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Touchdown

Titel: Touchdown
Autoren: John Grisham
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gehen. Eine lange Nacht schickte sich an, noch viel, viel länger zu werden. Unauffällig verließ er die Pizzeria, suchte sich ein Taxi und kehrte ins Hotel zurück.
    *
    Zwei Tage später traf er sich mit Sam zum Mittagessen im Sorelle Picchi in der Strada Farini, gleich bei ihm um die Ecke. Sie hatten Geschäftliches zu besprechen, doch zuerst gingen sie noch einmal ausführlich das Spiel durch. Da Sam nicht arbeiten musste, teilten sie sich eine Flasche Lambrusco zu ihrer gefüllten Pasta.
    »Wann fliegen Sie nach Hause?«, fragte Sam.
    »Noch keine Pläne gemacht. Habʹs nicht eilig.«
    »Das ist ungewöhnlich. Normalerweise buchen die Amerikaner ihren Rückflug für den Tag nach dem letzten Spiel. Haben Sie kein Heimweh?«
    »Ich möchte meine Familie mal wieder sehen, aber >Heim< ist im Moment ein ziemlich unklarer Begriff für mich.«
    Sam kaute langsam auf einem Bissen Pasta. »Haben Sie sich schon Gedanken über nächstes Jahr gemacht?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Können wir drüber reden?«
    »Wir können über alles reden. Immerhin bezahlen Sie das Mittagessen.«
    »Signor Bruncardo bezahlt das Mittagessen, und er ist zurzeit in ganz ausgezeichneter Stimmung. Er hat es einfach gern, wenn er gewinnt, er liebt die Presseaufmerksamkeit, die Bilder, die Trophäen. Und er möchte das Ganze nächstes Jahr wiederholen.«
    »Das glaube ich gern.«
    Sam füllte beide Gläser auf. »Ihr Agent, wie heißt er gleich?«
    »Arnie.«
    »Arnie. Spielt er noch eine Rolle?«
    »Nein.«
    »Gut, kann ich dann zur Sache kommen?«
    »Klar.«
    »Bruncardo bietet Ihnen zweitausendfünfhundert Euro im Monat, über zwölf Monate, außerdem die Wohnung und das Auto für ein Jahr.«
    Rick nahm einen großen Schluck Wein und studierte das rot karierte Tischtuch. Sam fuhr fort. »Er würde lieber Ihnen das Geld geben, als es in zusätzliche Amerikaner zu investieren. Er hat mich gefragt, ob wir nächstes Jahr mit demselben Team noch einmal gewinnen können. Ich habe Ja gesagt. Stimmen Sie zu?«
    Rick nickte grinsend.
    »Er hebt also Ihr Gehalt an.«
    »Das ist kein schlechter Vertrag«, sagte Rick, wobei er weniger an das Gehalt als an die Wohnung dachte, die ja nun anscheinend von zwei Personen benötigt wurde. Auch dachte er an Silvio, der auf dem Familienhof arbeitete, und Filippo, der einen Zementlaster fuhr. Sie würden wer weiß was geben für so einen Vertrag, und sie trainierten und spielten genauso hart wie Rick.
    Aber sie waren auch keine Quarterbacks, nicht wahr?
    Noch ein Schluck Wein, dann dachte er an die vierhunderttausend Dollar, die Buffalo ihm gezahlt hatte, als er vor sechs Jahren verpflichtet worden war, und er dachte auch an Randall Framer, einen Teamkollegen in Seattle, dem man fünfundachtzig Millionen Dollar dafür gab, dass er noch sieben weitere Jahre lang Pässe warf. Alles ist relativ.
    »Sehen Sie, Sam, vor sechs Monaten hat man mich in Cleveland vom Platz getragen. Vierundzwanzig Stunden später bin ich im Krankenhaus aufgewacht. Meine dritte Gehirnerschütterung. Der Arzt hat mir nahegelegt, mit dem Football aufzuhören. Meine Mutter hat mich angefleht, es zu tun. Letzten Sonntag bin ich in der Umkleidekabine aufgewacht. Ich konnte zwar noch stehen, ich bin vom Platz gegangen, vermutlich habe ich mit allen anderen gefeiert. Aber ich kann mich nicht mehr dran erinnern, Sam. Ich war wieder k.o. gegangen. Zum vierten Mal. Ich weiß nicht, wie oft ich das noch überlebe.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich habe einiges abgekriegt in dieser Saison. Es ist immer noch Football, und härter als von Maschi wird man in der NFL auch nicht getroffen.«
    »Wollen Sie aufhören?«
    »Ich weiß es noch nicht. Geben Sie mir ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Ich muss erst wieder einen klaren Kopf kriegen. Ich werde ein paar Wochen Urlaub am Strand machen.«
    »Wo denn?«
    »Meine Reiseberaterin hat sich für Apulien entschieden, ganz im Süden, der Absatz des italienischen Stiefels. Schon mal da gewesen?«
    »Nein. Das wäre also Liwy?«
    »Ja.«
    »Und die Sache mit dem Visum?«
    »Darum macht sie sich keine Sorgen.«
    »Wollen Sie sie entführen?«
    »Es ist eine Gemeinschaftsentführung.«
    *
    Sie bestiegen den Zug sehr zeitig und hatten sich längst im heißen Abteil eingerichtet, als andere Passagiere noch eilig umherwuselten. Liwy saß ihm gegenüber, die Schuhe abgestreift, die Füße auf seinen Schoß gelegt. Orangefarbener Nagellack. Kilometerlange Beine.
    Sie beschäftigte sich mit einem Faltplan, der über
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