte die Höhle. Die nicht Anwesenden waren trotzdem da, stimmten im Geiste in den Gesang ein und übermittelten ihrem gefallenen Krieger ihre Heilkräfte und Energie.
    Sara sah, wie der Prinz Falcon Blut gab, viel mehr, als er sich leisten konnte, und dennoch winkte er die anderen fort und stärkte Falcon mit seiner mächtigen Lebensessenz, bis er selbst so schwach und blass war, dass sein eigener Bruder ihn zwang, sich von ihm ablösen zu lassen. Sara beobachtete, wie großzügig jeder der anderen Karpatianer, die alle Fremde für sie waren, ihren Seelengefährten mit Blut versorgte und wie respektvoll sie ihm ihre Ehrerbietung erwiesen. Als alles vorbei war, nahm Sara Falcons Hand in ihre und sah zu, wie Shea in ihren eigenen Körper zurückkehrte.
    Die Ärztin, die vor Erschöpfung schwankte, gab den anderen ein Zeichen, Falcons offene Wunden mit einer Mischung aus Speichel und der heilkräftigen schwarzen Erde zu bedecken. Nachdem sie sich mit dem Blut ihres Lebensgefährten gestärkt hatte, machte sie sich wieder an die kolossale Aufgabe, Falcons Wunden von innen heraus zu schließen und zu heilen.
    Es dauerte Stunden. Draußen vor der Höhle stieg die Sonne schon am Himmel auf, aber nicht einer der Karpatianer stockte auch nur vorübergehend in seiner Aufgabe. Sara hielt Falcon durch pure Willenskraft bei sich, und als Shea zum letzten Mal in ihren eigenen Körper zurückkehrte, starrten die beiden Frauen sich über seine reglose Gestalt hinweg an. Sara und Shea waren beide zum Umfallen müde und hatten Tränen in den Augen.
    »Wir müssen ihn in die Erde bringen und hoffen, dass sie ihre Wirkung entfaltet. Ich habe getan, was ich konnte«, sagte Shea leise. »Alles andere liegt bei dir.«
    Sara nickte. »Danke, Shea. Wir stehen tief in deiner Schuld. Deine Bemühungen werden nicht umsonst gewesen sein. Er wird leben. Etwas anderes lasse ich nicht zu.« Sara beugte sich über ihren Seelengefährten. »Du wirst nicht sterben, Falcon, hörst du?«, erklärte sie, während die Tränen ungehindert über ihre Wangen rannen. »Du wirst durchhalten und für mich leben. Für uns. Für unsere Kinder. Das verlange ich von dir, hörst du?«, fügte sie mit grimmiger Entschlossenheit hinzu, die aus ihrem Herzen, ihrem Geist und ihrer Seele kam. Sanft berührte sie Falcons geliebtes Gesicht und strich seine abgespannten, müden Züge nach. Hörst du mich, Liebster?
    Sie verspürte eine kaum merkliche Regung in ihrem Geist. Eine Wärme und ein leises, müdes Lachen. Wer könnte dich nicht hören, mein Geliebte? Mir bleibt ja gar nichts anderes übrig, als zu gehorchen.
    Das Haus war riesig, ein massives, weitläufiges Gebäude aus Naturstein mit einer Veranda, die das ganze Erdgeschoss umgab. Mächtige Säulen trugen einen ebenso breiten, um den gesamten ersten Stock verlaufenden Balkon, und große Buntglasfenster, die von einzigartiger Schönheit waren, ließen den Schein des Mondes herein. Sara liebte alles an dem Anwesen: die verwilderten Sträucher und die dichten Baumgruppen, das bunte Durcheinander wilder Blumen, die überall aus dem Boden zu schießen schienen. Sie würde nie müde werden, auf ihrer Schaukel auf der Veranda zu sitzen und zu dem umliegenden Wald hinauszuschauen.
    Selbst nach den letzten Monaten war es noch immer schwer zu glauben, dass der Vampir wirklich und wahrhaftig aus ihrem Leben verschwunden war. Sie war in Falcons Bewusstsein gewesen, als er ihre Gestalt angenommen hatte, um den Vampir anzulocken und ihn zu
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