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Toxin

Toxin

Titel: Toxin
Autoren: Robin Cook
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schnurstracks mit diesem Mann ins Haus gegangen.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Eine Weile waren sie alle drei im Haus. Dann ist der erste Mann rausgekommen und weggefahren. Etwas später haben Tracy und der andere Mann das Haus ebenfalls verlassen. Sie hatten Koffer dabei.«
    »Koffer? Sahen sie aus, als ob sie verreisen wollten?«
    »Ja. Aber warum sollte jemand um eine solche Uhrzeit auf Reisen gehen? Es war beinahe Mitternacht. Ich erinnere mich genau, weil ich schon ewig nicht mehr so lange aufgeblieben bin.«
    »Vielen Dank, Mrs. English. Sie haben uns sehr geholfen.« Kelly bedeutete Brian, daß sie gehen wollten.
    »Komme ich denn nun ins Fernsehen?« wollte Mrs. English wissen.
    »Vielleicht«, erwiderte Kelly. »Wir geben Ihnen Bescheid.« Sie winkte zum Abschied, ging zum Auto und setzte sich hinters Steuer. Brian nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
    »Diese Geschichte wird immer besser«, stellte Kelly fest. »Ich wäre nie im Leben darauf gekommen, aber offenbar hat sich Tracy Reggis zusammen mit ihrem flüchtigen Ex-Mann aus dem Staub gemacht. Dabei wirkte sie auf mich wie die Vernunft in Person. Ich kann es gar nicht fassen!«
     
    Gegen drei Uhr ließ der mittägliche Ansturm im Onion Ring am Prairie Highway allmählich nach. Die erschöpften Mitarbeiter der Tagesschicht packten ihre Sachen zusammen und machten Feierabend. Nur der Geschäftsführer Roger Polo machte noch keine Anstalten zu gehen. Gewissenhaft wie er war, wollte er sich persönlich vergewissern, daß die Übergabe an die Abendschicht reibungslos verlief. Dann erst würde er die Leitung des Restaurants an Paul, den Koch, übergeben, der ihn in seiner Abwesenheit vertrat.
    Roger war gerade dabei, in eine der Kassen eine neue Rolle einzulegen, als Paul hinter dem Grill erschien und sich seine Sachen so zurechtlegte, wie er sie gerne hatte.
    »Viel Verkehr heute?« fragte Roger und ließ den Kassendeckel zufallen.
    »Geht so«, erwiderte Paul. »Und hier? War viel los?«
    »Ziemlich«, entgegnete Roger. »Als ich aufgemacht habe, standen schon zwanzig Leute vor der Tür, und so ging es den ganzen Tag weiter.«
    »Hast du heute morgen die Zeitung gelesen?« fragte Paul.
    »Schön wär’s«, erwiderte Roger. »Ich hatte leider nicht einmal Zeit, mich hinzusetzen und etwas zu essen.«
    »Du solltest aber dringend einen Blick in die Zeitung werfen«, sagte Paul. »Dieser verrückte Doktor, der uns hier am Freitag die Bude eingerannt hat, hat gestern abend bei Higgins und Hancock jemanden umgebracht.«
    »Das gibt’s doch nicht!«
    »Er hat einen armen mexikanischen Schlucker getötet«, fuhr Paul fort. »Einen Vater von sechs Kindern. Er hat ihm eine Kugel durchs rechte Auge gejagt. Kannst du dir das vorstellen?« Roger war fassungslos. Er stützte sich auf dem Tresen ab. Seine Beine fühlten sich an wie aus Gummi. Er war stinksauer gewesen, weil der Mann ihm einen Kinnhaken verpaßt hatte. Im nachhinein schätzte er sich jetzt glücklich. Er mochte sich gar nicht ausmalen, was hätte passieren können, wenn der verrückte Arzt eine Waffe dabeigehabt hätte.
    »Wenn deine Zeit abgelaufen ist, ist sie eben abgelaufen«, philosophierte Paul, bevor er sich umdrehte und den Kühlschrank öffnete. Er warf einen Blick hinein und sah, daß er fast leer war.
    »Skip!« brüllte er. Er hatte den Küchengehilfen im Restaurantbereich gesehen, wo er die Mülleimer leerte. »Hast du die Zeitung dabei?« fragte Roger. »Ja«, erwiderte Paul. »Sie liegt im Aufenthaltsraum auf dem Tisch. Du kannst sie dir nehmen.«
    »Was ist los?« fragte Skip. Er war an dem Tresen gekommen. »Ich brauche Hamburger-Nachschub«, erklärte Paul. »Und wenn du sowieso schon in den Gefrierraum gehst, kannst du auch gleich einen Sack Brötchen mitbringen.«
    »Kann ich erst noch die übrigen Mülleimer ausleeren?« fragte Skip.
    »Nein«, stellte Paul klar. »Ich brauche sie sofort. Ich habe nur noch zwei.«
    Skip fluchte leise vor sich hin, während er den Tresen umrundete und den hinteren Bereich des Restaurants ansteuerte. Er haßte es, eine Arbeit zu unterbrechen. Außerdem stank es ihm allmählich, daß ihn jeder nach Belieben herumkommandieren konnte.
    Er öffnete die schwere Isoliertür zum Gefrierraum und begab sich in die arktische Kälte. Die Tür fiel automatisch hinter ihm zu. Er klappte den ersten, auf der linken Seite stehenden Karton auf. Er war leer. Er stieß einen lauten Fluch aus. Sein Kollege von der Tagesschicht ließ ihm ständig Arbeit liegen. Er
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