Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgeschwiegen

Totgeschwiegen

Titel: Totgeschwiegen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
du denn an ihr Haus gekommen?”
    “Das hab ich dir doch schon am Telefon erzählt.”
    “Tut mir leid. Ich hatte so schrecklich viel mit dem Wrigley-Fall zu tun, ich hab’s nicht richtig mitbekommen.”
    Sie schloss die Tür hinter ihm. “Dieser Einbruch mit anschließender Vergewaltigung?”
    “Ja.” Der Rechtsanwalt nickte.
    “Das
ist
ja auch eine vertrackte Geschichte”, gab sie zu, aber eigentlich wollte sie nichts davon hören. Sie hatte die Beweislage studiert und wusste, dass der Klient, ein dreißigjähriger Maurer, ein gefährlicher Gewalttäter war. Es gefiel ihr gar nicht, dass George alles daransetzte, diesen Kerl freizubekommen.
    “Das stimmt. Aber jetzt erzähl mir doch noch mal, wie du an dieses Haus gekommen bist. Du scheinst es ja sehr zu mögen.”
    “Ich war einfach nur zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle. Evonnes Familie will es verkaufen, aber ich habe sie überredet, es mir für drei Monate zu überlassen, bevor sie es anbieten.”
    “Du willst dich hier doch hoffentlich nicht niederlassen?”, fragte er.
    “In
Stillwater?”
, fragte sie ungläubig. Erst drängte er sie hierherzukommen, um mit ihrer Vergangenheit ins Reine zu kommen, und dann gefiel ihm nicht, dass sie seinen Rat befolgte?
    “Stimmt ja.” Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und strich sich mit der Hand über sein schon etwas lichter gewordenes Haar. “Das willst du sicher nicht. Du hasst dieses Städtchen ja.”
    So hätte sie es nicht ausgedrückt. Aber George war in einer wohlhabenden Familie groß geworden, von hingebungsvollen Eltern erzogen und von seiner jüngeren Schwester abgöttisch geliebt worden. Er konnte nicht verstehen, wie kompliziert ihre Kindheit und Jugend gewesen waren. Er hatte keine Ahnung, wie es sich anfühlte, wenn man im wahrsten Sinne des Wortes eine Leiche im Keller hatte.
    “Ich mag diese ländliche Gegend schon. Hier geht alles seinen Gang. Alles ist nett und gemütlich”, sagte sie, während er seinen Blick umherschweifen ließ. Es waren die Erinnerungen an früher, die sie quälten. Und heute außerdem auch die enorme Hitze. Aber in Jackson waren die Sommer auch nicht wesentlich angenehmer.
    “Du hast recht. Dieses Haus hat wirklich was Altehrwürdiges an sich”, stellte er fest.
    “Komm mit in die Küche. Du hast bestimmt Durst.”
    Er warf einen Blick in den Garten. “Wer ist denn das?”
    Teddy kniete am Rand eines Beetes und begutachtete den Neuankömmling kritisch, dann jätete er weiter.
    “Ein Junge aus der Nachbarschaft.”
    “Hübscher Kerl. Gut, dass er nicht schon zwanzig Jahre älter ist. Sonst würde ich mir Sorgen machen, dass er mir dich wegschnappt.”
    Grace hielt inne. Ihr war klar, dass George auf diese Weise ein Zeichen von ihr bekommen wollte, ein Zeichen, dass er hoffen konnte. Aber so einfach war das nicht. Natürlich mochte sie ihn sehr gern. Obwohl er sie eigentlich nicht wirklich verstand, war er immer ein aufopferungsvoller Freund. Und wenn die Wunden in ihrem Herzen verheilt waren, würde sie ihn heiraten und eine Familie mit ihm gründen.
    “Ich laufe dir schon nicht davon”, sagte sie schließlich.
    Er nahm ihre Hand, beugte sich herab und küsste sie auf die Stirn. “Dann bin ich ja beruhigt. Und wenn du wieder zu Hause bist, nehmen wir die Zukunft in Angriff.”
    Es war typisch für ihn, dass er sie auf diese Weise ermutigen wollte. Er wusste ja nicht, wie es sich anfühlte, wenn man tief im Innersten verletzt worden war. Ihm genügte es, wenn sie einfach nur zu allem Ja sagte.
    “So machen wir es”, stimmte sie zu, um sein Vertrauen in sie nicht zu erschüttern.
    Er sah sie skeptisch an, aber dann küsste er sie.
    Grace schlang ihre Arme um seinen Nacken und gab sich seinem Kuss hin, bis er intensiver wurde und sie den Widerwillen verspürte, der sie in solchen Situationen immer wieder erfasste. Sie schob ihn zurück und lächelte dabei, um ihre Panik zu überspielen. “Ich mach dir was zu trinken, okay?”
    “Gern.” Er folgte ihr, vorbei an den wenigen Kisten, die sie in ihrem eigenen Auto nach Stillwater mitgebracht hatte. “Und was hast du so vor, ganz allein in der kleinen Stadt?”, fragte er.
    “Das habe ich mich auch schon gefragt.”
    “Wie wär’s, wenn du meine Kanzlei hier vertrittst?”
    Sie schaute ihn skeptisch an. “Du willst doch nicht etwa deine Klienten hintergehen, indem du einer Staatsanwältin Zugang zu ihren Akten ermöglichst?”
    “Ach komm schon, Grace, das darfst du nicht so eng sehen. Du bist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher