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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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durchzubrennen.« Er faßte Arabella am Arm und drängte sie durch die Zellentür. »Warum stattest du ihr keinen Besuch ab und fragst sie selbst? Sie kann dir bestätigen, daß es mir allein um den Schatz ihres Vaters geht, den ich brauche, damit ich dann mit dir fliehen kann.«
    Quentin schloß die Tür leise hinter der vertrauensseligen Arabella und ließ das Schloß zuschnappen. Zufällig fiel sein Blick auf einen Napf, der auf dem Tisch stand. Der fettige Mischmasch war offenbar unberührt geblieben.
    »Der Fraß verdient die Bezeichnung ›Essen‹ nicht«, bemerkte Elise ironisch. »Die Verpflegung läßt hier sehr zu wünschen übrig.«
    »Ich werde dafür sorgen, daß du etwas Anständiges bekommst.« Er ging auf die Treppe zu.
    »Quentin?« Arabellas wehleidige Stimme hallte in der Zelle wider. »Komm zu mir, schnell. Mir gefällt es hier gar nicht.«
    »Bald, meine Liebe. Wenn ich alles erledigt habe.«
    »Quentin?«
    Er überhörte ihren Ruf und stieg die Stufen hoch.
    Arabella wandte sich Elise zu und erwartete ihre Vorwürfe. Statt dessen aber lag Mitleid in den blauen Augen, ein Gefühl, das sie jahrelang nur für sich beansprucht hatte. Ihr Gewissen regte sich zum ersten Mal, und sie ließ sich ermattet auf das Lager fallen. Es war Zeit, daß sie sich der Wahrheit stellte und begriff, wo sie sich befand.
    ***
    Mit dem Fortschreiten der Nacht wuchs Maxims Verzweiflung immer mehr. Es war ihm nicht gelungen, eine Spur zu finden, obwohl er stundenlang umhergeritten war. Nachdem sein tapferes, ausdauerndes Pferd in der Finsternis zweimal gestolpert war, mußte Maxim sich den Fehlschlag eingestehen. Er band das erschöpfte Tier fest und wartete, bis die anderen nachgekommen waren.
    Die Männer teilten sich ihre kalten Rationen. Dann breiteten sie ihre Mäntel aufs Moos und ließen sich, Maxim ausgenommen, zur Nachtruhe nieder. Seine Sorgen ließen ihn nicht schlafen, und er machte sich auf, das Gelände zu erkunden. An einen Baum gelehnt, spähte er hinaus auf eine kleine Lichtung, auf der ein Reh mit seinem Kitz im Mondschein graste. Langsam ließ er seine Augen wandern, doch wohin sein Blick auch fallen mochte, er sah immer nur Elise vor sich. Die Zeit wurde knapp. Wenn er nur nicht so dumm gewesen wäre, zu behaupten, er kenne das Versteck des Schatzes! Hätte er diese Geschichte nicht in Umlauf gebracht, Elise wäre vielleicht nicht entführt worden.
    Da schreckte das Reh auf und ließ die Lauscher spielen. Ein Geräusch, wie wenn ein Zweig über Leder kratzt. Langsam ging Maxim hinter dem Baum in Deckung, die Hand am Degengriff.
    »Maxim, ich bin es«, flüsterte Sir Kenneth.
    »Hmmm.« Maxim seufzte und hing von neuem seinen Gedanken nach. Die Lichtung lag verlassen da. Es herrschte Stille, und die zwei Männer ließen die Gerüche und Geräusche der kühlen Nacht auf sich wirken.
    Maxim hob prüfend die Nase. »Irgendwo brennt es.«
    Auch der Ritter sog prüfend die Luft ein. »Richtig.«
    Maxim löste sich vom Baum. »Weit kann es nicht sein. Weckt die anderen. Wir wollen uns zu Fuß auf die Suche machen.«
    ***
    Cassandra und ihre Söhne hatten sich von der Ruine nur so weit zurückgezogen, wie es ihre müden Glieder noch erlaubten und bis sie sich einigermaßen in Sicherheit wähnten. Cassandra saß nun zusammengekauert und den Mantel eng um sich gezogen auf einem verrottenden Baumstamm und sah mürrisch ihren Söhnen zu, die ein Feuer entfachten.
    »Wenn wir nur etwas Proviant hätten. Ich sterbe vor Hunger«, nörgelte sie.
    »Du hast von Proviant nichts gesagt«, grollte ihr jüngster. »Es hieß nur, wir sollten Musketen und Pferde mitnehmen.«
    »Muß ich denn an alles denken? Ach…« Sie wurde von einem Hustenkrampf geschüttelt und versuchte den vom feuchten Holz aufsteigenden Qualm durch hektische Handbewegungen zu vertreiben.
    »Quentin geht es nicht viel besser«, sagte der andere gedehnt. »Ich konnte einen Blick auf das Zeug werfen, mit dem sie sich voll stopfen. Lieber verhungere ich, als daß ich den Fraß anrühre.«
    »Ich möchte sterben! Hier, auf der Stelle!« jammerte Cassandra theatralisch. »Wenn schon nicht durch eure Dummheit, so durch ein hungriges, wildes Tier!«
    Die drei Söhne erstarrten und sahen sich ängstlich um, als erwarteten sie, von wilden Tieren belauert zu werden. Sie scharten sich enger ums Feuer. In unmittelbarer Nähe zwitscherte ein Nachtvogel, im nächsten Moment war der Schrei einer Eule zu hören, und unwillkürlich griff Forsworth nach seiner
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