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Tränen aus Gold

Tränen aus Gold

Titel: Tränen aus Gold
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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Quentins Miene unheilvoll verfinsterte.
    »Und natürlich wolltest du dir einen Anteil an dem Schatz sichern!« äffte er ihren wehleidigen Ton nach.
    Cassandra spielte nun die Gebrochene. »Quentin, wir wollten ja nur…«
    »Verschwindet!« brüllte er sie an. »Geht mir aus den Augen, damit ich nicht zum Mörder am eigenen Fleisch und Blut werde!«
    »Quentin! Es wird dunkel, und die Nächte sind kalt. Dort draußen könnten Wölfe lauern… wir haben nichts zu essen…«
    »Mutter, hast du nicht verstanden? Verschwinde!« raste er außer sich vor Wut und wies ihr mit ausgestrecktem Arm den Ausgang.
    Nicht mehr fähig, sich seinem Befehl zu widersetzen, bestieg seine Familie die ermatteten Gäule und ritt, einer hinter dem anderen, vom Hof.
    Quentin blickte ihnen eine Weile nach und hatte es plötzlich eilig, hinunter ins Verlies zu kommen, als ihm ein breitschultriger Mann in den Weg trat.
    »Da wäre noch eine, Sir«, sagte der Mann zögernd und in entschuldigendem Ton. »Sie sagte, sie würde Euch kennen.«
    »Noch eine?« Quentin wollte seinen Ohren nicht trauen.
    »Ja, Sir.« Der Mann faßte sich ein Herz. »Eine feine Lady, würde ich sagen. Sie kam kurz vor den anderen.«
    Quentin verfluchte im stillen die Tölpelhaftigkeit seiner Spießgesellen und jammerte: »Welch ein Los! Da treffe ich in meinem Versteck ein, von dem niemand etwas wissen soll, und werde von… von Verwandten belagert! Von irgendwelchen Frauenzimmern! Mein Gegner braucht nur dem ausgetretensten Pfad nachzugehen, um mich zu finden! Wie ist das möglich?«
    »Keine Ahnung, Sir«, antwortete der Posten und verdrehte die Augen.
    Quentin stapfte durch den Schlamm auf die Tür des Turmes zu, hinter der er auf einen zweiten Posten stieß, der, auf einen langen, dicken Kampfstock gestützt, mit lüsternem Blick auf eine kauernde Gestalt starrte. Um ihren Kopf trug sie ein Tuch, das unterm Kinn geknotet war. Quentin trat näher und bückte sich, um ihr Gesicht sehen zu können. »Arabella?« entfuhr es ihm entgeistert.
    Ihre Erleichterung war unbeschreiblich. Sie sprang auf und schlang die Arme um seinen Nacken. »Ach, Quentin, ich dachte schon, du würdest nie kommen!«
    »Was?… Wie um alles in der Welt?… Was machst du hier?«
    »Ach, Quentin, mein Geliebter.« Sie klammerte sich verzweifelt an ihn. »Ich mußte kommen und mit dir reden.« Sie rückte ein Stück ab und sah ihm in die Augen. »Zu Hause warst du nicht anzutreffen… da fiel mir ein, daß du vor langer Zeit einmal diesen Ort erwähnt hast. Es sei ein gutes Versteck, falls wir uns vor meinem Vater verbergen müßten. Ich hörte von Elises Entführung, und ich weiß, wie lieb du sie hast.« Mit tränenreicher Stimme senkte sie den Blick. »Ich dachte, du wärst mit ihr auf und davon.«
    »Meine liebe Arabella«, schmeichelte Quentin, der ihr den Arm um die Schultern legte, während er sie behutsam zur Treppe führte. »Du mußt mir vertrauen. Ich werde dich niemals verlassen. Sind wir jetzt nicht schon seit Jahren zusammen? Seit Relands Tod wollte ich dich bitten, meine Frau zu werden.«
    Arabella sah hoffnungsvoll zu ihm auf. »Wirklich?«
    »Natürlich.« Er drückte sie beruhigend an sich, als sie die spärlich erhellte Treppe hinunterstiegen. »Weißt du noch, wie ich dich verteidigt habe, als Reland uns zusammen im Stall ertappte? Damals sagte ich dir, ich würde stets dein Beschützer sein.«
    »Eine schreckliche Erinnerung. Ich sehe ihn noch immer vor mir! Wie er mich anstarrte, als ich vor ihm im Stroh lag. Er raste vor Zorn und hätte mich getötet, wenn du nicht dazwischengetreten wärst und ihm mit deiner Pistole über den Schädel geschlagen hättest. Als er zusammenbrach und ich das Blut an seinem Kopf sah, wollte ich dir nicht glauben, als du sagtest, daß er tot sei.« Ein Seufzer entrang sich ihrer Brust. »Schrecklich war es! Aber du hattest recht. Sollten die anderen nur glauben, er sei vom Pferd gestürzt. Wir hatten ja nicht die Absicht, ihn zu töten. Und alles wäre gar nicht passiert, wenn er uns nicht überrascht hätte.«
    Ihr Vertrauen zu Quentin war grenzenlos. Er führte sie zur Zellentür, wo einige Fackeln und zwei Talgkerzen den Raum erhellten. Elise erhob sich von ihrem Lager, das sie mit ihrem Vater teilte, und kam an die Stäbe, doch Quentin scheuchte sie zurück, als er den Schlüssel ins Schloß steckte.
    »Meine Liebe, sieh doch selbst«, sagte Quentin zu Arabella. »Elise ist als Gefangene hier. Ich habe keineswegs die Absicht, mit ihr
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