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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Autoren: Unbekannt
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da ich Daisy und Gracie durch die Wand hindurch einander anschreien hörte.
    Als ich ins Haus kam, waren sie in eines ihrer absurden Streitgespräche über Kleidung vertieft. Warum muss meine Tochter sich immer wie eine Disney-Figur anziehen? Sie ist der Traum jedes Werbeheinis. Ich erinnere mich noch gut an ihren ersten Tag im Kindergarten, ihr Piratenkostüm kam bei der Erzieherin nicht gut an, und es dauerte schier endlos, ihren winzigen Fingern das Entermesser zu entwinden.
    Gracie rief: »Warum kann ich nicht mein Tinker-Bell-Kostüm im Pub tragen?«
    »Kannst du ja«, gab Daisy zurück, »aber ohne die Flügel.«
    »Feen müssen ihre Flügel tragen, sonst können sie nicht fliegen«, maulte Gracie.
    »Du ziehst nicht diese bescheuerten Flügel an«, sagte Daisy. »Als du die Dinger das letzte Mal im Pub anhattest, hast du damit am Nachbartisch sämtliche Gläser abgeräumt, und es hat deinen Vater fünfundzwanzig Pfund gekostet, neue Getränke zu kaufen.«
    Gracie rief: »Wenn meine Flügel heute wieder was um schmeißen, dann bezahl ich mit der Million Pfund auf meinem Bankkonto.«
    Schuldbewusst sahen Daisy und ich einander an; wir hatten Gracies Sparbuch geplündert, um die letzte Stromrechnung zu bezahlen.
    Gracie stapfte in ihr Zimmer und kehrte in ihrem Tinker- Bell-Kostüm einschließlich Flügeln zurück. Ich brachte es nicht übers Herz, Protest zu erheben. Als Gracie sagte: »Sehe ich nicht schön aus?«, wurde ich weich und antwortete: »Ja.«
    Da explodierte Daisy, warf mir vor, ich würde mich gegen sie verschwören und ihre Autorität untergraben. Ich nahm mir ein Geschirrtuch und fing an, das Frühstücksgeschirr abzutrocknen, das Daisy auf dem Abtropfgestell hatte stehen lassen, und hörte mir ganz ruhig an, wie sie mich wegen tatsächlicher und eingebildeter Verfehlungen zurechtwies. Es war eine lange und wohlbekannte Liste.
    • Die Senkgrube
    • Dass sie kein Auto hat
    • Der Hungerlohn, den ich im Buchladen verdiene
    • Dass sie es satthat, sich die Haare selbst zu färben und ohne Sky Plus zu leben
    • Dass sie Geschmack und Konsistenz des Brotes hasst, das ich zweimal pro Woche backe
    • Dass sie die Dorfbewohner von Mangold Parva für Schwachmaten hält
    • Dass es ihr peinlich ist, jemandem unsere Schweinestall-Adresse zu geben
    • Dass sie die Nase voll von den Einmischungen meiner Eltern in unser Leben hat
    Dann setzte sie sich an den Küchentisch und brach in Tränen aus. Es war ein herzzerreißendes Geräusch, und plötzlich bekam ich Angst. Gracie schälte sich aus dem strittigen Tinker-Bell-Kostüm und wedelte mit dem Zauberstab über dem Kopf ihrer Mutter herum, als könnte Zauberei ihre Tränen versiegen lassen.
    Ich weiß nicht, wie ich meine Frau glücklich machen soll.
    Den Großteil der Zeit saßen Gracie und ich allein beim Essen im Pub. Daisy und meine Eltern waren draußen und rauchten im Regen, gemeinsam mit den meisten anderen Stammgästen. Tom Urquhart, der Wirt, meinte: »Dieser Nichtraucher-Hokuspokus wird dem Bear Inn den Rest geben.«
    Mein Essen schmeckte mir nicht. Es war verkocht und hatte eine merkwürdige Konsistenz, die bei mir Würgereiz auslöste. Ich vermute mal, das lag daran, dass Lee Grant, der Koch, ständig auf einen Sprung nach draußen ging, um eine Zigarette zu rauchen. Außerdem hielt Gracie einen endlosen Monolog über einen Jungen namens Mason im Kindergarten, der in einer der Sozialwohnungen wohnt. Sie erzählte mir, dass er für die Mittagspause zwei kleine Tüten Chips, eine Flasche Cola, eine Tüte Haribo und ein portionsweise abgepacktes Stück Käse mitbekommt. Laut Gracie musste Mason vor dem versammelten Kindergarten stehen, während der Inhalt seiner Pausenbrotbüchse ausgebreitet und von Mrs. Bull, der Leiterin, verdammt wurde. Bei dem Wort »Büchse« fiel mir ein, dass ich seit Monaten nicht mehr mit Pandora gesprochen hatte. Ich denke mehrmals täglich an sie, aber ich bin ein stolzer Mann und warte darauf, dass sie mich anruft. Mit Blick nach draußen sah ich, dass sich Hugo Fairfax-Lycett zu den Rauchern in den Nieselregen gesellt hatte, der Erbe von Fairfax Hall. Er zündete Daisy ihre Zigarette an, und sie warf den Kopf in den Nacken und führte ihr kleines Kunststück vor, eine Abfolge von Rauchringen. Ich sah die Bewunderung in seiner Miene und bemerkte, dass meine Mutter den obersten Knopf ihres Oberteils aus Seidenimitat öffnete. Ich kann nicht nachvollziehen, warum Frauen bei Fairfax-Lycett immer so albern werden. Er
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