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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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dämmerte es Quentin. Er wischte sich mit dem Handrücken über die blutenden Lippen, den Blick unverwandt auf den Marquis gerichtet. »Ihr hattet nie die Absicht, ihn herbeizuschaffen und als Lösegeld zu bezahlen.«
    »Es gibt keinen Schatz, Quentin«, erklärte Ramsey aus der Zelle heraus. »Zumindest keinen, den du verwenden könntest. Was ich für meine Tochter in Sicherheit brachte, waren nur Dokumente, die ihr Erbrecht garantierten.«
    »Und die Truhen, die du aus den Stilliards geholt hast? Was hast du in den Stilliards erworben, das du in Truhen fortschafften musstest?« fragte Quentin ungläubig.
    Ramsey schüttelte den zerzausten Kopf. »Es waren nur ein paar leere Truhen, die ich für meine Tochter kaufte. Das war alles.«
    »Alles?« Quentin raffte sich auf und brüllte den alten Mann verzweifelt an: »Warum hast du mir das nicht eher gesagt? Warum hast du mich in dem Glauben gelassen, es gebe einen Schatz?«
    »Hatte ich dir die Wahrheit gesagt, wäre ich nicht mehr am Leben«, sagte Ramsey unumwunden. »Da du einmal den Fehler begangen hattest, mich zu entführen, wußte ich, daß du mich nie freilassen würdest.«
    »Die ganze Zeit über…« Quentin war sprachlos.
    »Jetzt möchte ich den Schlüssel«, unterbrach Maxim ihn und winkte mit dem Finger. »Gebt ihn mir.«
    Quentin griff mit hämischem Grinsen in sein Wams und holte den Schlüssel hervor, schwenkte ihn vor Maxim und holte aus, um ihn in den Abfluss zu werfen. Elise stockte der Atem, doch Maxim schnellte vor und fing ihn auf. Im nächsten Augenblick stieß Elise einen Warnschrei aus, und Maxim rollte beiseite, als Quentins Degen, kaum einen Zoll von seinem Kopf entfernt, auftraf. Maxim schleuderte den Schlüssel in die Zelle und nahm sein eigenes Rapier von Nikolaus entgegen.
    »Laßt uns dies wenigstens mit dem Anschein von Ehre austragen«, funkelte Maxim seinen Gegner an. »Kommt, wir wollen sehen, wer besser ficht. Vielleicht könnt Ihr mich schlagen.«
    Quentin senkte den Kopf und starrte auf die Waffe in seiner Hand. Ganz plötzlich sprang er über den gefesselten Posten und lief die glitschigen Stufen hinauf, wild auf Nikolaus einschlagend, der vorgesprungen war, um seine Flucht zu verhindern. Maxim setzte dem flüchtenden Quentin sofort nach, nachdem er sich vergewissert hatte, daß Nikolaus unversehrt geblieben war. Kenneth half inzwischen den Gefangenen, sich zu befreien, und eilte dann den beiden anderen hinterher.
    Quentin stürmte durch den mit den Leichen seiner Leute übersäten Raum und durch die Tür hinaus auf den Hof. Er hielt wie erstarrt inne, als er sah, daß auf dem Hügelkamm eine Doppelreihe berittener Dragoner Aufstellung genommen hatte, dazu eine Reihe Füsiliere. Damit war jeder Fluchtversuch zum Scheitern verurteilt. Quentin blickte wutentbrannt um sich und sah den überraschend verjüngten Sherb, den plötzlich sehenden Justin und den stämmigen Koch langsam auf sich zukommen. Maxim stürzte aus dem Eingang, gefolgt von Nikolaus, Kenneth und drei Gefangenen. Quentin wich rücklings entlang einer verfallenen Mauerkrone über dem Felsabsturz zurück, während Maxim Schritt für Schritt näher kam. Er hielt seinen Degen einsatzbereit, ohne ihn drohend zu schwingen.
    »Quentin, Eure Sache ist verloren. Heute ist nicht Euer Tag. Ergebt Euch!«
    »Und der Tag soll doch mein werden!« rief Quentin mit schriller Stimme und schwang seine Waffe. Maxim wich aus, aber im nächsten Augenblick griff Quentin in sein Wams und zog eine Pistole hervor. »Seid verdammt, Seymour!« stieß er hervor. »Ihr habt mich zum letzten Mal gejagt!«
    Quentin richtete den Lauf der Pistole auf seinen Gegner, und Maxim zuckte zusammen, als er einen lauten Knall hörte. Überrascht stellte er fest, daß er keinen Schmerz spürte. Quentin starrte verwirrt auf seine Waffe herunter. Auf seiner Stirn war plötzlich ein kleines schwarzes Loch zu sehen. Wie eine an Fäden gezogene Marionette vollführte er eine langsame Drehung, während der Stein, auf dem er stand, sich lockerte und in der Bewegung mitging. Seine leeren Augen richteten sich nach oben, als er niedersank, dann zuckte sein Arm krampfhaft, und die Bleikugel aus seiner Pistole fuhr heulend in die Wolken. Der Stein gab knirschend nach, und Quentin verschwand in der Tiefe.
    Die vom Wind gegen den Turm gepeitschten Regentropfen prasselten in der Stille, als gälte es, die Erinnerung an den Tod Quentins auszulöschen. Maxim steckte seinen Degen in die Scheide, und als er sich umwandte,
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