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Toxin

Toxin

Titel: Toxin
Autoren: Robin Cook
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aufrührende Geschichte. Und damit zu den weiteren Nachrichten aus unserer Region…«
     
    Kelly betätigte die automatische Schließvorrichtung des Garagentors. Während das Tor herunterglitt, stieg sie aus dem Auto. Sie hängte sich ihre Handtasche über die Schulter und stieg die drei Stufen hinauf, die von der Garage ins Haus führten. Im Haus war es mucksmäuschenstill. Sie hatte erwartet, Caroline auf dem Sofa vor dem Fernseher vorzufinden; sie hatten ihr täglich eine halbe Stunde erlaubt. Doch der Fernseher war aus, und Caroline war nirgends zu sehen. Aus dem Arbeitszimmer hörte sie jemanden auf der Tastatur des Computers tippen; ansonsten war es ruhig.
    Kelly öffnete den Kühlschrank und schenkte sich ein Glas Saft ein. Mit dem Glas in der Hand durchquerte sie das Eßzimmer und lugte ins Arbeitszimmer. Edgar saß am Computer. Sie ging zu ihm und gab ihm einen Kuß auf die Wange. Er nahm ihn entgegen, ohne die Augen vom Bildschirm abzuwenden.
    »Dein Beitrag über Dr. Reggis hat mir gefallen«, begrüßte er sie. Er machte einen Doppelklick mit der Maus und sah auf.
    »Tatsächlich?« fragte Kelly wenig begeistert. »Danke.«
    »Eine traurige Geschichte«, fügte er hinzu. »Und zwar für alle Beteiligten.«
    »Das kann man wohl sagen«, entgegnete Kelly. »Vor einem Jahr noch hätte er als Vorbild für eine amerikanische Musterkarriere durchgehen können. Als Herzchirurg fehlte es ihm an nichts: Er war allseits respektiert, hatte eine wunderbare Familie, ein großes Haus und alles, was dazugehört.«
    »Aber es war nur ein Kartenhaus«, wandte Edgar ein.
    »Offenbar«, stimmte Kelly ihm zu und seufzte. »Was ist mit Caroline? Hat sie ihre Hausaufgaben gemacht?«
    »Fast«, erwiderte Edgar. »Sie hat sich nicht wohl gefühlt und ist schon ins Bett gegangen.«
    »Was hat sie denn?« fragte Kelly. Die erlaubte halbe Stunde vor dem Fernseher ließ ihre Tochter sich normalerweise nie entgehen.
    »Nichts Schlimmes«, versicherte Edgar. »Nur ein bißchen Bauchweh. Wahrscheinlich hat sie zu schnell und zu viel gegessen. Nach ihrem Eiskunstlaufunterricht wollte sie unbedingt zum Onion Ring. Das Restaurant war total überfüllt. Ich fürchte, ihre Augen waren größer als ihr Magen. Sie hat sich zwei Hamburger, einen Milchshake und eine große Portion Pommes bestellt.«
    Kelly spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. »In welchem Onion-Ring-Restaurant wart ihr?« fragte sie zögernd.
    »In dem auf dem Prairie Highway«, erwiderte Edgar. »Schläft Caroline schon?« fragte Kelly.
    »Ich weiß nicht«, entgegnete Edgar. »Lange ist sie noch nicht oben.«
    Kelly stellte den Saft ab, verließ den Raum und stieg die Treppe hinauf. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Vor Carolines Zimmer blieb sie stehen. Wieder hörte sie nichts außer dem von unten hinaufdringenden Klicken der Computertastatur.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt. Es war dunkel. Sie schob sie etwas weiter auf und schlich leise zum Bett ihrer Tochter.
    Caroline schlief tief und fest. Wie sie da lag, sah sie aus wie ein kleiner Engel. Sie atmete tief und regelmäßig. Kelly widerstand der Versuchung, ihre Tochter zu berühren oder zu umarmen. Statt dessen blieb sie noch eine Weile im Halbdunkel stehen und betrachtete Caroline. Auf einmal fühlte sie sich beängstigend verletzlich. Wenn man Pech hatte, konnte das Leben in der Tat wie ein Kartenhaus zusammenstürzen.
    Nach ein paar Minuten schlich sie hinaus, schloß die Tür hinter sich und ging hinunter. Im Arbeitszimmer nahm sie ihr Saftglas und ließ sich auf dem Ledersofa nieder. Kurz darauf räusperte sie sich.
    Edgar sah von seiner Arbeit auf. Da er Kelly so gut kannte wie sich selbst, wußte er, daß sie mit ihm reden wollte. Er schaltete den Computer aus.
    »Was ist los?« fragte er.
    »Mir geht diese Geschichte mit Dr. Reggis nicht aus dem Kopf«, erklärte Kelly. »Ich bin nicht zufrieden mit dem, was ich über ihn gebracht habe. Das habe ich auch dem Nachrichtenchef erzählt, aber er wollte nichts weiter darüber hören. Er hält das Ganze sowieso nur für eine Boulevardgeschichte und keine richtige Newsstory. Ich soll keine weitere Zeit auf das Thema verschwenden, hat er gesagt. Aber ich recherchiere trotzdem weiter.«
    »Und warum?« fragte Edgar.
    »Es gibt ein paar offene Fragen, die mich nicht ruhen lassen«, erwiderte Kelly. »Die drängendste betrifft eine Lebensmittelkontrolleurin des Landwirtschaftsministeriums. Sie heißt Marsha Baldwin. Als Dr. Reggis am Sonntag
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