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Toxin

Toxin

Titel: Toxin
Autoren: Robin Cook
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in Verbindung gebracht?« Sie hüllte sich in das dünne Handtuch, nahm die Zeitung und überflog den Artikel.
    Sie brauchte nicht lange. Als sie fertig war, klappte sie die Zeitung zu und legte sie zur Seite. Dann sah sie Kim an. »Das grenzt an Rufmord!« kommentierte sie betrübt. »Sie haben sogar deine beiden Verhaftungen erwähnt. Und daß du nicht mehr im Krankenhaus operieren darfst, haben sie auch breitgetreten.«
    »So weit bin ich gar nicht gekommen«, entgegnete Kim. »Ich habe nur die ersten beiden Absätze gelesen, das hat mir schon gereicht.«
    »Wie sind sie bloß so schnell auf dich gekommen?« fragte Tracy. »Irgend jemand muß dich bei Higgins und Hancock erkannt haben.«
    »Sieht ganz danach aus«, stimmte Kim ihr zu. »Der Kerl, der mich umbringen wollte, hatte es mit Sicherheit nicht auf Jose Ramerez abgesehen. Und nachdem er alles verpatzt hatte, haben seine Auftraggeber beschlossen, meine Glaubwürdigkeit zu zerstören und mich möglichst für den Rest meines Lebens hinter Gitter zu bringen.« Er lachte freudlos auf. »Sie dachten wahrscheinlich, wenn ich erst einmal in die Fänge der Justiz geraten wäre, würde ich sie in Ruhe lassen. Ich habe mir nie überlegt, welchen Einfluß die Medien haben. Da kannst du mal sehen, über wieviel Geld und Macht die Fleischindustrie in dieser Stadt verfügt, daß sie die Wahrheit derart verdrehen kann. Dieser Artikel hat doch nichts mit seriösem Journalismus zu tun! Sie haben einfach gedruckt, was ihnen die Fleischindustrie erzählt hat und mich zu einem kaltblütigen Mörder abgestempelt, der im Racherausch einen gottesgläubigen Familienvater umgebracht hat.«
    »Also bleiben uns doch nicht vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden, um über unser weiteres Vorgehen zu entscheiden«, sagte Tracy.
    »Das würde ich auch so sehen«, stimmte Kim ihr zu und stand auf. »Wir hätten schon letzte Nacht Nägel mit Köpfen machen sollen. Außerdem ist mir jetzt klar, daß ich den Kampf gegen die Fleischindustrie auf jeden Fall bis zum Ende durchziehen werde - allerdings aus sicherer Entfernung.« Tracy stand auf und ging zu Kim. »Und mir ist klar, daß ich dich begleite und wir die Sache gemeinsam durchstehen.«
    »Das bedeutet natürlich, daß wir nicht zu Beckys Beerdigung gehen können«, gab Kim zu bedenken.
    »Ich weiß«, entgegnete Tracy. »Aber sie würde das sicher verstehen.«
    »Hoffentlich«, brachte Tracy hervor. »Ich vermisse sie so sehr.«
    »Ich auch«, flüsterte Kim.
    Sie sahen sich in die Augen. Dann nahm Kim seine Ex-Frau unvermittelt in die Arme. Tracy erwiderte die Umarmung. Eng umschlungen schmiegten sie sich aneinander, als würden sie sich nach einer jahrelangen erzwungenen Trennung zum ersten Mal wiedersehen. Nach einer ganzen Weile lehnte Kim sich zurück und sah Tracy an. »Es ist lange her, daß ich mich dir so nahe gefühlt habe.«
    »Verdammt lange«, stimmte Tracy ihm zu. »Als ob es in einem früheren Leben gewesen wäre.«
     
    Kelly Anderson sah auf die Uhr und schüttelte den Kopf. Es war kurz vor halb eins. »Er kommt nicht«, sagte sie zu Brian Washington.
    Brian verlagerte das Gewicht seiner geschulterten Kamera. »Damit hast du doch auch nicht gerechnet, oder?«
    »Er hat seine Tochter sehr geliebt«, gab Kelly zu bedenken. »Und sie soll immerhin gleich beigesetzt werden.«
    »Aber vor der Tür steht ein Polizist«, entgegnete Brian. »Wenn er sich blicken ließe, würde er sofort festgenommen. Der Mann wäre doch verrückt, wenn er käme.«
    »Ich glaube, er ist tatsächlich ein bißchen verrückt«, sinnierte Kelly. »Als er bei mir Hause war, um mich für seinen Kreuzzug zu begeistern, ist mir sein wilder Blick aufgefallen. Er hat mir sogar ein bißchen Angst eingejagt.«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Brian. »Daß dir jemand Angst einjagt, habe ich noch nie erlebt. Du hast doch Eis in den Adern - was ja kein Wunder ist, wenn man bedenkt, wieviel Eistee du in dich hineinschüttest.«
    »Aber das ist doch alles nur Show. Das solltest du doch besser wissen als sonst irgend jemand. In Wahrheit rutscht mir immer fast das Herz in die Hose, wenn ich auf Sendung bin.«
    »Quatsch!« protestierte Brian.
    Kelly und er standen im Foyer des Bestattungsinstituts Sullivan. Außer ihnen hatten sich noch ein paar weitere Trauergäste eingefunden. Manche flüsterten leise miteinander. Bernard Sullivan, der Inhaber, stand in der Nähe der Tür. Er war sichtlich nervös und sah dauernd auf die Uhr. Die Beisetzung war für ein
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